Interview mit Jean-Ken Johnny (Man With a Mission)

20190310 MWAM 05 MWAMDie 2010 gegründete Rockband MAN WITH A MISSION ist aus der japanischen Musikszene nicht mehr wegzudenken.

Bei der Geschichte der Band muss man ein wenig ausholen. Laut eigenen Angaben wurden sie von einem genialen Wissenschaftler und Hobbygitarristen namens JIMI HENDRIX als ultimative Lebensform erschaffen. Er fror sie im ewigen Eis der Antarktis ein, das im Jahr 2010 durch die globale Erderwärmung schmolz und die Wolfsmenschen befreite. Seitdem haben sie die Mission, die Welt mit ihrer Musik zu erobern. Während ihrer Zeit im Eis hörten sie alle Arten von Musik, was ihren Stil beeinflusste. Den Fans gefällt es, ihre Videos werden millionenfach geklickt, mehrmals waren sie in ihrer Heimat Japan bei den MTV Video Music Awards nominiert und ihre Anhängerschaft wächst mit jedem Album.

Die Band findet ihren Weg auch immer wieder nach Europa, denn hier hat sich ebenfalls eine solide Fanbase angesammelt. Vor vier Jahren hat die japanische Kultband zuletzt die Hansestadt Hamburg unsicher gemacht. Nun ist die Wolfstruppe im Zuge ihrer “Chasing The Horizon”-Tour zurück. Wir haben uns mit Gitarrist Jean-Ken Johnny zusammengesetzt, um ein wenig mehr über das ungewöhnliche Quintett zu erfahren. Der Wolfsmensch freut sich wieder in Europa zu sein: „Bis jetzt war jedes Konzert in allen Städten wirklich toll. Es ist schon eine Weile her, dass wir eine Tour durch ganz Europa gemacht haben und viele Leute haben sich wieder dazu entschlossen unsere Konzerte zu besuchen. Es ist sehr schön all unsere Fans hier wieder zu sehen und überall auf der Welt neue Freunde zu gewinnen, die Interesse an unserer Musik zeigen.“

Denn egal in welchem Land oder auf welchem Kontinent: “Menschen die Musik mögen sind überall ähnlich“, findet Jean-Ken. „Sie flippen überall zu unserer Musik aus, was immer wieder schön anzusehen ist.“ Aber es gäbe einen Unterschied zwischen japanischen und europäischen Fans: „Hier in Europa frage ich mich oft, ob jemand in der ersten Reihe Fan oder Security ist, weil die alle so unheimlich riesig sind,“ erzählt er. Vielleicht wirken Menschen in kleinen Locations aber auch einfach größer als in Stadien? Denn während in Europa noch größtenteils in Clubs gespielt wird, geht es in Japan auch mal ins prall gefüllte Stadion. Sie sind gern gesehene Gäste auf den größten Festivals, wie dem Ozzfest oder dem Knotfest, bei der “Not In This Lifetime…“-Tour eröffneten sie für GUNS N´ROSES. Außerhalb Japans spielte das Quintett u.a. beim Download Festival in UK und beim Knotfest in den USA.

Was zu der Frage führt, was der Truppe lieber ist: „Die Bands die wir mögen haben auch mit kleinen Konzerten begonnen, so wird Kultur geboren. Ob es nun tausende Menschen vor uns sind oder nur hundert, wir fühlen die Energie jedes Einzelnen auf der Bühne. Ich würde sagen, wir lieben beides, “ antwortet Jean-Ken.

Und was sind seine persönlichen Favoriten? „Puh, das ist eine wirklich schwere Frage“, überlegt der Gitarrist der auch singt und rappt. „Ich mag eine Menge Bands. Aus Deutschland… HELLOWEEN! Und GAMMA RAY! Bei japanischen Bands gibt es sehr viele. Zum Beispiel BOOM BOOM SATELLITES. Leider sind sie nicht mehr unterwegs. Sie waren lange Zeit in den 90ern präsent, besonders auch in Europa. Sie sind eine der erfolgreichsten japanischen Bands, die die ganze Welt bereist haben. Ich habe viel Respekt für sie und liebe ihre Musik.“

So viel zur japanischen Musikkultur. Ein weiteres Kulturgut sind mit Sicherheit die Animes. Viele Songs von MAN WITH A MISSION wurden für Anime-Intros verwendet. Gibt es einen Anime, für den die sie gerne mal einen Song schreiben würden? “Oh wow, das ist noch eine schwierige Frage“, findet Jean-Ken. „Weil es so viel Anime gibt, mit so vielen tollen Geschichten. Ich persönlich mag das Science-Fiction-Genre sehr und mag “Akira“ und “Ghost In The Shell“.“ Letztere schaffte es 2017 als Realverfilmung sogar auf die Kinoleinwand, mit Scarlett Johannson in der Hauptrolle. Jean-Ken ist ein großer Fan der Story, von der Hollywood-Adaption zeigt er sich allerdings nicht so begeistert: “Sagen wir mal, es war nicht so schlecht. Zumindest verglichen mit dem, was sie aus “Dragonball“ gemacht haben.“ Eine weitere erfolgreiche Serie ist “Log Horizon“, wo Leute in einem Videospiel feststecken. Auch für dieses Anime steuerten MWAM einen Song bei: “Das ist in den letzten Jahren ein verbreitetes Thema in der Anime- und Mangaszene geworden. “Log Horizon“ war eine der erfolgreicheren Serien und es war toll ein Teil davon zu sein,“ freut sich Jean-Ken und ergänzt: “Es war auch besonders, weil der Anime auf einem japanischen Sender namens NHK ausgestrahlt wurde. Normalerweise laufen da nur Nachrichten, ich hätte nie gedacht, dass ein cooler Anime wie “Log Horizon“ dort laufen würde.“

MWAM steuern nicht nur Songs zu Animes bei, sondern auch zu dem ein oder anderen Spiel. So ist der neue Song “Left Alive“ für das gleichnamige Game geschrieben worden. Jean-Ken berichtet, wie es dazu kam: “Der Entwickler Square-Enix ist einer der größten Spielehersteller in Japan, sie haben uns das Skript zugeschickt. Die Story hat mir sehr gut gefallen und ich bin sehr stolz, dass wir Teil davon sein konnten. Ich selber war nie gut in solchen Spielen, aber die Geschichte ist toll. Die Aussage, dass die eigenen Entscheidungen die Zukunft gestalten ist eine der wichtigsten, die wir auch mit unserer Musik ausdrücken wollen. Deshalb ist es mir sehr leicht gefallen den passenden Song zum Spiel zu schreiben.“

Apropos Zukunft: Laut ihrer Geschichte stammen die Wolfsmenschen aus einem Labor in der Antarktis, das durch den Klimawandel freigelegt wurde. Man könnte denken, dass sie damit eine politische Nachricht bezüglich des Klimawandels senden wollen. Jean-Ken winkt ab: “Nein, mit Politik hat das nichts zu tun. Aber die globale Erderwärmung ist natürlich ein Problem, “ gibt er zu. Wobei er und seine Kollegen auch davon profitiert haben: “Dadurch sind wir frei, also kann ich mich nicht wirklich beschweren. Aber wir müssen vorsichtig sein. Wir sind alle Teil dieser Welt und wir sind die einzigen, die sich um sie kümmern können.“

Derweil kümmern sich die fünf Japaner weiter um ihre Songs: “Manchmal haben wir ein Thema im Kopf, wenn wir über einen neuen Song nachdenken, aber gerade wenn wir zum Beispiel zu einem Anime-Intro eine Anfrage bekommen versuchen wir das Lied dem Thema der Serie anzupassen, aber es gleichzeitig so unabhängig zu gestalten, dass es auch ohne den Zusammenhang Sinn macht,“ erklärt Jean-Ken, der in seiner Freizeit auch gerne zockt: “Ich spiele viel. Aber besonders unser Drummer, Spear Rib, ist leidenschaftlicher Zocker.“

Nicht nur Drummer Spear Rib trägt einen ungewöhnlichen Namen. Auch die Namen von Sänger Tokyo Tanaka, Bassist Kamikaze Boy und DJ Santa Monica klingen nach Künstlernamen. Jean-Ken Johnny widerspricht: “Die haben wir uns nicht ausgedacht. Als wir geboren wurden hat man uns unsere Namen geschenkt.“

www.mwamjapan.info
https://www.facebook.com/MWAMjapan/

Photo Interview

 

(Live-Fotos: Pascal, Logo: Jazzhouse Records, Napalm Records)

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden