Fish - Weltschmerz

fish WeltschmerzVor zwei Jahren präsentierte mir der schottische Hüne seine Pläne für das Karriereende, die Stand damals jetzt gerade beendet werden würde. Doch seine gesundheitlichen Probleme rissen nicht ab, weswegen sich die Veröffentlichung seines Abschiedswerkes immer weiter vorschob. Damals wurde ja schon die Interims-EP "A Parley With Angels" thematisiert und so zogen die Jahre ins Land. Als "Weltschmerz" endlich eigetütet war, begannen die gesundheitlichen Probleme auf der ganzen Welt. So erscheint die letzte FISH zu einem Zeitpunkt, als die Abschieds-Best Of-Tournee gerade am Laufen sein sollte. So darf die Rentenkasse noch etwas länger auf seinen Beiträgen sitzen bleiben, denn die Tour zum nun vorliegenden wurde ja schon auf den nächsten Herbst verschoben.

Dass die Welt krank ist, wissen wir nicht erst seit die Seuche in die Welt gekommen ist, im angesprochenen Interview ließ sich der bürgerliche Derek W. Dick zu Genüge darüber aus. Die vielen Dinge, die global und in seinem Leben schief gingen hinterließen Spuren auf der Langrille. Die Sorgen müssen überwältigend gewesen sein, denn erstmals in der Karriere des einstigen MARILLION-Frontmanns geht es über die doppelte Distanz. Ähnlich wie das letzte Album mit seiner früheren Band fällt auch der eigene Abschied recht düster aus.
Die Euphorie, welche immer mal wieder auf seinen Solowerken durchscheint tritt hier völlig in den Hintergrund, ebenso wie rockige Anklänge. Hier geht es in sehr gemäßigtem, getragenem Tempo vorwärts, dabei ist die Instrumentierung sehr spartanisch gehalten. Vor allem die Rhythmusfraktion kommt fast nicht vor, man vermisst den warmen Bass von Steve Vantsis, der dem letzten Album viel Leben einhauchte, noch weniger können die Drums von Craig Blundell und Dave Stewart in Erscheinung treten.

Das alles unterstützt natürlich die karge Stimmung von "Weltschmerz", die nicht so einzunehmen vermag wie auf großen Werken wie "Vigil In The Wilderness Of Mirrors" oder "Feast Of Consequences". Die Ideen sprudeln nicht so wie auf einer klassischen Prog-Produktion, sondern entfalten sich eher mit der Zeit, erscheinen eher als kleine Details, die sich dem Hörer erst erschließen müssen. Irgendwann erhebt sich eine markante Synthesizermelodie aus dem stoisch wie tristen Rhythmus im von der EP her bekannten "Man With A Stick", die Akkorde im Chorus schneiden auch nur spärlich hinein.

In der Pianoballade Garden Of Remembrance" ist es erst gegen Ende die Stimme seiner auch live erprobten Backgroundsängerin Doris Brendel, welche den Song sich erheben lässt. In den beiden anderen vorab veröffentlichten Stücken übernehmen die Bläser die Szenerie. "Little Man What Now?" wird von David Jacksons Saxophon getragen sowie von sehr schweren hintergründigen Synthies. In "Waverly Steps (End Of The Line)" hingegen wird auf Trompeten und Hörner gesetzt, die sich in der Mitte mit Streichern zum großen Orchester erheben. Hier werden wenigstens mal ein wenig Tempo und Dynamik variiert Foss Patterson darf an den Tasten solieren.

Das nachhaltigste Epos lautet auf den Namen "Rose Of Damascus" und markiert den längsten Track auf dem Doppelalbum. Wie auf weiten Strecken von eben jenem stehen akustische Gitarren im Vordergrund, die meist sehr prägnante Themen präsentieren. FISH wechselt immer zwischen Spoken-Word-Passagen und Gesang ab, in der Mitte kommt die Atmosphäre ins Flirren und auch das Orchester ist wieder da, erst dezent, dann sehr konzentriert. Die Chanteuse mit österreichischen Wurzeln schiebt sich immer mehr herein, mehr als weiteres Instrument denn als Gesang, der gegen Ende einen coolen Stereoeffekt liefert. Sitarähnliche Klänge leiten am Ende aus und geben dem Stück das orientalische Flair des Titels.

Der Schotte flirtete in der Vergangenheit auch immer gerne mit Folk-Elementen, und auch hier finden sich zwei Nummern, die klare Züge davon tragen. Dabei ist "This Party´s Over" mit seinem Pfeifen und dem lockeren Akustikmotiv noch der beschwingteste Moment. An ein "The Gathering" oder "Internal Exile" reicht es indes nicht heran, dazu ist es auch ob der Lyrics zu zynisch. In "C Song (The Trondheim Walz)" kommt noch ein Akkordeon ins Spiel, erhellen vermag es den Moment nicht.
Die Probleme bei der Entstehung hört man "Weltschmerz" in jeder Sekunde an, es kann die Schwere nie ablegen und wirkt etwas zerfahren, genau so stellt man sich einen Schwanengesang vor. Man spürt aber auch die Kraft, die der Hüne noch einmal mobilisieren konnte, um es zu einem guten Ende zu bringen. Mit seiner Singstimme wirkt er nicht mehr so beschwörend wie früher, lediglich im abschließenden kraftvollen Titelsong, der nochmal alle Register zieht, doch auch wenn er nur spricht weiß er zu bewegen, ein großer Künstler nimmt den Hut. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 5 (CD1) / 5 (CD2)
Spielzeit: 42:12 min (CD1) / 42:18 min (CD2)
Label: Chocolate Frog Music
Veröffentlichungstermin: 25.09.2020

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden