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mehrfach-soloSANCTUARY waren schon so lange aufgelöst, daß man sich damit abgefunden hat, daß es eben nur zwei Alben von der Band gibt und NEVERMORE als Nachfolger war ja auch nicht von schlechten Eltern. Wenn auch anders. Das war der Status Quo an den man sich gewöhnt hatte und der so auch gute 20 Jahre blieb. Und dann, auf einmal, aus heiterem Himmel, tat es einen großen Knall und auch NEVERMORE waren Geschichte. Warum, wieso, weshalb eigentlich, das wurde nie so genau gesagt.

Doch schon 2010 hatte Warrel Dane ein neues SANCTUARY-Album angekündigt, an das jedoch wohl kaum jemand glaubte (ich jedenfalls nicht). Das endgültige Ende von NEVERMORE machte dann jedoch den Weg frei für SANCTUARY. 2012 spielte man dann sogar eine Handvoll Konzerte in Europa. Die Idee eines neuen Albums, bzw. der Glaube der Fans, daß das doch wirklich passieren könnte, wurde immer stärker.

Trotzdem hat es noch einmal fast drei Jahre gedauert bis es dann endlich so weit war. Der Releasetermin für das dritte Album der Amerikaner stand. 24 Jahre nach „Into The Mirror Black“ erscheint nun „The Year The Sun Died“. 24 Jahre sind eine lange Zeit. Wie also wird das neue Album klingen? Immerhin spielt die Band fast in Originalbesetzung der beiden ersten Alben. Aber kann der Warrel Dane überhaupt noch so hoch singen? Von Natur aus hat er ja eher eine tiefe Stimme. Fragen über Fragen...

Und dann legt man „The Year The Sun Died“ in den Player, atmet noch einmal tief durch und macht sich auf so ziemlich alles gefaßt. Und setzt sich dann erstmal auf den Hosenboden, denn das, was da aus den Boxen schallt, das ist erstmal – geil. Es tut so gottverdammt gut, nach vier langen Jahren wieder Warrel Danes Stimme auf Platte zu hören. Und auch der Rest von „Arise And Purify“ sagt mir sehr zu. Was ein Einstieg in das Album!

Doch wie klingen sie nun, die neuen, die wiederbelebten, die auferstandenen SANCTUARY? Wer ein zweites „Into The Mirror Black“ oder gar „Refuge Denied“ erwartet hat, der wird möglicherweise bitter enttäuscht werden. Denn zwischen diesen beiden Alben und „The Year The Sun Died“ liegen Welten. Beziehungsweise 24 Jahre. Doch so wie NEVERMORE einst die logische Fortsetzung von SANCTUARY war, so ist SANCTUARY nun die logische Fortsetzung von NEVERMORE.

„The Year The Sun Died“ klingt wie eine Mischung aus Warrel Danes Soloscheibe und dem letzten NEVERMORE-Album „The Obsidian Conspiracy“. Und doch wieder anders. Jeff Loomis fehlt natürlich. Dadurch fehlt das leicht progressive, leicht vertrackte Element, das bei NEVERMORE so präsent war. Und obwohl ich mir NEVERMORE nicht ohne Jeff Loomis vorstellen kann, funktioniert das bei SANCTUARY ganz wunderbar. Ich vermisse auf diesem Album so gut wie gar nichts.

Im Gegensatz zu vielen anderen Sängern, die schon ewig im Geschäft sind, versucht Warrel Dane nicht krampfhaft mit allen Mitteln gesanglich in irgendwelche Höhen vorzustoßen, die er sowieo nicht mehr erreicht, sondern singt einfach deutlich tiefer als früher, wie man das schon von NEVERMORE gewohnt ist. Ich finde auf der Scheibe keinen Song, der mir nicht gefällt. Dafür gibt es im Gegenteil mehr als nur eine Perle zu entdecken. Z. B. „Exitium (Anthem Of The Living)“, das wie kaum ein anderer Song den Titel Anthem verdient hat. Ruhige, großartige Hymne, die durchaus auch rockig kann.

Und dann wären da auch noch Songs wie „I Am Low“, die ruhig beginnen und sich dann zu einem richtig schönen heavy Power Metal-Song entwickeln. Manche Stücke, wie z.B. das großartige „Frozen“ erinnern doch sehr an NEVERMORE und lassen die Band schmerzlich vermissen. Dafür beschreitet man aber auch mal ganz neue Wege wie z.B. beim teilweise akustischen „Ad Vitam Aeternam“, das als Intro für den Titelsong „The Year The Sun Died“ dient. Und der macht dem Album alle Ehre. Einfach ein großartiger, ruhiger Song mit Ohrwurmrefrain, schönen Gitarrenläufen und voller Power.

Und wofür ich SANCTUARY auch dankbar bin: Nach allerhand Trallalla-Texten auf Alben, die ich letzter Zeit so reviewt habe, tut es wirklich und ehrlich gut, mal wieder durchdachte, anspruchsvolle Texte zu hören. Und so kann ich zusammenfassend sagen: „The Year The Sun Died“ ist ein richtig gutes Album geworden. Es gibt zwar relativ viele ruhige Songs auf dem Album, doch auch die haben alle noch ein gewisses Maß an Heavyness, so daß man nichts oder wenig vermisst. Wer die letzten Scheiben von NEVERMORE mochte, der sollte auch in dieses Album reinhören. (Anne)

Bewertung: 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 49:46 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 03.10.2014

Wertung der Redaktion
Maik Andreas Pascal Jochen David Ralf Dirk
8 6,5 7 8 7,5 8,5 6,5

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Pascals Avatar
Pascal antwortete auf das Thema: #14875 9 Jahre 5 Monate her
Ich möchte an der Stelle vollkommen ehrlich sein und muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die alten SANCTUARY-Platten bisher noch nicht gehört habe. Auch bezüglich NEVERMORE habe ich noch einiges an Nachholbedarf, so konnte ich lediglich den letzten Output ausgiebig hören. :(

Als ich nun von einer neuen Platte hörte, war meine Vorfreude dennoch groß. Allein schon daher, weil mir die letzte NEVERMORE sehr gut gefallen hatte. B) Irgendwie konnte "The Year The Sun Died" bei mir aber nicht so richtig zünden. Auch nach ein paar Durchläufen blieb nichts so wirklich hängen. Beileibe ist es kein schlechtes Album, die Atmosphäre finde ich genial, aber irgendwie bin ich nicht so richtig warm geworden mit dem Album. Vermutlich ändert sich dies aber über die Jahre, so wie das bei mir meistens der Fall ist. ;)
Annes Avatar
Anne antwortete auf das Thema: #14874 9 Jahre 5 Monate her
Ja, ich hab' ja geschrieben, daß man als Fan der alten SANCTUARY unter Umständen sehr enttäuscht sein wird. Aber 24 Jahre sind ja nicht gerade 'ne kurze Zeit, niemand kann ernsthaft erwarten, daß die da noch genauso klingen.

Ehrlich gesagt vermisse ich Jeff Loomis gar nicht so sehr. Liegt vielleicht auch dran, daß ich mir seine Soloalben bis zur Vergasung reingezogen hab, obwohl ich ja normalerweise nicht so auf Gitarristensolokram stehe. Wer weiß, wozu's gut war.
Jochens Avatar
Jochen antwortete auf das Thema: #14863 9 Jahre 6 Monate her
"...so wie NEVERMORE einst die logische Fortsetzung von SANCTUARY war, so ist SANCTUARY nun die logische Fortsetzung von NEVERMORE." Besser und kürzer kann man das Album nicht beschreiben. Man vermisst NEVERMORE, wird aber durch dieses Album über den Verlust hinweg getröstet. SANCTUARY Fans werden allerdings weniger Trost finden, denn da ist der Bezug nach 24 Jahren doch schwer dünn geworden. Davon abgesehen dennoch ein großartiges Album, dem aber definitiv ein Jeff Loomis fehlt.