The Neal Morse Band - The Great Adventure

thenealmorseband thegreatadventureEin neues Jahr beginnt und wie hätte es auch anders sein können, ein neues Album von und mit NEAL MORSE steht zur Veröffentlichung parat. Dieses Mal nicht nur ein einfaches NEAL MORSE Soloalbum, sondern ein weiteres Album der THE NEAL MORSE BAND, die sich inzwischen tatsächlich als vollwertige Band mit konstanter Besetzung etabliert hat, das hätte man vor einigen Jahren so auch noch nicht gedacht.

Wirft man einen Blick auf das Coverartwork von „The Great Adventure“, so der Titel des x-ten Albums, an dem Neal Morse beteiligt ist (wer die genaue Zahl kennt, darf sich gerne melden), dann fällt direkt auf, dass es sich um den großen Bruder oder die kleine Schwester des 2016er Doppelalbums „The Similitude Of A Dream“ handelt, das insgesamt überraschend gut angekommen und angenommen worden ist, gerade auch wenn man bedenkt, welche Großtaten des Progressive Rock Neal Morse mit all seinen Bands und Projekten in inzwischen fast 30 Jahren gemacht und geschrieben hat.
An diesen möchte ich vorliegendes „The Great Adventure“ gar nicht vordergründig messen, denn die Glanzzeiten von SPOCK’S BEARD sowie von TRANSATLANTIC sind nun einmal vorbei, so wie es aktuell aussieht, das bedeutet aber nicht, dass Neal Morse nicht mehr in der Lage wäre, kluge und interessante Musik zu schreiben.

Tatsächlich kann man „The Great Adventure“ ganz gut mit besagtem „The Similitude Of A Dream“ vergleichen und da fällt dann auf, dass es kaum Unterschiede gibt. Das ist einerseits prima so und man kann durchatmen und sich über ein erneut gutes bis sehr gutes Album aus dem Hause THE NEAL MORSE BAND freuen. In diesem Zusammenhang sei gesagt, dass die einzelnen Mitglieder, die namentlich bei weitem nicht so bekannt sind wie Mike Portnoy und Neal Morse, zunehmend eine wichtigere Rolle spielen können und dürfen. Das führt dann dazu, dass dieses erneut abendfüllende Werk insgesamt lebendiger, vielseitiger und überraschender klingt als das bei den letzten reinen NEAL MORSE Progalben „Momentum“ (2012) und „Testimony II“ (2011) der Fall war.

Die Kehrseite dieser Entwicklung liegt nun aber darin, dass „The Great Adventure“ verglichen mit „The Similitude Of A Dream“ dann doch irgendwie Stillstand bedeutet. Man ist als Hörer mit diesem Wohlfühlprog, den Morse perfektioniert hat, zufrieden und hört gerne den exzellenten Musikern zu, aber dem Songwriting ist erneut das emotionale Moment abhanden gekommen, das beispielsweise „Testimony“ (2003) und „Snow“ (2002) hatten. „The Great Adventure“ ist zwar auch ein Konzeptalbum, aber eines das zumindest mich thematisch nicht packt und nicht bewegt, vermutlich sogar noch weniger als das Konzept von „The Similitude Of A Dream“.

Eine Hörerin oder ein Hörer, der Neal Morse und diese Band im Jahr 2019 für sich zum ersten Mal entdeckt, wird das vielleicht ganz anders wahrnehmen und vor Begeisterung total aus dem Häuschen sein.

Unter den insgesamt 22 Songs, die sich in fünf Kapitel aufteilen, finden sich jedenfalls einige, die verdammt stark sind und untermauern, dass Neal Morse ein fantastischer Songschreiber ist, der aber natürlich das Rad auch nicht neu erfinden kann, siehe auch eine Band wie IRON MAIDEN, die sich bereits seit vielen Jahren auf hohem Niveau mehr oder minder wiederholen.
Interessant ist, dass das vorliegende Werk stellenweise recht heftig und ruppig geraten ist, dieser übliche Neal-Morse-Kitschfaktor ist dieses Mal gar nicht so stark ausgeprägt, wenngleich die Band natürlich immer noch darum bemüht ist, die einzelnen Kapitel wie Epen klingen zu lassen.

Von diesen einzelnen Kapiteln sind Kapitel 1 (13 Minuten) und Kapitel 5 (31 Minuten) die unangefochtenen Highlights, Kapitel 2 (24 Minuten) und Kapitel 4 (18 Minuten) sind immerhin noch richtig gut, auch wenn man sich von Zeit zu Zeit fragt, ob ein einfaches Album mit 75 Minuten Spielzeit nicht auch gereicht hätte, um alle Ideen unterzubringen, Kapitel 3 (18 Minuten) gefällt mir persönlich am wenigsten.
Insgesamt präsentiert sich „The Great Adventure“ aber als typisches Konzeptalbum mit vielen Höhen und einigen wenigen Schwächen, das vor allem als Ganzes am Stück funktioniert, ich kann mir hier jedenfalls nicht vorstellen, nur einzelne Songs anzuhören, deshalb gebe ich in diesem Text auch gar keine Songtitel an.

Am Ende ist dann alles wie immer, „The Great Adventure“ beginnt episch-balladesk und endet episch-bombastisch, so wie man das kennt, und als Hörer und Fan ist man eigentlich zufrieden. Nicht enthusiastisch, sondern einfach nur zufrieden und das ist genau das was man erwartet hatte. Das mag sich jetzt nach einer großen Portion Langeweile anhören, das ist aber gerade nicht der Fall, „The Great Adventure“ fällt überraschend kurzweilig aus und wird bestimmt auch bei den kommenden Konzerten für Begeisterung sorgen können. Ich sehe das dann aber auch mit mindestens einem weinenden Auge, weil Neal Morse und seine Kollegen so viel tolle Musik im Repertoire haben, die dadurch unter den Tisch fallen wird.

Alles wie immer bedeutet hier und jetzt dann auch, dass sich das Album erneut seine 8,5 Punkte verdient. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20168,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 22
Spielzeit: 104:30 min
Label: Radiant Records
Veröffentlichungstermin: 25.01.2019

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