Serious Black - Vengeance Is Mine

seriousblack vengeanceismineWie geht man als Kritiker mit den Alben einer Band um, bei der man mit einem Mitglied schon seit Jahren auch privat in Kontakt steht? Viele werden jetzt sagen, so objektiv und neutral wie möglich. Ich persönlich bin der Meinung, dass das absoluter Blödsinn ist. Wie bitte soll das funktionieren? Wer mich kennt, der weiß auch, dass es bei mir kein gutes Review gibt, nur weil ich mit einem Musiker gut kann oder gar mit ihm befreundet bin. Im Gegenteil! Da höre ich dann nämlich noch genauer hin. Doch meine Meinung kann in solchen Fällen nur absolut subjektiv sein.

Das weiß auch Mario Lochert, seines Zeichens Gründungsmitglied und Bassist von SERIOUS BLACK, mit dem ich in Kontakt stehe, seit er 2006 mit EMERGENCY GATE das Debütalbum „Nightly Ray“ veröffentlichte. Also bereits seit 16 Jahren. Trotzdem, Fanbrille ist nicht und ich nehme gegenüber dem Bayern bis heute, was seine Musik angeht, kein Blatt vor den Mund. Das gilt auch für die 2014 gegründeten SERIOUS BLACK, deren einzige verbliebene Gründungsmitglieder Lochert und Gitarrist Dominik Sebastian sind. In der Vergangenheit war die international besetzte Gruppe äußerst fleißig und veröffentlichte ihre ersten drei Alben „As Daylight Breaks“ (2015), „Mirrorworld“ (2016) und „Magic“ (2017) jeweils im Jahresrhythmus.

Dies änderte sich erst mit dem letzten Werk „Suite 226“ für das man sich ganze drei Jahre Zeit ließ. Der Weg von SERIOUS BLACK schien stetig nach oben zu gehen. Allerdings nur bis 2021. Da krachte es dann plötzlich ganz gewaltig im Bandgefüge. Für die restlichen Mitglieder recht unerwartet gab Sänger Urban Breed seinen Ausstieg bekannt.

Ich werde hier jetzt nicht so weit gehen, die Schuldfrage in den Raum zu stellen. Das mögen bitte andere tun! Fakt ist, dass SERIOUS BLACK von jetzt auf gleich ohne Sänger dastanden.

Mitten in der Produktion der neuen Scheibe! Und auch im Privatleben von Mario Lochert knallte es ganz gewaltig. Doch wie bereits zu Breed werde ich mich dazu nicht äußern. Wir sind hier beim Neckbreaker und nicht bei der Bild-Zeitung!

Bewerber für den Sängerposten gab es genug. Doch als die Frist eigentlich schon abgelaufen war, kam ausgerechnet vom Label der entscheidende Tipp. Dieses riet der Band nämlich einmal den Serben Nikola Mijić (EDEN’S CURSE) abzuchecken. Der Sänger schickte sein Demo und überzeugte sofort.
Am 25.02. erscheint nun mit „Vengeance Is Mine“ das fünfte Album aus dem Hause SERIOUS BLACK. Dessen Titel passt wie die Faust aufs Auge. Doch dies ist nicht nur die erste Veröffentlichung mit Nikola Mijić, nein auch ein alter Bekannter ist zurück an Bord. Und zwar Gitarrist und Keyboarder Bob Katsionis, der schon von 2015 bis 2017 dabei war.

Und wie klingt das jetzt?

Eins vorab, SERIOUS BLACK 2022 haben klanglich mit SERIOUS BLACK 2020 nichts mehr zu tun. Wo „Room 226“ noch stark im Power Metal angesiedelt war und die von Breed verfassten Texte eher dem Bereich der Fantasy zuzuordnen waren, ist heuer alles anders.

Die Band geht melodiöser und rockiger zu Werke und erinnert in ihren besten Momenten gar an ältere JUDAS PRIEST. Wer Urban Breed vermisst, dem sei gesagt, wartet bis ihr Nikola Mijić gehört habt.

Bereits der Opener „Rock With Us Tonight” ist eine absolute Hymne. Mijić singt erstklassig und passt stimmlich hervorragend. Als Hörer möchte man der Aufforderung der Band nur zu gerne nachkommen. Weiter geht es mit dem lyrisch bitterbösen, musikalisch aber tollen „Out Of The Ashes“. Man merkt schnell, dass auf „Vengeance Is Mine“ die Fantasy Geschichten passe sind. Hier regiert die harte Realität. Und mit „Fallen Hero“ überzeugt man erneut. Bei „Senso Della Vita“ fragen uns SERIOUS BLACK nach dem Sinn des Lebens. Bei „Ray Of Light“ darf dann Nikola Mijić zeigen, was er gesanglich alles draufhat. Und das ist eine ganze Menge. Auch wenn irgendwas an der Nummer mich an die Melodie von Doktor Schiwago erinnert. Oder bilde ich mir das nur ein? Ein guter Song ist ein guter Song.

Der Höhepunkt des Albums ist für mich allerdings „The Story“. Es gibt ja immer noch das Klischee (warum eigentlich?), dass Metaller alle bitterböse und knallhart sind. Doch wenn Nikola hier die Worte „No, they don’t know who I realy am, And they don’t know what I’ve been through, Like you do, And I was made for you” singt, berührt mich das zutiefst. Manche mögen das kitschig finden, aber so eine Wirkung haben nur wenige Lieder auf mich.

Vielleicht noch „Mom“ von GARTH BROOKS bei dem mir, egal wie oft ich den Song höre, jedes Mal die Tränen kommen. Mario Lochert hatte mir schon Monate vor der Veröffentlichung des Albums gesagt, dass „Vengeance Is Mine“ die bisher beste Scheibe von SERIOUS BLACK werden würde. Meine Antwort war, dass ich ihn beim Wort nehmen würde. Nun, einer der Songs auf dem Album heißt „Album Of Our Life“.

Mario hat Wort gehalten. Auch wenn hier vieles anders ist, besser waren SERIOUS BLACK noch nie! (Matthias)

Bewertung:

Matthias9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 52:21 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 25.02.2022

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