Tygers Of Pan Tang - Hellbound Spellbound Live 1981

tygersofpantang spellboundhellbound81Auch wenn es für die Mannen um Robb Weir nie für den ganz großen Durchbruch in Zeiten der NWOBHM gereicht hat, hätten die Geschicke schlimmer für sie laufen können. Während andere Acts aus der zweiten Reihe von damals längst vergessen sind oder der alten Form hinterher laufen, kommen die TYGERS OF PAN TANG mit Shows und Alben um die Ecke, die sich hinter den aktuellen von SAXON oder IRON MAIDEN nicht verstecken müssen. Sicher hat man damals auch mit der Wahl des Produzenten nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen, weswegen man ins Hintertreffen geriet. Doch in Spitzenzeiten 1981 war man der Konkurrenz ebenbürtig. Leider ist bisher kein Livedokument jener Ära erhältlich, umso schöner, dass ihr neues Label Mighty Music die Wartezeit auf die nächste Studiolangrille nun mit "Hellbound Spellbound Live 1981" verkürzt.

Auf jenem agiert der Fünfer in der klassischen Besetzung mit dem seinerzeit neuen Sänger John Deverill und der späteren THIN LIZZY und WHITESNAKE-Ikone John Sykes an der zweiten Gitarre. Er verlieh ihm nach dem rohen Sound seines Debüts eine ganz neue Klangqualität, ohne dass die Direktheit gelitten hätte. Es war damals schon klar, dass dieses Talent mit seinem völlig eigenständigen Klang nicht lange zu halten war, wer weiß wie die Zukunft mit dem blond Gelockten Les Paul-Hexer ausgesehen hätte. Dies betonen auch alle damaligen Bandmitglieder im Promoschreiben ihres Labels.

Mit ihm war die Formation künstlerisch absolut auf dem Höhepunkt, das Album "Spellbound" wurde zu Beginn jenes Jahres veröffentlicht und enthielt mit dem quasi Titelsong "Hellbound" einen der großen Hits der NWOBHM. Es war Bassist Rocky, der jene Zeilen des Refrains schrieb, mit denen die Tygers karrieretechnisch abzuheben schienen. Doch nicht nur der, das gesamte Material rockt einfach nur ohne Unterlass nach vorne, die Spielfreude wird zu jedem Zeitpunkt spürbar rüber gebracht. Man hat fast das Gefühl irgendwo mittendrin zu stehen, anstatt nur zu lauschen, was daran liegt, dass auch das Publikum gut in das Klangbild eingebunden wurde.

Da kommt jene Aufbruchsstimmung glaubhaft rüber, die in jener Zeit durch die Clubs der Insel wehte. Die rohe Energie des Punk war noch tief im Bewusstsein verankert, doch die TYGERS OF PAN TANG servierten auch die nötige Finesse dazu. Es war die Geburtsstunde eines Phänomens, das bis heute die treueste Fangemeinde generiert, denn es ist mehr als das, es ist eine Lebenseinstellung, welche hier zelebriert wird. Jener Abend in Nottingham zeigt das deutlich und es ist gut, dass er nun den Weg auf die heimischen Anlagen findet. Hier muss man auch dem jüngst verstorbenen Chris Tsangarides für die Aufnahmen danken, welche Soren Andersen final gemischt hat.

Natürlich besteht das Material fast ausschließlich aus Songs der ersten zwei Longplayer, wobei vor allem "Spellbound" fast komplett zur Aufführung kommt. Seltsamerweise fehlt mit dem Riffrocker "The Story So Far" eine der stärksten Nummern, ebenso wie man "Suzie Smiled" vom Debüt vermisst, eine der legendärsten Nummern, die auf "Ambush" eine Fortsetzung fand. Neben den Liedern gibt es am Ende noch ein Cover des SMALL FACES-Evergreen "All Or Nothing", an dessen Stelle später "Love Potion No. 9" trat.
Dafür weiß Deverill bei den ruhigeren Songs zu brillieren, speziell die beiden Balladen des Zweitwerks waren ihm auf dem Leib geschneidert. Doch auch "Insanity" vom Erstling bescherte der Frontmann mit seinen stimmlichen Vorzügen völlig neue Facetten. Auf der Bühne wurde er öfter von Mastermind Robb Weir unterstützt, der das Schiff bis heute auf Kurs hält und hier auch ein paar Ansagen beisteuert. Sein Beitrag zu der Formation war ebenso förderlich für das neue Selbstbewusstsein, mit dem hier an den Start gegangen wird.

Hinter den Frontleuten halten Rocky und Drummer Brian Dick den Laden zusammen und sorgen für den energetischen Drive des Gigs. Zwar hätte die Rhythmusfraktion im Gesamtsound besser heraus gemischt werden können, dennoch drückt "Hellbound Spellbound Live 1981" mächtig nach vorne. Als Zeitzeugnis kann man das trotz aller kleinen Unzulänglichkeiten gar nicht hoch genug einschätzen. Hier wurde der Stahl heiß geschmiedet, die NWOBHM befand sich auf dem Höhepunkt, ursprünglicher konnte der Metal nicht mehr werden, diese Truppe war einer der Wegbereiter. Wo heute viele Kapellen diesen Spirit gerne wieder beleben wollen, sollten sie sich bei dieser Liveaufnahme erst mal Anschauungsunterricht nehmen. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 15
Spielzeit:58:28 min
Label: Mighty Music
Veröffentlichungstermin: 21.12.2018

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