The Gathering - Afterwords

 

The Gathering - Afterwordsnb mehrfachwertungEs gibt Bands, die bedienen ihre Fans in steter Regelmäßigkeit mit ganz genau dem, was sie hören wollen und dann gibt es auf der anderen Seite ganz wenige Bands wie eben THE GATHERING, die den komplizierten Weg gehen und den Hörer immer wieder neu herausfordern. Man kann auch sagen, dass THE GATHERING im Geiste verbunden sind mit Bands wie ANATHEMA oder OPETH. Um das herauszufinden, braucht man sich noch nicht einmal die gesamte wechselhafte Karriere der Ende der Achtziger in Oss gegründeten Band anzuschauen, da reicht es im Prinzip aus, die Entwicklung seit dem Ausstieg von Anneke Van Giersbergen und dem Einstieg der aktuellen Sängerin Silje Wergeland zu betrachten.

War „The West Pole" 2009 ein Comebackalbum nach Maß, auf dem die Niederländer darum bemüht waren, ihre eigene Vergangenheit mit dem Hier und Jetzt zu verbünden, merkte man im letzten Jahr bei „Disclosure" bereits, dass die Band um die beiden Rutten Brüder wieder auf der Suche nach etwas neuem ist, mit der Folge, dass „Disclosure" etwas zerfahren geklungen hatte und sich mehr durch das gute Songwriting in den grünen Bereich retten musste. Dies lässt sich über das inzwischen elfte THE GATHERING Studioalbum definitiv nicht sagen, dieses klingt wie aus einem Guss und ist trotzdem eine große Herausforderung für den stilistisch offenen Musikhörer.

Laut eigener Aussage fällt „Afterwords" etwas elektronischer und etwas soundtrackartiger aus, wobei der Unterschied erst so richtig deutlich wird, wenn man das Wörtchen „etwas" durch das Wörtchen „deutlich" ersetzt. Ich meine, dass THE GATHERING keine Metalband mehr sind, das weiß man spätestens bereits seit „How To Measure A Planet?" (1998), aber mit „Afterwords" verlassen die Niederländer nun sogar ganz konsequent die Rockmusik.

Auf „Afterwords" befinden sich nur noch ganz wenige rockige Momente, höchstens der Schlusspart von „Echoes Keep Growing" oder Teile von „Gemini III" fallen unter diese Kategorie, der Rest ist Art Elektro in Anspielung an Art Rock oder Art Pop. Rollen wir „Afterwords" von hinten auf, dann fällt diese Entwicklung besonders gravierend ins Gewicht bei den letzten drei Titeln, zwei davon („Afterlights", „Sleep Paralysis") sind komplett instrumental gestaltet und auch der achtminütige Abschluss „Bärenfels" kommt dank einer längeren Spoken Word Passage fast ohne Gesang aus. Will man die Songs von „Afterwords" live auf die Bühne bringen, wird das sicher kein leichtes Unterfangen.

Im Vergleich dazu fällt „Afterwords" in seiner ersten Hälfte mit den Insidern bereits von der limitierten „Afterlights" Vinyl-EP bekannten „Echoes Keep Growing" und „Turning In, Fading Out" noch recht zugänglich aus. Zusammen mit „Areas" sind das die einzigen Songs, bei denen Silje Wergeland eine zentrale Rolle einnimmt, ihr Gesangsanteil auf „Afterwords" ist leider nicht ganz so groß, auch weil THE GATHERING beim Titelstück zum ersten Mal seit langer, langer Zeit wieder mit ihrem Originalsänger Bart Smits zusammenarbeiten, der mit einer sehr warmen und kräftigen Stimme überrascht, die man sich prima auch im Duett mit Silje vorstellen kann.

Waren THE GATHERING für ihre Experimente und ihre stilistische Offenheit schon immer bekannt, so schießen sie mit „Afterwords" quasi den Vogel ab und bewegen sich zu auf unerforschtes Terrain. In Gänze ist das Songmaterial auf „Afterwords" nicht ganz so stark wie auf den beiden Vorgängern (von „Mandylion" oder „Nighttime Birds" ganz zu schweigen), dafür hinterlässt das aktuelle Werk einen perfekt produzierten Eindruck und punktet damit, dass von Anfang bis Ende ein so genannter roter Faden erkennbar ist. (Maik)

Bewertung: 8 / 10


Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 43:00 min
Label: Psychonaut Records
Veröffentlichungstermin: 26.10.2013

Wertung der Redaktion
Jannick Seb Anne Rainer  Brix Jochen Andreas
8  8 7,5  8  7,5  6,5
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