Virgin Steele - Nocturnes Of Hellfire & Damnation

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Was ist nur bei VIRGIN STEELE los? Da waren sie in den Neunzigern eine der wenigen Bands, die die Fahne des traditionellen Metal mit Ehre hochgehalten haben, mit dem Wiederaufkommen der Welle waren ihnen einige Erfolge beschieden, doch plötzlich versackten sie völlig. Die Talfahrt ihrer Karriere ist in etwa vergleichbar mit der von Ex-Werderaner Marko Marin. Da erscheint nur noch alle Jubeljahre ein Album, doch die lange Zeit schienen David DeFeis und seine Mannen zuletzt nicht genutzt zu haben. Nun sind fünf Jahre seit "Black Light Bacchanalia" ins Land gegangen, immer wieder wurde neues Material angekündigt, mal sehen, ob sie sich bei "Nocturnes Of Hellfire & Damnation" eines besseren besonnen haben. Schlimmer als beim sehr bescheidenen letzten Album kann es ja nicht werden, da ärgere ich mich heute noch gnadenhalber 5 Punkte verteilt zu haben.

Hier klingt der Auftakt gar nicht mal so schlecht, die Axt treibt gut nach vorne, „Lucifer´s Hammer" besitzt den Biss, welchen ich zuletzt so vermisst habe. Doch erinnern wir uns auch das letzte Machwerk fing durchaus vielversrechend an. In der Tat fallen zwei Dinge sofort negativ auf, während bei „The Black Light Bacchanalia" die Gitarren viel zu dünn waren, konnte man hier das Schlagzeug von Frank Gilchriest nur unzureichend einfangen. Nicht nur dass es im Mix untergeht, es klingt auch ziemlich klinisch.
Genauso wenig Power steckt in der Stimme des Bandleaders, vieles auf der Scheibe ist nur ein Heulen und Wimmern, was auf Dauer schon anstrengend ist. Natürlich hatte DeFeis schon immer sein außergewöhnliches Falsett, doch er bekommt einfach keinen Druck mehr dahinter. Seine Stimme entwickelt kein Volumen, alles wirkt gepresst und kann dadurch auch keine Emotionen transportieren. Wie man das besser lösen könnte zeigt er anschließend in „Queen Of The Dead", wo er zwischen kantigen Riffs in atmosphärischen Strophen ein bisschen mehr überzeugen kann.

Überhaupt hat das Album seine Stärke in den rockigen Momenten, wenn die Arrangements mal ein wenig Fahrt aufnehmen. „Black Sun – Black Mass" bringt endlich mal wider den typischen Galopp im Rhythmus, hier können die Drums das einzige Mal Akzente setzen. Das schwerfällige treibende „Demolition Queen" lebt vom Wechselspiel mit den rockigen Ausbrüchen in der Strophe und hätte so auch auf „Life Among The Ruins" stehen können. Im ruhigen Solo lässt Edward Pursino sogar mal den Blues anklingen, doch leider weiß hier die Rhythmusabteilung so gar nicht diese Leadmelodien zu unterstützen, das Arrangement läuft völlig ins Leere.

Soweit, so annehmbar, doch nach dem Song hätte man dieses Album hier beschließen sollen, denn die zweite Hälfte hat nichts mehr zu bieten. Vieles schleppt sich nur noch dahin, wird unnötig in die Länge gezogen, orchestrale Versatzstücke, wie sie noch in „Devilhead" funktionieren scheitern in „Hymns To Damnation". Weder gehen die Songs nach vorne, noch bauen sie Atmosphäre auf oder liefern tolle Melodien. Bei aller Ambition hätte man sich auf das Wesentliche beschränken sollen, stattdessen ist ein 2-CD-Digi angekündigt, obwohl nach einer der Doppel-LPs schon die Ideen auszugehen scheinen. Dazu bekommt jede Ausgabe ein eigenes Cover, das ist ja toll gestaltet, doch letzten Endes wurde an falscher Stelle aufgefahren.

Schon bei den letzten Scheiben hätte man VIRGIN STEELE am liebsten zugerufen, es doch mal mit einem externen Produzenten zu versuchen. Doch der gute David ist einfach zu stur, um von seiner Linie abzuweichen und so fehlen neue Impulse, und wenn sie ihm nur klarmachen, dass er mit seiner Stimme nicht mehr das anstellen kann wie vor zwanzig Jahren. Dabei ist er sicher einer der innovativsten Kräfte, hat mit dem Landestheater Schwaben einige großartige Projekte an den Start gebracht. Doch das Zupackende des Metal ging ihm dadurch irgendwie verloren, und alleine scheint er es nicht wieder zu finden.
Das ist jammerschade, denn „Nocturnes Of Hellfire & Damnation" offenbart gute Ansätze, es mangelt nur an der Umsetzung. Gegenüber dem Vorgänger muss man sogar einen leichten Aufwärtstrend verzeichnen, doch mittlerweile habe ich genug Abstand, um die Leistung nicht wieder zu verklären. Erschwerend kommt hinzu, dass ich jüngst „Age Of Consent" aus dem Regal kramte. Damals war ich nach „Noble Savage" nicht ganz zufrieden mit diesem Werk, heute würde ein schwächerer Titel wie „We Are Eternal" die aktuelle Produktion eindeutig aufwerten. (Pfälzer)

 

Bewertung: 4,5 / 10


Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 79:54 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 19.06.2015

Wertung der Redaktion
David Pascal Ralf Maik Klaus Anne Andreas
 4  6 5  4 6 6,5 
Kategorie: Gruppenzwang