Check Your Head Vol. 1 (16.03.2019, Dortmund)

201903 checkyourhead200pxNachdem der erste Versuch von „Check Your Head“ mit MAMMOTH MAMMOTH als Headliner wegen widriger Umstände abgesagt werden musste, folgte nun im März ein neuer Versuch. In der neuen Location im Dietrich-Keuning-Haus in Dortmund fand man aktive Mitstreiter, um dem Konzertabend eine neue Chance zu geben. In dem relativ neuen Gebäude mit seinen großen Räumen für reichlich Besucher, gespickt mit aktueller Veranstaltungstechnik, findet man für spezielle musikkulturelle Nichenereignisse kaum einen besseren und passenderen Ort. Die Anbindung an das U-Bahn Netz ist direkt vor der Tür, Parkplätze und Übernachtungsmöglichkeiten sind in der näheren Umgebung problemlos zu finden und für das leibliche Wohl sorgen die Läden in der parallel verlaufenden Münsterstrasse (Dortmunds lebendiges Pflaster).

Ziemlich pünktlich gegen halb Sieben öffnen sich die Pforten. Meine Begleiter und ich sind etwas zu früh dran, was jedoch nicht so wild ist. In der großen Halle oder auch Foyer, sind genügend Sitzplätze, um bis zum Beginn in Ruhe noch eine Runde quatschen zu können. Musiker und Veranstalter zum Anfassen hat man nicht überall und so kann man sich wunderbar über die gemeinsame Freude beim Thema Musik austauschen und den fast fertig aufgebauten Merch-Stand mal abschnuppern.


Gegen 19:45 sollte es losgehen und so trotteten wir mit Bier in der Hand Richtung erste Reihe (wohin sonst?)

SO LOW

Jetzt hatte ich mal ein wenig Zeit vor der Veranstaltung und wollte mich über SO LOW informieren. Da hieß es, Tyler Trotter wäre bei OM aktiv und einer Formation namens WATTER, welche mir gar nichts sagten. Aber gut, OM hatte ich ja beim FREAK VALLEY schon erlebt, aber erinnern konnte ich mich nur an einen dunkelhäutigen Musiker, welcher reichlich elektronischen Sound aus seiner Orgel drückte. Wirklich gute Informationen, was man jetzt erwarten konnte, gab es nur im Veranstaltungstext, jedoch keine Musikbeispiele, wie sonst im Netz.

Jetzt auf der Bühne steht jedoch ein hellhäutiger Typ mit 80er Pop-Friese („endlich mal nicht immer nur lange-Haare-Bart“ - wie Mephi einwarf) von dem ich erstmal denke, er macht den Soundcheck bei dem umfangreichen Technik Klimbim, der da auf der Bühne platziert ist. 
Ist jedoch kein Soundcheck, sondern es geht los. Die paar Leute und die Techniker schauen genauso verblüfft wie wir, aber lustig ist es so auf jeden Fall.

Dann kommt ein ca. halbstündiger endloser Soundtrack aus dem Kabelknäul, mal synthie-atmosphärisch mit ein paar Rhythmen, ein paar eingestreute Melodien auf der während des gesamten Gigs umgehangenen E-Gitarre, aber sonst nur Tastendrück- und Knöpfedreherei. Wir sind uns einig, dass man sowas eher mit geschlossenen Augen im heimischen Wohnzimmer geniessen kann, gerade weil es keine visuelle Unterstützung zur Musik gibt.

Soviele Worte zu einer eher faden One-Man-Show sind dann auch mal notwendig finde ich, denn es ist halt keine Standart-Rockshow wo man ja weiß was da normalerweise 40-60 Minuten lang passiert. So unscheinbar wie Tyler Trotter seinen Auftritt begonnen hat, so unscheinbar trottet er winkend von der Bühne.

 

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THE GREAT BEYOND
Nachdem man den Tasten- und Kabelsalat von der Bühne gekehrt hat, war eigentlich schon sofort Startzeit für die Münsteraner Classic-Rock-Fraktion THE GREAT BEYOND. Das Trio zelebriert 70er Jahre Rock ohne Schnörkel und ist ein Hingucker. In Unkenntnis der Songs finde ich jedoch schnell Zugang zu den abwechslungsreichen Liedern. Soundmäßig könnte man die SCORPIONS oder UFO als Vergleich nennen, die da Maßstäbe gesetzt hatten.

Nach ein paar Stücken feiern dann auch schon ziemlich viele Leute mit, die scheinbar gerade erst gekommen sind. Sänger und Gitarrist Leon erwähnte beiläufig, dass es im aktuellen Classic Rock Magazin (wo sonst) im Innenteil ein ausklappbares Nacktfoto von Bassist Daniel gibt - ach nein, ein Interview der Band, da hab ich wohl zu viel Fantasie - aber egal, schaut halt rein. Die kurzweiligen ca. 40 Minuten sind wie im Flug vorbei. Wichtiger Hinweiß: das selbstbetitelte Debütalbum, welches im Januar erschienen ist, läuft bei DAILY THOMPSON im Proberaum in Dauerrotation - also Prädikat wertvoll! Kauft Leute, kauft!

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GALACTIC SUPERLORDS
Ich persönlich denke die Leute sind wieder heiß auf ursprünglichen Heavy Metal. Keine Weltmeisterschaft in Härte und Schnelligkeit, sondern einfach gute Songs, zu denen man mitfeiern kann und eine unterhaltsame, augenzwinkernde Show obendrauf. All das bieten GALACTIC SUPERLORDS! Letztes Jahr beim FREAK VALLEY als erste Band des zweiten Tages, zogen sie die Leute wie ein Magnet vor die Bühne, die auch der einsetzende Regen nicht verjagen konnte. Die Band schlug ein wie eine Bombe und gefühlt dachte man, der Headliner spielt als erstes. Bei unserem zweiten galaktischen Erlebnis waren sie zusammen mit DAILY THOMPSON in ihrer Heimatstadt Köln, wo sie den Sonic Ballroom in eine Finnische Sauna verwandelten. Wir machten damals den Fehler kurz an die frische Luft zu wollen, denn als die Band losfegte, ging Zugucken nur noch auf Zehenspitzen durch die Tür bei ausverkauftem Haus.

Im November bei der „Schlacht um Otzenhausen“ warteten wir leicht irritiert gemeinsam mit vielen anderen Interessierten auf die Band, die sich leider verspätet von Köln in den Hochwald kämpfte, dann flugs die Instrumente aufbaute, um den Laden dann in Kleinholz zu verwandeln.
Dieses Mädel und die Jungs meinen es Ernst. Schon lange habe ich keine solche Spielfreude mehr gesehen, so eine mitreissende Energie. Um so größer die Vorfreude auf „Check Your Head“.

Leicht theatralisch in einen Umhang gehüllt erschien Frontfrau Katharina auf der Bühne um mystisch mit „Wendigo“ zu starten. Zack Umhang weggeschmissen und losgerockt. Hit folge auf Hit. Vom schwertschwingenden "Wrath Of The Golden Knight“ zum Ninjarocker „Streetfighter“, „Eagle“, „Sleepless Nights“ und „Nowhere To Hide“. Apropos Schwert: selten hat man eine Frontfrau mit so großartiger Bühnenpräsenz besser ein Schwert schwingen sehen, als Frau Heldt.

Natürlich läuft das gleichnamige Album auch bei DAILY THOMPSON im Proberaum, aber man zeigt sich enttäuscht, dass niemand schwertschwingend aus den Boxen hüpft. Vielleicht wäre ja in Zukunft eine Hologramm-Variante des Albums eine Option. Manches funktioniert eben nur mit visueller Unterstützung. Gitarrist und Mitsänger Dennis spielt und post mit Alex bei zweistimmigen Gitarrenläufen um die Wette, während Basser Christian auf dem Drumpodest neben Carsten zu seinen Basslinien sein Instrument Richtung Decke reckt.
Wie gesagt, es gibt einiges zu sehen und das Album wird um so besser, je mehr Konzerte man besucht und am Ende findet man sich zu Hause morgens vor der Arbeit auf dem Balkon stehend zu „Wendigo“ in den Bademantel gehüllt wieder und erfreut mit einem Kampfschrei den Bademantel wegwerfend die Nachbarschaft!

Die SUPERLORDS werden nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen. Glücklich ausgepowert, machen die Kölner Platz für den letzten Headliner: PONTIAK aus den USA.

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PONTIAK
Als die drei Brüder aus der Blue Ridge Area von Virginia die Bühne erklimmen, werde ich leicht an ZZ TOP erinnert, jedoch wird es schnell psychedelisch. Der Sound ist wuchtig und hallig, mit oft dreistimmigem Gesang. Etwas Noise-lastig, mit Rückkoppelpassagen, die jedoch jederzeit den Song unterstützen. Die Lieder sind lange und man sollte sich Zeit nehmen, nicht ungeduldig werden, es wird ja auch urplötzlich losgerockt. Die Mischung beeindruckt, macht Gänsehaut. Die Gesichtskirmes von Sänger und Gitarrist Van ist ein Hingucker, wenn er nicht gerade elegant die Gitarre schwingend mit den Hüften kreist. Van post, tigert und hüpft über die Bühne, als wäre die Europatour erst einen Tag alt, dabei ist es der zweitletzte Auftritt einer strapaziösen Tour. Basser Jennings beschränkt sich auf sein Spiel wie auch Drummer Lain, die zusammen ein Soundfundament bilden.

Ich hab nicht mitgezählt, aber der Auftritt dauert gute 70 Minuten und auch PONTIAK kommen um eine Zugabe nicht herum. Da werde ich mich jetzt mal durch die Diskografie hören. 
Ich behaupte mangels Setlist mal im Nachhinein, dass da viele Songs vom aktuellen Album „Dialectic Of Ignorance“ waren, denn das einprägsame „Tomorrow Is Forgetting“ jagt mir gerade einen Schauer über den ganzen Körper - großartig!

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Im Fazit fallen die Musikfreaks zufrieden mit Musik und Bier abgefüllt in die Koje. Der Sound war top, die Auswahl der Bands vielseitig, das Biergeld reichte von sieben bis Mitternacht dank fanfreundlicher Preise, Das Haus und die Crew offen und freundlich, auch bei kurzzeitig heftigem Andrang am Ausschank. Zwischenfälle sind mir nicht bekannt und die Bands hingen zufrieden hinter-vor-über-unter ihrem Merch und beantworteten geduldig aber augenrollend auch die „interessantesten“ Fragen. Was zu Essen wäre wünschenswert oder wenigstens Brezel, denn bei so kurzen Umbaupausen verliert man den Inhalt des Döners, wenn man aus der Münsterstrasse zurück hechtet.

Merkt euch den 16.11.2019, da soll die Party weitergehen. Wünschen wir den Veranstaltern Mephi und Danny, dass sie auch beim nächsten Mal so eine überraschende und gelungene Mischung aus Bands präsentieren können. (Andreas)

(Fotos: Karin, Andreas)

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