Phiasco - Kessel

202206 phiasco kesselHabe ich gerade noch zum x-ten Male die MP3 des Albums „Kessel“ von PHIASCO gehört, die mir Georg freundlicherweise ziemlich zügig geschickt hat und mich gewundert, wie man so einen Klang in eine komprimierte Datei packen kann, da drückte mir ein Arbeitskollege genervt ein großes Päckchen in die Hand und meinte „Schallplatten?“. Ich nickte und riss es ihm aus der Hand.

Zeitsprung nach Hause. Ich öffne die Umverpackung vorsichtig aber rechnete nicht damit, dass mich PHIASCO wild von einem Pizza-Karton anschauen. „#18 ohne Anchovis“ steht noch drauf und drinnen passperfekt das neue Album auf Vinyl. Das Layout ist mehr als gelungen und passt sehr gut zu dem eher schlichten, aber hochwertigen Layout des Albums, dass einen gepimpten Boiler zeigt.
Oh wow, jetzt bin ich platt!  „Viel Spass… und …reingehaun“ sagt am Ende der freundliche Brief, der dabei lag. Oh ja, der Spass ist jetzt schon auf 11.

Kaum hab ich die Nadel in die Rille gesenkt öffnet sich mir auch schon gleich die ganze unkomprimierte Bandbreite der Musik. Das haut rein, bis in die Magengrube.
Mit dem Stück „Cherokee“ beginnt die Reise. Ich grummelte „es gibt auch noch andere Stämme“ wippte aber alsbald mit und summte den Refrain. Der stark an NWOBHW erinnernde Stil gewürzt mit einer Prise Stonerrock geht gut rein. Zweistimmige Gitarren, saftiger Bass, schön pochendes Schlagzeug - das sind doch immer die besten Zutaten.
Zum nächsten Song „Lucky Loop“ gibt es ein fantastisches Video und wenn man das gesehen hat, dann macht die Passage am Ende in dem es heut „Achtung, Achtung! Ich überhole!“ gleich viel mehr Sinn. Als PHIASCO das Stück beim Hoflärm Open Air live gespielten, war mir noch nicht klar was das soll.
Nach dieser klanglichen Achterbahn folgt das eher ruhige „Womb“. Das Lied erzählt eine Story, baut Spannnungsbögen auf und entlädt sich in psychedelischen Passagen.
Es wird auf dem Album „Kessel“ grundsätzlich nicht gespart an interessanten Liedstrukturen, die gerne mit Ohrenwürmern und bemerkenswerten Riffs Hand in Hand gehen.
Der Gesang ist angenehm kräftig, erdig und oftmals zweistimmig und driftet nie ins harsche oder schrille ab. Passt also von der Klangfarbe sehr gut zum allgemeinen Sound des sehr transparent und organisch produzierten Albums.
Das Email-Interview verrät dann doch mehr Details zur Entstehung als das Albumcover. Da hätte ich mir noch ein Beiblatt gewünscht. Aber das ist Jammern auf hohen Niveau. Bedankt man, dass PHIASCO das meiste alleine stemmen, ist das Ergebnis mehr als perfekt - jedenfalls für Leute wie mich, die so eine Art Album mit DIY-Charakter mögen. Das Ergebnis ist daher eigentlich 100% PHIASCO. (Lol, der Bandname ist einfach Gold!)

Da in der Pizzaschachtel auch eine Ausgabe des vorherigen Albums „Vieh“ auf Vinyl lag, die ich mir natürlich ebenfalls reingezogen habe, ist klar zu erkennen, dass die Band sich selbst treu geblieben ist. Sei es der Sound oder der Mix an Themen, „Kessel“ ist eine logische Weiterentwicklung und wenn ich das richtig gesehen habe, sind auch noch die gleichen vier Kumpels mit dabei.

Dann kann ich der Band aus „Köllefornia“ nur wünschen, dass die Platte breiten Anklang findet und das Telefon nicht mehr zur Ruhe kommt, vor Konzertanfragen.
Frei nach einem „Werner“-Comic rufe ich deshalb „Das muss Kesseln!“ - und das tut es auch.
Reingehaun! (Andreas)

 

Andreas9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 45:31 min
Label: Eigenvertrieb
Veröffentlichungstermin: 05.06.2022

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