Damian Wilson - Limehouse To Lechlade

damianwilson limehousetolechladeEigentlich hatte ich nicht geplant, über DAMIAN WILSONs neues Soloalbum ein Review zu schreiben. Zuviel Stress, zu wenig Zeit und überhaupt kann man ja nicht über alles schreiben. Zu Beginn fand ich die Scheibe auch etwas gewöhnungsbedürftig, klingt sie doch stellenweise, als sei Damian in ein Jazzorchester gefallen. Da zeigt sich eindeutig der schlechte Einfluss, den Adam Wakeman auf ihn hat. Nee, Spaß beiseite - je öfter ich mir das Album angehört habe, desto mehr hatte ich das Gefühl, auch etwas darüber schreiben zu müssen. Und hier bin ich nun, fast drei Monate zu spät, aber besser spät als nie.

„Limehouse To Lechlade“ ist Damians erstes Soloalbum seit „Built For Fighting“ aus dem Jahr 2016. Untätig war er jedoch nicht, ist er doch stets in unzähligen Bands und Projekten unterwegs, sei es nun gemeinsam mit Adam Wakeman (Konzerte mit diesen beiden sind absolut empfehlenswert. Nicht nur aufgrund der Musik, sondern auch aufgrund der Geschichten, die dem Zuschauer auf die unvergleichlich britisch-humoristische Art näher gebracht werden) oder mit AYREON, STAR ONE, HEADSPACE, MAIDEN UNITED oder ganz aktuell ARENA.

Ganz neu ist die Platte im Grunde auch nicht, sind doch die Songs darauf laut eigener Aussage über einen Zeitraum von 20 Jahren entstanden – was sich auch in der Symbolik des Albums widerspiegelt. „Limehouse To Lechlade“ klingt zunächst einmal einfach schön poetisch, spielt tatsächlich aber auf die Themse an, die von Limehouse bis Lechlade von kleinen Booten befahren werden kann. Kleinen Booten wie denen, auf denen Damian Wilson jahrelang lebte (bevor sie immer wieder sanken, bevorzugt dann, wenn er grade irgendwo auf Tour war) und auf denen er die Themse immer wieder auf und ab fuhr. So reiste er schon mal zu einem Festival per Boot an und plante dafür 40 Tage ein. Sicher ist sicher.

Doch die Themse, mit der Damian als Urlondoner, dessen Großvater schon in den London Docks gearbeitet hat, fest verbunden ist, steht hier nicht nur für den Fluss, der sie nun mal ist, sondern auch für den Fluss des Lebens, auf dem sich Damian fortbewegt hat. Auch das Albumcover greift dies auf, zeigt es doch die Themse etwas unterhalb von Limehouse mit Blick Richtung Lechlade. Am unteren Rand kann man gerade noch die Thames Barrier erkennen, wo Damian auch mal gearbeitet hat – also eine weitere Station seines Lebens.

Und während Damian bei seinen vielen Bands ja immer eher schwermetallisch progressiv oder zumindest rockig unterwegs ist, so zeigt er bei seinen Solowerken und auch gemeinsam mit Adam Wakeman eine deutlich ruhigere Seite. Wobei ruhig natürlich relativ ist. Denn wenn so ein Jazz-oder Swingensemble erst mal richtig loslegt ist es mit der Ruhe ganz schnell vorbei.

Dabei sind die Texte oft sehr ernsthaft, aber doch immer mit einem Funken Hoffnung verbunden. Das zeigt sich auch musikalisch. Schon der Opener „Once We’re Gone“ kommt fröhlich jazzig swingend daher, unterstützt von Bläsern und tollem Backgroundgesang. Und auch der Titelsong steht da in nichts zurück. Hier gibt es auch noch Streicher obendrauf. Damians Stimme steht weit im Vordergrund und ergänzt sich perfekt mit der schönen Instrumentierung.

Songs wie „Fire & Ashes“, „No Money“ oder „It Ends Here“ swingen richtig fröhlich vor sich hin und wirken fast etwas ungewohnt. Auf lange Sicht machen sie aber doch Spaß. „No Money“ hat sogar die ein oder anderen BEATLES-Vibes zu bieten.

Wie bereits gesagt, sind die Songs für dieses Album über einen sehr langen Zeitraum entstanden und so hat Damian auch betont, dass „Hard To Keep Faith“ nicht für die derzeitige Situation mit Corona geschrieben wurde, sondern bereits davor entstanden ist. Aber der Song könnte nicht besser in die heutige Zeit passen. Und das Video dazu ist eines der besten, die ich zum Thema Corona/Isolation/Auftrittsverbot gesehen habe. Für mich ist der Song, der zunächst ruhig und getragen startet und dann in einem fulminanten Gitarrensolo gipfelt, der Höhepunkt des ganzen Albums und ich hoffe doch sehr, dass es dieser Song zukünftig in die Livesetlist schaffen wird.

Das gleiche hoffe ich auch für das letzte Stück des Albums. „Cornerstone“ ist ein wunderschönes, ruhiges, hauptsächlich auf Klavier und Gitarre reduziertes Stück, das geradezu danach schreit, von Damian und Adam live gespielt zu werden. Was auch einen schönen Übergang zum Bonussong „Seek For Adventures“ gibt. Dieser wird regelmäßig von den beiden gespielt und stammt vom gemeinsamen Album „Weir Keeper’s Tale“.

Damit beinhaltet „Limehouse To Lechlade“ im Prinzip genau das, was man als Fan von Damian Wilson erwartet. Auch wenn das Album nochmal eine gute Nummer ruhiger ist als die meisten seiner Veröffentlichungen, auch im Vergleich mit „Built For Fighting“ oder den Alben gemeinsam mit Adam Wakeman. Aber das stört überhaupt nicht, ganz im Gegenteil, ist das Album doch so im Grunde näher an den Konzerten, die man derzeit so schmerzlich vermisst. Und außerdem kann einfach nichts, was Damian mit seiner Stimme veredelt, auch nur im Ansatz schlecht sein. Von daher – „Limehouse To Lechlade“ ist einfach ein schönes Album geworden. (Anne)

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 47:53
Label: Blacklake
Veröffentlichtungstermin: 12.11.2021

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