Sirenia - The Enigma Of Life

sirenia_theenigmaoflifeNachdem er 2001 bei TRISTANIA mehr oder minder entfernt worden war, scharte Morten Veland umgehend neue Mitstreiter um sich, um seine dort nicht zur Verwendung kommenden Songideen zu verwirklichen. Seitdem sind SIRENIA fast das Soloprojekt des Norwegers, bei dem bis auf Drummer Jonathan Perez die Musiker ständig wechseln. Nachdem vor allem das Debüt „At Sixes And Sevens" mit dem Hit „Meridian" im Gothicmetal-Genre für Aufsehen sorgte gab es nach zwei Scheiben und einer EP eine Kurskorrektur. Die neue wesentlich melodielastigere Variante stieß nicht bei allen Fans auf Gegenliebe, etablierte die Truppe aber in der Szene. Nun ist Longplayer Nummer Fünf draußen und zum ersten Mal mit der Spanierin Aylin die gleiche weibliche Stimme wie auf dem Vorgänger zu hören. Ob sich das auf die Entwicklung von „The Enigma Of Life" ausgewirkt hat?

Welche Entwicklung wird sich der eine oder andere bei den ersten Tönen verwundert die Augen reiben. Denn das was da aus den Boxen kommt hatte man schon auf den beiden Vorgängern „Nine Destinies And A Downfall" sowie „The 13th Floor" zu Genüge. Knallige, dezent runter gestimmte Gitarrenattacken peitschen in „The End Of It All" das fanfarenhafte Synth-Orchester nach vorne. Dazu gibt es einen poppigen Chorus, der wie vieles in letzter Zeit bei SIRENIA zu süßlich wirkt.
Das folgende „Fallen Angels" fällt ruhiger, melancholischer aus, wird von Streichern eingeleitet und bedient im Refrain ebenfalls eindeutig die Kitsch-Sparte. Eher industrielle Klänge beherrschen zu Beginn von „All My Dreams" die Szenerie, bevor die Nummer ihrem klebrigen Part entgegen stampft.

Was ebenfalls auffällt, ist dass die meisten Lieder an sich heftig beginnen, doch sobald der Gesang einsetzt weichen die Riffs eher flächigen, gotischen Gitarrenmustern. Lediglich „This Darkness" und das melodischere „This Lonely Lake" rocken einigermaßen durch, der Rest fällt in dasselbe Klischee. Vor allem im getragenen „The Twilight In Your Eyes" kommen haufenweise Chöre zum Zuge, aber auch andere Nummern sind voll gepackt damit.
„A Seaside Serenade" beispielsweise, der einzige Song, der ein wenig an die Frühphase der Band erinnert. Zum einen weil hier der Mainman seiner Kehle ein paar Grunzer entlockt, zum anderen weil sich der Titel etwas vielschichtiger präsentiert. Der Rest wird schön in vier Minuten in ein Strophe-Refrain-Strophe-Schema gepresst.
Wo sind die Siebenminüter der ersten zwei Werke, wo ist die metallische Härte geblieben, wo ist der Herr Veland? Bei zwei Stücken steuert er noch tiefe Clear Vocals bei ansonsten beschränkt er sich auf das Instrumentale. Dass er nicht mehr dahin zurück kehrt dürfte auch an MORTEMIA, seiner neuen Spielwiese liegen, bei denen er seiner Leidenschaft für extreme Strömungen frönen kann.

Nun ist „The Enigma Of Life" sicherlich kein schlechtes Album, denn die Trademarks, die vielen bei den Vorläufern gefielen sind immer noch vorhanden, aber das ist eben auch Geschmackssache. Weniger Geschmackssache ist dass der gute Morten immer noch ein Händchen für schlüssige Songstrukturen und schmissige Hits hat. Dazu kommt eine wuchtige, druckvolle Produktion, welche die Kompositionen sofort in die Gehörgänge drückt.
Doch genau diese hohe Eingängigkeit ist auch die Krux an der Sache, jeder Song für sich ist gut, aber am Stück gehört stellen sich nach der Hälfte der Scheibe erste Abnutzungserscheinungen ein. Vor allem weil man genau diese Schiene schon kennt, die individuellen Charakteristiken, die ich oben beschrieben habe sind nur marginal vorhanden. Die Zutaten wie Orchester-Samples, ein Rhythmusgemisch aus Elektro-Beats und normalem Schlagzeug, krachende Akkorde, zurück genommene Strophen, Zuckerwatten-Refrains, dazu nach Bedarf Frost-Pianos, pumpende Bässe und Chöre sind immer die selben, nur anders gemischt.

Wer zuletzt mit SIRENIA etwas anfangen konnte, der wird auch mit „The Enigma Of Life" warm werden, weil es eben genau die Zielgruppe der Femal-Fronted-Anhänger bedient. In ihrem Metier sind sie sicherlich eine der besten Acts, aber ein wenig Mut zur Weiterentwicklung wäre wünschenswert. Wer die Formation schon aufgegeben hat, der kann hier einen großen Bogen herum machen und sich mit MORTEMIA trösten. (Pfälzer)

Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 65:29 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 21.01.2011

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