Mehrfach-Wertung der Redaktionaliceinchains_devildinosaursMusik bewegt sich ja bekanntlich in Zirkeln, alles kommt irgendwann wieder. So auch die eher bescheidenen Neunziger, zum Glück bislang nur die wichtigen Protagonisten. Nachdem es die Crossover-Helden RAGE AGAINST THE MACHINE und FAITH NO MORE wieder gibt, kehrt auch der Grunge wieder zurück in den Fokus. Gut, auf eine NIRVANA-Reunion wird man ewig warten, es sei denn Sir Paul überlegt es sich noch einmal. Dafür sind seit fünf Jahren ALICE IN CHAINS wieder am Start, die 2009 mit "Black Gives Way To Blue" ein klasse Comebackalbum hingelegt haben. Während PEARL JAM seit langem im Mittelmaß versunken sind, zogen im letzten Jahr auch SOUNDGARDEN mit "King Animal" nach. Nun gibt es mit "The Devil Put Dinosaurs Here" das zweite Album des düstersten Seattle-Exports mit dem neuen Sänger William Du Vall.

Ein typisches Album, die Essenz von ALICE IN CHAINS haben die Herren im Vorfeld versprochen. Und sie sollten Wort behalten, denn schon der Opener ist eindeutig als Lied dieser Formation zu identifizieren, „Hollow" bietet alles, was diese ausmacht. Diesen emotionalen Gesang, die schweren, schleppenden, leicht an BLACK SABBATH geschulten Riffs und die tollen Vokalharmonien zwischen DuVall und Gitarrist und Songwriter Jerry Cantrell. Da die folgenden Tracks mit ähnlichen Zutaten und Strukturen aufwarten, bekommt man aber das Gefühl, dass hier ein wenig zu sehr nach Schema komponiert wurde.

Erst das lockere „Voices" schält sich langsam aus dem Korsett. Akustikgitarren treiben die melodische Nummer voran, ein Hauch von Classic Rock macht sich breit. Das etwas heftigere „Lab Monkey" weißt diese Einflüsse noch deutlicher auf. Damit sind sie nicht allein, denn auch SOUNDGARDEN kokettieren auf ihrem jüngsten Werk mit den im Alternative eigentlich verpönten Klängen. Beim melodisch treibenden „Breath On Your Window" zieht ein tiefes Riff im Refrain die sonst vorherrschende, lässige Stimmung nach unten. Psychedelische Weiten und „Angry Chair"-Flair bestimmen hingegen den Titelsong. Zum Ende hin fällt das Album aber wieder ein Stück weit in die Vorgaben der ersten Titel.

Nicht, dass sich diese Songs gleichförmig anhören würden, doch es bedarf ein paar Durchläufe, bis sich einem die differenzierten Strukturen erschließen. Hier wurden die Möglichkeiten nicht konsequent genug ausgelotet, die Band scheint gefangen in der eigenen Erwartungshaltung. Wo sind die richtig aggressiven Breitseiten der „Them Bones"-Kategorie, wie sie der Vorgänger noch bei „Last Of My Kind" bot? Im Gegenzug vermisse ich auch die richtig zerbrechlichen Momente, die „Down In A Hole" zum Hit werden ließen, und die „Black Gives Way To Blue" mit dem Titeltrack und „Your Decision" hatte. Selbst das ruhigste Lied „Scalpel" besitzt noch eine gewisse rockige Attitüde.

Die Ausbrüche, wenn die Dynamik sich hymnenhaft aufbläht, sind ebenfalls etwas untergeordnet. Klar, sind alle Elemente noch da, aber nichts klingt vollständig ausgereizt. Die ganzen Gegensätze, die Dissonanz aus düsteren Gitarren und wohligen Harmonien, aber doch ein wenig zurückhaltend.  Warum hatte da die Band nicht mehr Mut? Hatte sie Druck verspürt wie damals nach „Dirt"? Hatten sie Angst sich wieder zu verzetteln wie damals auf ihrem kruden selbstbetitelten Album?
Schlecht ist die Scheibe keinesfalls, sie besitzt große Melodien, und viele interessante, kleine Details. Alles wurde inspiriert und mit viel Gefühl eingespielt und die Gesangsleistung ist grandios. Dazu sorgt Nick Rasculinecz für den von ihm gewohnten, trockenen und dennoch druckvollen Sound, welcher ALICE IN CHAINS sehr gut zu Gesicht steht. Für Fans der Truppe liefert „The Devil Put Dinosaurs Here" gut ab, es hätte aber ein bisschen mehr sein können. Ein grandioses statt einem guten Album.(Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 67:16 min
Label: Capitol/Universal
Veröffentlichungstermin: 24.05.2013

Wertung der Redaktion
David Anne Andreas Maik Brix Jochen Pascal
8 6,5 7,5 6,5 7 7,5 8,5
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