Yuppicide + Manifestation + Daily Riot (18.10.10, Saarbrücken)

Yuppicide_GarageDas hört man doch mal zur Abwechslung gerne: wegen großer Nachfrage wird das Konzert vom Kleinen Klub in die Garage hochverlegt. Endlich ist mal ein leichter Aufwind im lauen Konzertbesuch zu spüren, bleibt noch anzuwarten, ob es denn wirklich so viele Fans sind, die ihren alten Helden YUPPICIDE mitsamt lokaler Unterstützung hier in Saarbrücken einen Besuch abstatten wollen.

Der erste Eindruck bei Betreten der Halle – Einlass war für 19 Uhr angesetzt - bleibt bis zum Beginn des Openers um 20 Uhr aber der gleiche wie schon bei einigen Konzerten davor: eine halbvolle Garage, die auch nur zur Hälfte geöffnet ist. Sehr schade, und wieder ein hochkarätiges Line-Up, das nicht den gebührenden Zuspruch erhält. Bisher ist also – auch nach Rücksprache mit einem netten Kollegen von der Security – der erhoffte Ansturm noch nicht eingetreten, aber wir sind ja erst am Anfang.

 

Den machten die Lokalmatadoren von DAILY RIOT. Auch diese Hardcoreband spielt gerne in ihrer Heimat vor mehr oder weniger großen gleichgearteten Bands. Dennoch war ich nach einem angenehmen kurzen Gespräch mit Sänger Z (cooles Shirt) doch auf die Show gespannt, denn ich habe bisher mehr von dieser Combo gelesen als gehört. Und das für eine Saarbrücker Band bzw. SBHC-Band, die es schon seit 1993 gibt. Schande über mich.

Ihr traditioneller Hardcore ohne viel Geschnörkel gefiel mir dann auf Anhieb gut, wenn auch das Stageacting mit Ausnahme des Vokalisten eher zurückhaltend blieb, der sich sogar kurzerhand zum Stagediven entschied. Dafür verblüffte mich jedoch die Fingerfertigkeit von Bassist Wolfgang, der bestimmt an seinem Instrument mehr kann als nur Hardcore, was hier völlig wertfrei stehen soll. Trotz alledem war während und nach der 30minütigen Show nicht viel mehr als ein anerkennender Höflichkeitsapplaus drin. DSC_1238

Einen kurzen Umbau später standen erneut altbekannte Gestalten auf der Bühne: MANIFESTATION haben es vermutlich dank ihres überregionalen Erfolgs etwas leichter, das Publikum anzusprechen. Die Stimmung artete zwar nicht gerade aus, aber es war zumindest mal ein Diver zu sehen, diesmal sogar aus dem Publikum. Der Sound des Quintetts ist dahingegen schon stellenweise etwas moderner und lässt sich eher in die HATEBREED-Schiene einordnen, obwohl die alte Schule dabei nie in Vergessenheit gerät. Aktionspioniere sind die jungen Herren aber auch nicht, wohl aufgrund des noch recht verhaltenen Publikums, das bisher auch noch gerade so in den Kleinen Klub gepasst hätte, und der Sound ließ auch etwas zu wünschen übrig, aber dennoch begann die Stimmung schon angestiegen zu sein, wohl in Erwartung des Headliners. DSC_1308

Ich habe nicht regelmäßig den Besucherzufluß kontrolliert, aber irgendwoher kamen dann doch auf einmal etliche Leutchen herbeigeströmt, die ihre legendären Jugendidole noch einmal in Aktion erleben wollten.

YUPPICIDE aus Brooklyn, New York existierten fast 10 Jahre lang und haben sich nach gerade mal 3 LPs, einigen Singles und haufenweise Konzerten über die Kontinente hinweg im Jahre 1999 aufgelöst. Nun sind sie nach über 10 Jahren Pause wieder hungrig unterwegs, jedoch ohne neues Album, sondern lediglich mit einer Compilation all ihrer Werke in dieser ersten Phase ihres Schaffens.

Sänger und Mastermind Jesse KFW Jones und seine Mitmusiker – bis auf Ausnahme von Drummer Gringo Star – sind allesamt aus der alten Besetzung und entern die Bühne, als wären sie nie weg gewesen. Jesse himself ist in einer bunt-flokati-plüschbesetzten Jeanskutte und bunt angemalten Gesicht unterwegs, wie ihn seine Fans kennen, lieben und verehren. Der Empfang der Fans ist ebenbürtig und schon direkt beim ersten Hit klebt alles vor der Bühne (wieder mal ohne Abstandhalter Fotograben) und feiert die Auferstehung von YUPPICIDE mit jedem Ton und jeder Silbe. Jetzt kommen die Publikumstaucher massenweise und stürzen sich teils waghalsig von der Bühne und werden aber auch immer, wie Mister Jones es auch anrät, mit allen Mitteln vom Publikum mehr oder weniger glücklich aufgefangen. Schon direkt beim ersten Song fliegt die ach so wärmende Jacke meines werten Kumpels auf die Bühne, die aber auch, wie alles, was auf die Bühne fliegt, von Jesse liebevoll zurückgegeben wird. Man glaubt kaum, dass solch ein schlaksiger, wilder Derwisch in einer solchen Maskerade mit einem derart irren Blick ein doch so netter und zuvorkommender Herr sein kann.

Das Publikum frisst dem Brooklyn-Vierer aus der Hand, Mister Jones benötigt auch keine Aufforderungen für das Publikum, endlich mal Stimmung zu machen, denn die ist bereits mächtig am Kochen. Jeder in der ersten Reihe versucht seine Textsicherheit mittels Mikroübernahme zu beweisen, wenn er denn nicht gerade auf den Köpfen anderer Leute herumsurft.

Bei Evergreens wie „Follow The Leader" kommt auch wieder das altbekannte Mini-Megaphon zum Einsatz, der Song „Dr. Extermination" wird im blutbesprenkelten und bunt bemalten Kittel gesanglich vorgetragen, auch die Gorillamaske bleibt nicht aus, und spätestens bei der finalen Hymne „Fist Full Of Credit Cards" singen alle rauen und heiseren Kehlen noch ein letztes Mal lauthals mit. Hier ist allerdings auch wirklich Schluss, eine Zugabe gibt es leider nicht, sehr zum Missfallen des Publikums, das sich einfach einen niemals endenden Abend wünschte. Aber auch alle schönen Dinge kommen mal zu einem Ende, und so bleibt nur zu sagen, dass diese Reunion wohl mehr als überfällig erschien. Nach Angaben des Veranstalters fanden sich nunmehr mit über 400 Nasen die doppelte Menge an Zuschauer ein wie die Kapazität des Kleinen Klubs es erlaubt hätte. Alles richtig gemacht, Leute von Saar Event, vielen Dank für einen denkwürdigen tollen Abend. (Jochen)

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