Tygers Of Pan Tang - Majors & Minors

tygersofpantang majorsandminorsDie Truppe sollte eigentlich wieder voll im Saft stehen, so großartig wie ihre Leistungen im letzten Jahrzehnt waren, sowohl im Studio als auf der Bühne. Doch auch sie gehören zu den Opfern von Corona, die Tour zum überragenden „Ritual“ fiel aus, kurz darauf nahm Gitarrentalent Mickey Crystal seinen Hut. Mit seinem Nachfolger Francesco Marras befinden sich die TYGERS OF PAN TANG aktuell in Wartestellung, weswegen die Archive durchforscht wurden. Nach einem Re-Release von „Ambush“ gibt es jetzt mit „Majors & Minors“ eine Compilation aus Liedern der letzten vier Scheiben. Wie viel Sinn macht das bei den unterbewerteten NWOBHM-Veteranen?

Um den Sinn dahinter zu verstehen muss man sich mit der Geschichte der Band befassen, die sich in drei Phasen gliedert, wobei man die mittlere mehr oder minder ignorieren kann. Die Formation brachte ja schon einmal eine Best Of heraus, die ebenfalls vier Scheiben umfasste, welche in den Jahren 1980-1983 veröffentlicht wurden. Damals war die Welle auf dem Höhepunkt und Robb Weir und seine Mannen schwammen oben mit.
Auf der von ihrem Label, dem Major MCA veröffentlichten Rückblick auf die frühen Jahre konnte man die Entwicklung gut ablesen. Von den rauen Anfangstagen, den geschliffeneren Scheiben „Hellbound“ und „Crazy Nights“ mit John Sykes an der Gitarre und John Deverill als Sänger, bis hin zum kommerziellen Versuch „The Cage“. Wobei Letzteres misslang und zu ersten Aus führte, einen Produzenten wie die Konkurrenten DEF LEPPARD mit „Mutt“ Lange konnten sie mit Steve Thompson nicht aufbieten.

Jener Thompson war es auch, der die Band mit fast komplett neuem Line-Up Ende der Achtziger noch einmal aufleben ließ. Jedoch setzte er weiter auf den eher poppigen Anstrich, weswegen „The Wreck-Age“ und „Burning In The Shade“ floppten. Mehr als zehn Jahre später sammelte Weir neue Mitstreiter um sich, mit denen er in Wacken auftrat. Doch weder mit den Sängern noch mit den Longplayern war den TYGERS OF PAN TANG Glück beschieden. Das von Tony Liddell eingesungene „Mystical“ zeigte die Bandbreite der Formation auf, allerdings klangen Songs und Produktion sehr hüftsteif. Trotz besserer Lieder ging das moderne Gegenstück „Noises From The Cathouse“ mit Richie Wicks am Mikrofon ebenso unter.

Die Rettung kam in Person des Italieners Jacopo Meille, der sich zu dem mittlerweile eingeschworenen Haufen aus Weir, Bassist Brian West, Gitarrist Dean Robertson und Drummer Craig Ellis zusammen gesellte. Mit dessen Enthusiasmus und Power konnte „Animal Instinct“ endlich wieder an die Frühphase anknüpfen, ebenso wie das stilistisch ähnliche „Ambush“. Während die erste Platte von THUNDER-Mann Ben Matthews eher einen klassischen Rocksound verpasst bekam, inszenierte Reglerlegende Chris Tsangarides den Nachfolger metallischer.
Von beiden Alben gibt es hier zwei Titel zu hören, des treibende „Let It Burn“ und das hymnische „Hot Blooded“ auf der einen, „She“ und vor allem der knallige Opener „Keeping Me Alive“ auf der anderen. Wobei Kenner Stücke wie „Rock Candy“ oder „Hey Suzie!“ vermissen dürften. In der Zeit verabschiedeten sich Robertson und West, der heute als Backliner für URIAH HEEP um den Planeten tourt.

Für sie kamen Gav Gray an den vier und vor allem Mickey Crystal an den sechs Saiten, welcher der Truppe noch einen zusätzlichen Kick verpassen konnte. Seine dem jungen Alter geschuldete Unbekümmertheit und Frische macht sich vor allem in seinen fulminanten Soli bemerkbar, doch auch auf der Bühne kann er mit Meille das Geschehen an sich reißen. Kein Wunder das die erste gemeinsame Arbeit „Tygers Of Pan Tang“ definierend betitelt wurde, er war der Baustein den Fünfer stärker als je zuvor zu machen.

Die neugewonnene Kraft manifestiert sich in den vier Auszügen, wobei ich für das glamrockige „Glad Rags“ gerne ein anders Lied drauf gepackt hätte. Doch Titel wie der fulminante Opener“ Only The Brave“, der auch „Majors & Minors“ eröffnet und vor allem „The Devil You Know“ transportieren ihre NWOBHM-Wurzeln perfekt in die Gegenwart. Noch einen draufsetzen konnten sie mit „Ritual“, von dem es sogar fünf Beiträge auf die Zusammenstellung geschafft haben. Dabei beweist die orchestrale Version von „Spoils Of War“ das ganze Selbstvertrauen des Fünfers. „Destiny“ gibt die melodische Hymne, im Gegenzug offenbart „Damn You!“ fast Punk-Einflüsse.

Zwei bislang unveröffentlichte Stücke gibt es zudem als zusätzlichen Kaufanreiz noch zu hören. „What You Say“ treibt mit kantigen Riffs toll nach vorne, bietet ein paar Gesangsarrangements in der Bridge und präsentiert sich zugänglich im Chorus. Das gilt auch für „Plug Me In“, das vom Tempo eher schleppender gehalten ist und eine tolle Brücke zu Klassikern wie „Slaves To Freedom“ schlägt. Beide sind auch auf der LP-Version enthalten, bei der man seltsamerweise sechs Tracks weglässt, da hätte man besser auf ein Doppelvinyl setzen sollen.
Da wäre dann Platz für ein paar Bonustracks gewesen, die es hier in Form einer zusätzlichen Live-Fassung von „Keeping Me Alive“ gibt. Damit hätte man ein paar zusätzliche Bonbons drauf packen können. So hat man es dennoch mit einer guten Auswahl zu tun, welche die TYGERS OF PAN TANG für Neulinge interessant macht, aber ebenso Alt-Fans an die neue Formation heran führen kann, Sammler dürfen ohnehin zuschlagen, weil das Material durchweg Spaß macht. (Pfälzer)


 

Bewertung:

Pfaelzer0,0 - / 10


Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 67:57 min
Label: Mighty Music
Veröffentlichungstermin: 28.05.2021

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