Daily Thompson - God of Spinoza

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DAILY THOMPSON wurde aus der Idee geboren, Schweine-Rock und Schrammel-Punk hinter sich zu lassen. Damit dies gelingt haben alle Musiker hart gekämpft und viel geprobt um mal grundsätzlich den Rahmen ihres Sounds für die Band abzustecken.

Wenn man als Musiker eine Band gründet, dann versucht man in einer Nische zu wachsen und sowohl sein Können als auch sein Profil zu schärfen. Nicht jedem Musiker oder Musikerin gelingt das. Viele werfen schon früh das Handtuch, denn einfach ist es nie.


Mephi, Danny und Matze haben ihren Traum für und von Musik leben zu können verwirklicht. Als Liveband sind sie gerne gesehen, bringen jede noch so triste Hütte zum wackeln und tüfteln unentwegt im Proberaum an Sounds, die ihnen gefallen und mit denen sie als DAILY THOMPSON die Welt beglücken können.
Aber wie auch die meisten Musiker saßen DAILY THOMPSON im Lockdown fest und konnten keine Konzerte spielen. Aber da die Band nur aus zwei Haushalten besteht, haben sie anstatt Trübsal sich mit Songideen gegenseitig den Kopf freigeblasen und dabei etwas mehr als ein gutes Jahr nach dem Vorgängeralbum „Oumuamua wieder ein komplettes Album am Start.

Wer DAILY THOMPSON kennt der weiß, dass sie vom sogenannten Grunge-Sound stark beeinflusst sind. Wobei auch klassischer Hardrock und psychedelischer Blues eine Rolle spielen. 

Das nun fünfte Album namens „God Of Spinoza“ fasst für mein Dafürhalten das bisherige Schaffen soundmäßig kompakt zusammen. Jedoch überwiegt der „Grunge“-Sound im Vergleich zu den vorherigen Alben, wie man gleich beim ersten Stück „Nimbus“ hören kann. SMASHING PUMPKINS-Fans werden sich verwundert die Augen reiben, ob das nicht ein Song ist, den Billy Corgan DAILY THOMPSON auf den Leib geschrieben hat. Den darauf folgenden Titel „Cantaloupe Melon“ hätte Kurt Cobain sicher auch gerne gesungen. Jedoch steuert Mephi den Gesang ergänzend, und wie eine Antwort erscheinend, zu Dannys Strophen bei.

Ein Freund von mir sagte in den späten Neunzigern mal: „das ist laut-leise Musik“ und seitdem ist das für mich eine treffende Beschreibung. Ruhige Teile, die Atmosphäre oder Spannungsbögen erzeugen, entladen sich in spannenden musikalischen Achterbahnen, bei denen man ordentlich durchgeschüttelt wird und laut schreiend die Arme hochwirft, damit das Gefühl noch stärker den Körper durchzieht. Hab ich eigentlich schon ALICE IN CHAINS oder STONE TEMPLE PILOTS erwähnt? Das Titelstück „God Of Spinoza“ badet in deren Sound, wie ein Entchen in der Badewanne.
Für alle die gerne in die Philosophie eintauchen bieten die Schriften des Rationalisten Baruch de Spinoza, der im 16. Jahrhundert mit ketzerischen Thesen wie etwa „Gott ist in allem“, problemlos aneckte reichlich Stoff die weiterhin gepredigten Lehren der christlichen Religion zu hinterfragen.

Aber nun weiter zur Musik. „Golden Desert“ ist ein ruhiges Stück, welches auch auf dem Vorgängeralbum „Oumuamua“ hätte landen können. Danach sorgt „A Girl Like You“ für Kopfkino. Dieser Titel ist ein heißer Kandidat im Soundtrack von einem „Coming of Age“-Film zu landen. Psychedelisch geht es weiter mit „Muaratic Acid“. Mal minimalistisch im Sound, mal komplex. Eine selbstbewusste Bassline durchzieht auch hier das Stück und lädt dazu ein die Gedanken schweifen zu lassen. Bevor ich anfange weg zu dösen, tritt mir die überraschend flotte Hardrock-Nummer „Midnight Soldier“ kräftig in den Arsch. Hab ich so von DAILY THOMPSON noch nicht gehört.
Abschließend trifft man Jesus beim Essen. Die Southernrock-lastige Nummer „I Saw Jesus In A Taco Bell“ lässt mit hemdsärmeliger Lockerheit das Album ausklingen.

Hat eigentlich schonmal jemand erwähnt, dass Danny nicht nur coole Riffs zockt, sondern auch großartige Soli?

Meine Güte ist das ein spannendes Album geworden! Mit dieser Überraschungstüte an griffigen Songs, schärfen DAILY THOMPSON gewaltig ihr Profil und präsentieren einen Ohrwurm nach dem anderen. 

STING sagte in einem Interview „wenn mich ein Song nicht nach acht Takten packt, bin ich nicht interessiert!“ Bei „God Of Spinoza“ packt mich jeder der acht Songs auch nach zig-maligem Anhören. Dazu bei trägt auch die gefühlt mühelose Spielweise der drei Dortmunder, die wunderbar vom Labelkollegen Peter Bering, Gitarrist der THE PIGHOUNDS, eingefangen wurde. Der Sound ist dermaßen transparent, dass ich mich wenig anstrengen muss Matzes entspanntem Schlagzeugspiel zu folgen.
Ausserdem das pralle, aber nie lästige Mastering von Tony Reed, dem Gitarristen von MOS GENERATOR aus Seattle, welcher auch das Mellotron bei „Cantaloupe Melon“ eingespielt hat. Hier schließt sich auch noch ein Kreis, denn 2015 haben DAILY THOMPSON zusammen mit MOS GENERATOR eine 7" Split veröffentlicht.

Was jetzt fehlt sind Gigs, Gigs, Gigs, um den Leuten die großartigen Stücke von „God Of Spinoza“ in die Gehörgänge zu tackern. Dazu ist im nächsten Jahr hoffentlich genügend Gelegenheit. Jetzt im Dezember 2021 sieht es wieder trübe aus. Bis dahin ist viel Zeit die neuen Songs von DAILY THOMPSON ausgiebig zu studieren, damit man jederzeit einspringen kann, falls mal einer der Musiker lieber im Publikum stehen und Bier trinken will.

Dem oft verfluchten und beinahe religiös verbrämten Grunge-Rock hauchen DAILY THOMPSON neues Leben ein. Was einst von der Musikindustrie gehyped und ausgelutscht wurde, kann nun unbehelligt weiter wachsen und gedeihen. Ich schlage vor, wir sagen einfach wieder Rockmusik dazu, denn wenn du beim Hören nicht ruhig sitzen bleiben kannst, dann rockt es und tritt dir bestenfalls in den Hintern. (Andreas)

 

Bewertung:

Andreas9,5 9,5 / 10


Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 53:11 min
Label: Noisolution
Veröffentlichungstermin: 03.12.2021

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