Zodiac Mindwarp & The Love Reaction - We Are Volsung

Zodiac_Mindwarp__VolsungDas waren noch Zeiten, als es in einem Nachbarkaff, wo ich jetzt schon seit 16 Jahren arbeite eine waschechte Metaldisco gab. Dort verbrachte ich viele Stunden meiner späten Teenagerzeiten, so mit erster Freundin und allem was dazu gehört zum Mannwerden. Und dort gab es jeden verdammten Abend den "Prime Mover" auf die Ohren, ohne den ging es nicht ins Bett.

Verbrochen hat dieses mit einem unfassbaren Drive ausgestattetes Meisterwerk ein gewisser ZODIAC MINDWARP mit seiner LOVE REACTION. Die waren Mitte der Achtziger einer der Wegbereiter der Sleazerockwelle, welche den optischen Gegenpol zum Hairmetal gab. Hier ging es nur um eines und das möglichst schmutzig, Titel wie "Tattoed Beast Messiah" oder "Backseat Educator" sprechen da Bände. Doch trotz der Zusammenarbeit mit ALICE COOPER machte der Zeitgeist auch nicht vor ihnen halt, Spaß war nicht mehr so angesagt in der Musik und die Truppe verschwand in der Versenkung. Nun sind die chaotischen Briten mit "We Are Volsung" zurück im Geschäft.

In der Zwischenzeit erschienen zwar weitere Alben, die blieben meist unbeachtet, aber nun könnte der Zeitgeist die Geschicke der Truppe wieder etwas beflügeln. Dazu bräuchte man aber schon ein ordentliches Werk und "We Are Volsung" fängt mit "Stark Von Oben" nicht gerade vielversprechend an. Das Riff kommt recht schwerfällig aus den Boxen und was der Meister von sich gibt ist sehr Sprechgesang. Gut, ein begnadeter Vokalakrobat war er noch nie aber ein wenig mehr Melodie dürfte es schon sein. Stattdessen wird das Ganze mit Hall - und sonstigen Effekten aufgebessert. Wenigstens der deutsch gesungene Refrain sorgt für Unterhaltung, was ist der Akzent doch so schräg, da kann man sich das Lachen nur schwer verkneifen.

Dummerweise schlägt der folgende Titeltrack in die exakt selbe Kerbe, oder eher klingt fast identisch. Hier gibt es dezente Hinweise auf die Beeinflussung von nordischer Mythologie, von der im Labelinfo die Rede ist. Was aber Siegfried in der Sagenwelt verloren hat weiß ich auch nicht so recht. Geschenkt, das Ganze scheint mir ohnehin mehr ein Promogag, Songtitel wie "Lucille" oder "Key To Your Heart" künden altbekannt von der schönsten Nebensache der Welt.

Der eröffnende Basslauf von "We Ride" bringt dann zum ersten Mal so etwas wie Schwung in die Scheibe. Der Rest treibt punkig vor sich hin, die fordernde Hi-Hat-Arbeit die frühere Glanztaten ausgezeichnet hat kommt aber zu selten. "Tree Rider" ist ebenso wie "Lucille" breitbeiniger Biker-Rock, hört aber nach dem zweiten Chorus einfach auf. Manche nennen das Konzentration auf das Wesentliche, ich nenne das unfertig.
Am ehesten an alte Zeiten erinnern noch der Sleaze-Rocker "White Trash" und das treibende "Don´t Touch My Guitar", die ein paar der typischen Gangshouts bringen. In eine ähnliche Kerbe schlägt noch der swingende Blues des Rausschmeißers "Kill Me A Mockingbird", das sich zumindest vom Songwriting her sehen lassen kann.

Aber das war es dann auch schon, denn wie schon angedeutet funktioniert die Produktion auch nicht, da drückt einfach nichts nach vorne, verharrt vielmehr pomadig. Dazu ist das Soundgewand auch ein wenig zu trocken, zu knöchern. Es dürfte logisch sein, dass man eine Über-Nummer wie "Prime Mover" nicht alle Tage aus dem Ärmel schüttelt, ein wenig mehr hätte es aber doch sein dürfen. Da hilft auch das ein oder andere gute Solo von Cobalt Stargazer nur bedingt, die Klasse des Debüts ist weit entfernt. Schade, da wäre mehr drin gewesen, zumal die Ansätze da sind, aber vielleicht existiert die rohe Wildheit von damals nur noch als Image. (Pfälzer)

Bewertung: 4,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 31:59 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 24.09.2010

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