More Than Crossed - Two Faced

morethancrossed_-_two_faced.jpgJa, ich weiss: Sobald der Begriff "Emo" fällt, wendet sich der Metaller mit selbstgefälligem Grinsen oder angewidert ab. Aber es gibt auch die berühmten Ausnahmen, die einem scheuklappenlosen Gitarrenfreund begeistern können (wie mich vor längerem die Kanadier SICK CITY).
Wie sieht es also mit den Berlinern MORE THAN CROSSED aus? Angeblich arbeitete das Quartett mit dem Brüderpaar Stev und Eik Iwan bis zu 10 Stunden täglich im Proberaum (keine Arbeit sonst?) und konnte aus diesen Sessions bisher immerhin zwei EP´s auskoppeln.
Das vorliegende Album "Two Faced" soll Punk mit Hardcore- und Metal-Einflüssen kombinieren und den berühmten Schuss Eingängigkeit besitzen - theoretisch jedenfalls. Wie schaut dagegen die Praxis aus?

Ein unheilvolles Intro mündet in "To those who wait". Das soll also ein "Screamo-Blaster" zu Beginn sein. Naja, schlecht ist der Song nicht, recht punkig, einigermaßen zündender Refrain, geht in Ordnung. Aber die "Screams" sind sehr in den Hintergrund gemischt, da will man scheinbar bloss nicht anecken oder wie? Beim folgenden "Not looking back" kommt also der Metal-Einfluss zum Tragen...im einleitenden Riff und zwischendrin beim zweistimmigen Gitarrenlead. Immerhin. Ok, "I can´t save you from yourself" kommt härtemässig fast an BULLET FOR MY VALENTINE ran, aber da fehlt dennoch einiges. Ansonsten wird Otto-Normal-Metaller sich allein beim Gesang Stev´s eher Ohropax besorgen, als sich, wie die "aufgeregten Teenies" in dem Laden, in dem Stev jobbt, "ein Autogramm zu besorgen."

Das Info-Blatterl haut in meinen Augen sowieso ungewohnt heftig auf die Kacke: Hier wird damit geprahlt, dass die Band sich schon ohne Deal einen eigenen Nightliner mit allem Pipapo leisten konnte und in diversen Band-Battles "selbstverständlich ausnahmslos" als Sieger hervor gingen - ein gesundes Selbstbewußtsein oder übersteigertes Emo..ähm Ego?
Macht mir die Band jedenfalls nicht sympathischer. Und musikalisch kommt in meinen Augen auch nichts wirklich Neues, als man es nicht schon von den Vorbildern wie TAKING BACK SUNDAY oder MY CHEMICAL ROMANCE gehört hat. Oh, Moment: "Plastic Life" kommt mit GREEN DAY-/ BLINK 182-Versätzen an, immerhin noch ein bisschen was Punkiges.  Auch "Single Second"  schrammelt ganz ordentlich und endlich sind auch die Screams da, wo sie hingehören. Die beiden Balladen "Bad News" und "Broken Paradise" (ganz zufällig auch für das Radio als Anspieltipp fett markiert) bedeuten aber mit dem schwülstigen Gesang die Tiefpunkte von "Two Faced". 

Junge, Junge... diese Platte ist ja nicht wirklich total kacke. Handwerklich und produktionstechnisch geht das Ganze völlig in Ordnung. Aber mit dem Möchtegern-Rockstar-Image im Hinterkopf stellt sich irgendwie keine gesunde Objektivität zum Hören bei mir ein.
Ein bis zwei Gänge zurückschalten würde der Band bestimmt gut tun.

(Brix)

Bewertung: 5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 45:23 min
Label: Plainsong Records
Veröffentlichungstermin: 16.05.2008

 

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