Little Steven - Summer Of Sorcery

littlesteven summerofsorceryNachdem es sehr ruhig um seine Solokarriere geworden war, in dreißig Jahren nur ein Album erschienen ist, meldete sich Steven Van Zandt vor zwei Jahren wieder auf der Bildfläche zurück. Klar war er ständig mit der E-STREET BAND unterwegs und spielte mit ihnen Alben ein, was den Mann schon in Anspruch nahm. Nebenher baute er sich auch noch ein Standbein als Schauspieler auf, wo er in Serien wie "Sopranos" und "Lilyhammer" immer auf die Rolle des Mafiosi besetzt wurde. Als sich sein Freund und Bandboss BRUCE SPRINGSTEEN mit seiner Klampfe auf den Weg zum Broadway machte, nutzte LITTLE STEVEN die Zeit, um alte Kompositionen von ihm auf "Soulfire" neu aufzunehmen. Auf der mit einer Livescheibe dokumentierten Tour leckte der Mann noch mehr Blut für seine Auftritte mit seinen DISCIPLES OF SOUL. Nun veröffentlicht das Musikerkollektiv mit "Summer Of Sorcery" eine Reihe neu geschriebener Titel.

Diese führen den Weg des Vorgängers weiter, indem sie mehr auf Soul setzen und sich weiter vom Asbury Park-Sound abheben, für welchen der Protagonist in all seinen Wirkungsstätten stand. Das bedeutet noch mehr Bläsersätze und präsentere weibliche Stimmen, dafür wurden die Gitarren etwas zurück gefahren. Lässt dies das Werk insgesamt etwas homogener wirken, so schleicht sich auch eine gewisse Gleichförmigkeit mit ein. In der Tat sind die Pole nicht mehr so stark ausgereizt, vielleicht wagte man nicht so viel oder konnte nicht aus dem Fundus schöpfen wie auf "Soulfire".

Bot man mit "The City Weeps Tonight" zuletzt noch reinen Doo Wop, so hält sich dieses Element in "A World Of Your Own" eher als Zutat denn als Hauptgeschmacksrichtung. Zumindest einen sich klar absetzenden Blues-Track hat man auf die neue Scheibe gepackt, "I Visit The Blues" führt mit der Opulenz von GARY MOOREs "After Hours" auf die falsche Fährte. Denn im Gegensatz zu "Blues Is My Business" taucht Van Zandt hier viel tiefer und ursprünglicher in das Genre ein. Am weitesten geht man gleich im zweiten Lied mit dem "Party Mambo!", das einen mit Steel Drums und Tribal-Rhythmen in die Karibik entführt.

Ebenfalls sehr rhythmisch akzentuiert fallen "Gravity" und "Education" aus, der Bass ist sehr prominent eingesetzt. Vor allem der erste Titel kann mit seinem funkigen Touch überzeugen, der Damen-Chor duelliert sich schön mit dem rauen Organ des Masterminds und das Saxophon setzt zum Solo an. In der spärlich arrangierten Ballade "Suddenly You"  darf hingegen die Trompete leise weinen, nur ein paar Mellotron-Töne lösen sie mit ähnlicher Klangfärbung ab.
An ruhigen Tunes kann man noch das eingängige "Vortex" hervorheben mit seiner coolen, fast cineastischen Atmosphäre und seinem Flötensolo. Am Ende baut sich der Titelsong mit Streicherteppichen und hippiesken Akustikgitarren auf acht Minuten auf und löst damit verbundene, längst vergessene Träume aus. Das Album will dem Hörer von einem endlosen Sommer erzählen, in dem die Lebensfreude im Vordergrund steht, LITTLE STEVEN scheint viel davon zu besitzen.

Selbstredend geht es nicht ganz ohne Bezüge zum Boss, wobei sich der Opener "Communion" trotz seines rockigen Charakters und des Glockenspiels überraschend davon distanziert. Doch spätestens in "Love Again" weiß der geneigte Fan, wo er zuhause ist, die lockere Melodieführung, die unterschwellige Melancholie, das perlende Piano, so buchstabiert man Heartland Rock. Noch kerniger lässt es die Truppe im sicher nicht zufällig vorab veröffentlichten "Superfly Terraplane" angehen. Da findet man ebenso Bläser, noch mehr allerdings in "Soul Power Twist", einem beschwingten Rockabilly, der die frühen Sechziger zitiert.

Dieser "Summer Of Sorcery" macht richtig Spaß, wird sich auch im komenden Sommer als Soundtrack etablieren. Dieser stimmt aber nicht ganz so euphorisch wie der letzte Longplayer, auch weil sich die Hymnen nicht so euphorisch heraus schälen. Es fehlt etwas an Schärfe, nicht an Tiefe, denn das Feeling mit dem das Ensemble agiert ist beeindruckend, jeder Ton ist exakt platziert. Doch bleibt so manches Arrangement auf dem Punkt stehen, da ging es zuletzt deutlich mehr nach vorne, die Rhythmusfraktion arbeitet fordernder. Verhehlen darf man aber nicht, dass "Soulfire" den Vorteil fertiger Hits hatte, die lange ausgefeilt waren, LITTLE STEVEN gibt sich hier wesentlich spontaner. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 59:50 min
Label: Universal
Veröffentlichungstermin: 03.05.2019

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