Parkway Drive - Darker Still

parkwaydrive darkerstillKurze Frage in die Runde?! Darf man eigentlich mit 40 Jahren noch anfangen eine Band wie PARKWAY DRIVE zu hören oder ist man dann schon zu alt für diesen modernen Kram? Natürlich ist diese Frage nicht ganz ernst gemeint, denn für gute Musik ist man nie zu alt oder zu jung. In meinem Falle ist es aber tatsächlich so, dass ich die Band aus Down Under in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens konsequent ignoriert habe. Warum hätte ich auch eine Metalcore Band hören sollen, wenn ich Metalcore im Durchschnitt eher langweilig finde.

Vermutlich ist es genau das, was mir den Zugang zu dieser Band in diesem Jahr erleichtert, denn PARKWAY DRIVE sind seit ein paar Jahren gerade eben nicht mehr Metalcore, sondern stehen stilistisch Modern Metal Bands wie MACHINE HEAD oder TRIVIUM deutlich näher. Und vermutlich ist genau das auch der Grund, warum die Band seit „Ire“ (2015) nicht mehr in Clubs spielt, sondern inzwischen Headliner bei Festivals ist und große Arenen füllt.
Und so bin ich dann auch bei PARKWAY DRIVE gelandet, weil ich einfach mal wissen wollte, was die Band so besonders macht, dass sie inzwischen diesen Status besitzt, der fast schon logisch die üblichen bandinternen Probleme mit sich brachte, die auch das siebte Studioalbum „Darker Still“ geprägt haben.

Persönlich mag das für die beteiligten Musiker schwierig gewesen sein, aber bekanntermaßen ist Kunst immer dann am besten, wenn negative Energien vorhanden sind. Das bedeutet jetzt nicht, dass PARKWAY DRIVE beim neuen Album einen Schritt zurück zu den aggressiveren ersten Jahren gehen würden, sondern „Darker Still“ wirkt in meinem Ohren wie die logische Fortsetzung von „Reverence“ (2018). Wer hier Metalcore erwartet, wird also ganz klar enttäuscht sein und mit der Band noch weniger anfangen können wie noch auf dem Albumvorgänger.

Ich bin mir bewusst, dass ich nicht der erste bin, der diese Parallele zieht, aber „Darker Stil“ wirkt im Bandkontext tatsächlich so wie es bei METALLICA mit dem „schwarzen“ Album nach „Ain’t Justice For All“ war. „Darker Still“ ist an vielen Stellen zugänglicher auch für normale Rock- und Metalhörer und PARKWAY DRIVE fabrizieren hier am laufenden Meter Hymnen für die größten Arenen diesseits und jenseits des Atlantik.
Andererseits ist die Musik der Australier immer noch so hart, so mächtig und teils auch immer noch brutal, dass ich es absurd finden würde, hier von „Mainstream“-Musik zu sprechen.

Mich hat dieses Album jedenfalls bereits beim ersten Hören komplett umgehauen, was sicherlich davon begünstigt wurde, dass ich wie eingangs erwähnt keine Erwartungen an „Darker Still“ hatte. War im letzten Jahr „In The Court Of The Dragon“ von TRIVIUM das unumstrittene Modern Metal Highlight, so ist in diesem Jahr „Darker Still“ das Album, das zeitgemäßen Heavy Metal bietet so wie er sein sollte.

Ich finde, PARKWAY DRIVE schaffen es mit diesem Album auf beeindruckende Art und Weise Aggression und Melodie auf der einen Seite und songdienliche Strukturen mit Experimenten auf der anderen Seite zu verknüpfen, so dass für jeden Metalhead hier etwas Passendes dabei sein sollte.

Bereits der Opener „Ground Zero“ ist so geschickt arrangiert und musikalisch so intensiv und emotional, dass es einem wirklich einfach fällt, in dieses Album hineinzufinden. „Glitch“ und „Imperial Heretic“ sind im weiteren Verlauf Songs, bei denen man sich bildlich vorstellen kann wie Mütter und Väter zusammen mit ihren Kids bei den Konzerten rumhüpfen. Und wem das zu melodisch und zu harmlos klingt, für den haben die Australier dann noch Songs wie „Like Napalm“ und „Soul Bleach“ im Repertoire, die einen niederwalzen, auch wenn der „Kill, Kill, Kill“ Refrain bei „Soul Bleach“ vielleicht nicht ganz wörtlich zu nehmen ist.

Richtig gnadenlos präsentieren sich PARKWAY DRIVE dann beim Albumabschluss „From The Heart Of The Darkness“, wenn ich einen Song von diesem Album empfehlen würde, dann wäre es dieses Monster. Etwas experimenteller gehen PARKWAY DRIVE bei „Land Of The Lost“ und „If A God Can Bleed“ zu Werke, denen man anhört, dass die Band vielleicht etwas zu viel mit Studioequipment rumgespielt hat.

Fast logisch findet sich mit dem titelgebenden Stück auch noch eine reinrassige Ballade auf diesem Album, bei denen ich erneut METALLICA als Referenz angeben muss, denn Aufbau und Länge des Songs erinnern an welchen Song? „Nothing Else Matters“ natürlich. Mir persönlich gefällt die Nummer richtig gut, weil ich diesen epischen Ansatz mag und es respektabel finde, dass die Band eben gerade nicht nur eine 3-minütige Ballade gemacht hat, sondern einen 7-minütigen Song, der Drehungen und Wendungen hat. Ähnliches gilt für „The Greatest Fear“, das ist genau genommen eine Epic Metal Nummer im Gewand einer ehemaligen Metalcore Band. Sehr spannend. Ist euch aufgefallen, dass Winston McCall hier stark nach Peavy Wagner von RAGE klingt und der Refain hat was PINK FLOYD oder bilde ich mir das ein?

Gerade der Sänger der Band hat meines Erachtens nach riesige Fortschritte gemacht und gehört definitiv zu den besten aktuellen Sängern des Metalgenres. Das ist ein klares Qualitätsmerkmal von diesem Album, dass sowohl die Modern Metal Parts als auch die Death Metal Parts gesanglich super geworden sind. Wobei PARKWAY DRIVE definitiv mehr sind wie nur ihr Sänger. Ich finde es klasse, dass es auch im modernen Heavy Metal noch längere, epische Gitarrensoli geben darf und der Drumsound bei diesem Album ist eine klare eins mit Sternchen.

Gerade das ist bei modernen Metalproduktionen oftmals ein Schwachpunkt, entweder klingen die Drums zu künstlich oder sie stehen im Mix so weit im Hintergrund, dass der Druck fehlt oder so weit im Vordergrund, dass der Rest nicht mehr zur Geltung kommt. Nein, hier passt diesbezüglich wirklich alles.

Wie anfangs erwähnt, hätte ich niemals gedacht, dass mich mal ein PARKWAY DRIVE Album so begeistern könnte wie es bei „Darker Still“ der Fall ist. Auch „Ire“ und „Reverence“, die ich natürlich ebenfalls erst vor kurzem kennengelernt habe, waren bereits gute Alben und für viele Fans der ursprünglichen Band vielleicht noch erträglich, weil der Death Metal Anteil immer noch hoch war.
„Darker Still“ ist hingegen kein Death Metal mehr, es ist auch kein Metalcore mehr, sondern einfach nur perfekt inszenierter Heavy Metal moderner Prägung und was das angeht, spielen PARKWAY DRIVE inzwischen in der obersten Liga mit. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20169,5 9,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 46:38 min
Label: Epitaph Records
Veröffentlichungstermin: 09.09.2022

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