The Night Flight Orchestra - Aeromantic II

nighflightorchestra aeromanticIInb mehrfachwertungIn den letzten Jahren hat sich das schwedische Flugbesatzungskommando zu einem der heißesten Rockacts gemausert. Ihre Mischung aus AOR und Disco zündete ein ums andere Mal, die Spielfreude sprühte nur so aus den Rillen. Ihre wahren Stärken offenbaren sie jedoch auf der Bühne, leider wurden auch THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA unsanft von Corona gestoppt. Nach einer Woche Tour zum fünften Album "Aeromantic" hieß es die Uniformen in den Koffer zu packen und sich auf den Heimflug zu begeben. Da man das Gefühl hatte zu dem Thema noch nicht alles gesagt zu haben, nahm die Truppe einfach den zweiten Teil davon auf. Kann "Aeromantic II" an den Vorgänger anknüpfen?

Einige Entwicklungen auf dem letzten Longplayer lassen sich auch hier festmachen, wie die stärkere Hinwendung zu eher britisch inspirierten Klängen, die zuletzt sporadisch in "Golden Swansdown" auftauchten. Nicht mehr so knallig, dafür getragener und flächiger kann der neue Keyboarder John Manhattan Lönnmyr endlich Akzente setzen und reichlich Synthieteppiche ausrollen. Jene verlegt er fachgerecht unter den Opener, auf dem sich später breite Riffs und eine beschwingte Rhythmik austoben können. Man stelle sich einfach vor, FOREIGNER würden "Turn It On Again" von GENESIS covern, dann ist man nah dran an "Violent Indigo".

Der so gar nicht in der Tradition der bisherigen Auftaktnummern steht, die bislang eher kantigen Melodic Metal boten wie zuletzt "Servants Of The Air". Zumindest ich bin da nicht traurig drüber, waren mir die bisherigen Dosenöffner zu überzogen. Auf das Gaspedal wird lediglich bei "White Jeans" gedrückt, das schön nach vorne galoppiert, dabei von Fanfaren angetrieben wird. Vermehrter Tasteneinsatz entschleunigt dann erstmal die Strophe, bevor der geshoutete Refrain wieder lospreschen darf. Heftiger geht es daneben noch im Groove von "Zodiac" zu, der mit seinem modernen Anstrich vielleicht einen Weg in die Zukunft aufzeigt.

Viel lieber verharren THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA in der Vergangenheit, die sich etwas mehr gegen Achtziger verschiebt, wo man doch bisher so gekonnt die Nische der späten Siebziger besetzte. Zumindest der Eröffnungstrack bringt in der Epoche neue Wege, die auch "Change" beschreitet. Synthesizer und Piano hämmern um die Wette und lösen sich immer wieder weit auf, gerne darf Lönnmyr auch solieren. Der sanfte Schlussakkord "Moonlit Skies" unterstreicht die Leichtigkeit dieser Ära, die auch vor dem Prog nicht Halt machte.
Allerdings tönt auch wie auf dem Vorgänger einiges zu sehr standardisiertem Melodic Rock, "How Long" hätte mit seinen Harmonie und seinem Synth-Thema bequem auf jedem damals so populären Filmsoundtrack Platz gefunden. Und "I Will Try" orientiert sich sehr offensichtlich an JOURNEY,s nicht gerade besten "Raised On Radio"-Zeiten. Wie bei den Genregiganten ist die Melancholie noch da, wird aber unter zu klebrigen Keybaords und fast souligen Chören begraben und läuft zu tranig aus den Boxen.

Was die Formation wirklich in der Lage ist zu leisten demonstriert "Chardonnay Nights", das die neue Ausrichtung an den Tasten mit den typischen Discoanklängen versöhnt, und mit der knalligen Bridge nur gewinnen kann. Völlig ins Tanzfieber bringt uns "You Belong To The Night" mit Casio-Klängen und fordernden Beats, das mit Rock nur noch wenig zu tun hat, aber einfach höllisch Spaß macht. Hier geht es für den Rezensenten zurück zur frühen Jugend, erstem zarten Händchenhalten und Auto-Scooter auf der Dorfkirmes.
Über die gesamte Strecke sackt das Flugzeug aber öfter mal in ein Luftloch, der Wahnwitz ist noch weiter zurück gefahren. Aber wenn man einen so eigenen Stil kultiviert hat, fällt es schwer neue Ideen zu liefern, wie etwa die Rockabilly-Bezüge von "Bur For Me". "Aeromantic II" offeriert zwar  nach mehreren Durchläufen seine Qualitäten, weist dann einige Hits aus, mir persönlich sind das bei der Art Musik ein paar zu viele Runden um ins Ziel zu kommen. (Pfälzer)


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 51:52 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 03.09.2021

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anne8,0 8 / 10

Maikwertung folgt 0 / 10

Pascal9,0 9 / 10

Ral7,0 7 / 10

Anna 8,58,5 / 10


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