Nocturnal opera - Opus Postumum

nocop_opuspostumum.jpgEine willkommene Abwechslung in die überwiegend auf der brettharten Schiene fahrenden saarländischen Metalszene stellen NOCTURNAL OPERA dar. Das Quartett wurde zwar schon vor mehr als drei Jahren gegründet, konnte sich aber aufgrund mehrerer Besetzungswechsel bislang noch nicht so behaupten. Im letzten Sommer kam die Band ins Gerede als kurz vorm RockArea-Festival Vorwürfe über eine rechte Gesinnung laut wurden und die Streichung vom Billing gefordert wurde. Doch man setzte sich zu recht vehement zur Wehr und konnte diese Anschuldigungen als haltlos herausstellen.
Musikalisch agiert man sehr vielfältig, hat verschieden stilistische Einflüsse, am ehesten dürfte man die Jungs in die Dark/Gothicmetalrichtung stecken. Im letzten Jahr enterte man das renommierte SU2_Studio in Illingen um unter der Ägide von Phil Hillen die erste Scheibe „Opus Postumum“ einzuspielen.

Das Werk sieht die Band eher als Abschluss ihrer bisherigen Schaffensphase, denn mit Keyboarder Michael verabschiedet sich erneut einer aus ihren Reihen. Ihn zieht es beruflich nach Berlin. Doch der Rest hat jetzt richtig Blut geleckt und will in Zukunft ihren Sound noch weiter ausbauen.
Ihre Einflüsse zu nennen fällt sicher schwer, hat man durchaus einen extremen Hintergrund, doch die Gitarren dominieren das Soundgewand nicht. Elektronische Musik wie EBM und Ambient hört man ebenso heraus wie Zitate traditionelleren Metals. Obendrein kommt noch eine gehörige Portion Gothic und Dark Wave, fertig ist das Gebräu.

Nachdem puckernde Synthies in „Narr im Schatten“ langsam herangestampft kommen, werden sie von einer fanfarenhaften Keyboard-Gitarrenharmonie weggefegt. Direkt danach kommt zum ersten Mal das Zusammenwirken der tiefen Stimme von Christian „Schmiddi“ Schmitt und dem Gekreische von Florian Biehl zum Tragen, was ein typisches Element von NOCTURNAL OPERA ist.
Zwar ist die Stimmlage von „Schmiddi“ nicht die unbedingt melodischste, doch bei der düsteren Ausrichtung der Mucke stört das weniger. In „Suburbia“ und „With my Knife“ erinnert sie leicht an Falk Hoffmann von SECRET DISCOVERY, was auch daran liegen könnte, dass die deutschen 90er-Goth-Heroen einen ähnlichen Background hatten.
Darüber hinaus bekämpfen sich die Synthesizerschwaden und die Gitarrenstaccatos ebenso. Im Sechsaiterbereich bringt der Mann auch noch in paar gute Soli und Leadfills an den Start, während er sich meist auf atmosphärische Rhythmusarbeit beschränkt.

Hier wird deutlich, dass es der Formation gelingt aus den verschiedenen Zutaten einen homogenen Brei zu mischen und nicht wie ein aneinanderreihen verschiedener Stile zu klingen. Wuchtig, episch tönen die Songs aus den Boxen, was der wieder einmal starken Produktion von Phil Hillen geschuldet ist. Wer die Band schon live erleben durfte wird wissen, dass die Tasteninstrumente oft etwas zu sehr im Hintergrund stehen. Auf „Opus Postumum“ können sie sich endlich voll entfalten und verleihen den Kompositionen zusätzliche Tiefe.

Der druckvolle Klang kommt auch dem Schlagzeugspiel von Dominik Schlick zugute, denn seine Schiessbude ballert hier ordentlich am besten nachzuhören im wuchtigen „With my Knife“. Auch mit seinen gezielt eingesetzten Doublebass-Schüben weiß er zu überzeugen.
Tödlicher oder schwarzer Stahl hat bei NOCTURNAL OPERA vor allem bei den Vocals von Biehl seine Finger im Spiel. Am ehesten in diese Richtung geht noch „Suspiria“, dass an melodische Blackmetalacts wie DIMMU BORGIR angelehnt ist. Am Ende gelingt ihnen mit dem von frostigen Pianos begleiteten „Forgotten“ ein kleiner Hit, der sich recht schnell im Gehör festsetzt.

Die Saarländer schaffen es einem Genre, welches sich momentan in der Sackgasse befindet ein paar neue Impulse zu liefern. Im songwriterischen Bereich könnte man zwar noch ein wenig mehr auf den Punkt kommen, was aber sicher noch kommt, wenn sich die Truppe mehr eingespielt hat. Denn in dem Bereich kann es das „Opus Postumum“ durchaus mit den billigen Nachahmern aufnehmen, welche die Szene in den letzten Jahren überfallen haben. Wer sich vor zehn Jahren mit dem Sound anfreunden konnte und regelmäßig zu den „Out of the Dark“-Festivals gepilgert ist, sollte hier mehr als nur reinhören. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 33:11 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungsdatum: Dezember 2008

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