In Flames - I, The Mask

inflames ithemasknb mehrfachwertungFür einen großen Teil der „alten“ IN FLAMES Fans bin ich vermutlich ganz genau die falsche Person für diesen Text hier, denn die letzten 3 Alben der Schweden „Sounds Of A Playground Fading“ (2011), „Siren Charms“ (2014) und „Battles“ (2016) gehören zu meinen persönlichen Faves der Band und werden gegenüber „Colony“ (1999) oder „Clayman“ (2000) meinerseits ganz klar bevorzugt.

Andererseits muss man inzwischen einfach akzeptieren, dass sich Anders Fridén und Björn Gelotte die letzten Jahre die Freiheit genommen haben, musikalisch das zu machen, was sie machen wollen, auch wenn das nun spätestens im Jahr 2019 gar kein Melodic Death Metal mehr ist, sondern auf dem aktuellen Album noch mehr in diese Modern Alternative Rock Richtung amerikanischer Prägung geht. Und das, was der hoch geschätzte Ex-IN FLAMES Gitarrist Jesper Strömblad inzwischen mit seiner Pop-Metal Band CYHRA abliefert, dürfte die Herzen der „alten“ Fans auch nicht gerade höher schlagen lassen.

Und damit sind wir dann auch schon voll bei „I, The Mask“, das von seiner musikalischen Ausrichtung her gar nicht so weit vom CYHRA Albumdebüt entfernt ist, wenngleich IN FLAMES zum Glück nach wie vor düstere Musik machen. Wenn man so will ist „I, The Mask“ der logische Nachfolger von „Battles“, was auch damit zusammenhängt, dass man erneut in den USA mit dem Produzenten Howard Benson gearbeitet hat, der bei den Arrangements und beim Sound die Band noch mehr in Richtung Mainstream rückt. Das ist dann sozusagen der große Kritikpunkt an „I, The Mask“, das Album ist quasi von vorne bis hinten vorhersehbar, wenn man hier mal von Experimenten sprechen kann, dann kommen diese bei den Balladen des Albums zum Vorschein. Und das sind dann normalerweise eher die Songs, die man von IN FLAMES nicht hören möchte.

Wenn man das Album so wieder und wieder am Stück hört, dann würde man sich schon wünschen, dass IN FLAMES zwischendurch mal aus diesem Midtempo-Korsett ausbrechen würden, einfach mal ein paar Minuten „voll auf die Fresse“, mal einen schnellen Song raushauen, mal ein wildes Gitarrensolo. Was das angeht prangt auf diesem Album ein großer Sticker mit der Aufschrift „Fehlanzeige“. Und deshalb ist „I, The Mask“ am Ende auch schlechter im direkten Vergleich mit „Siren Charms“ und „Sounds Of A Playground Fading“, die beide sowohl rückblickend betrachtet als auch aktuell künstlerisch wertvoller erscheinen.

Ein schlechtes Album ist „I, The Mask“ nun aber auch nicht geworden, denn ähnlich wie auf „Battles“ finden sich hier einige richtige starke Songs und auch der Sound, insbesondere der Drumsound, weiß komplett zu überzeugen, damit hatte ich jetzt nicht unbedingt gerechnet und hatte befürchtet, IN FLAMES würden auf diesem Album den nächsten Schritt in Richtung Pop/Rock machen.

Ganz vorne bei den angesprochenen starken Songs steht die Hymne „We Will Remember“, die live sicherlich gut funktionieren wird. Auch die recht harten Nummern, wenn man IN FLAMES 2019 zu Grunde legt, namentlich „I Am Above“, „Burn“ und der Opener „Voices“ wissen voll und ganz zu gefallen. Der Opener erweist sich zudem als progressivstes Stück des Albums.

Einen großen Schritt nach vorne haben IN FLAMES bei den ruhigeren Songs gemacht, was vor allem daran liegt, dass Anders Fridén zunehmend ein besserer Sänger wird, was auch zwingend nötig geworden ist, denn Growls oder Shouts wurden nun endgültig gestrichen. „Follow Me“ ist in der Mitte des Albums so etwas wie die gute Quotenballade, was die Band dann aber beim abschließenden „Stay With Me“ abliefert ist schon beeindruckend. So eine epische Halbballade mit tollem Spannungsbogen haben IN FLAMES bis dato noch nicht gehabt.

Die weiteren Songs des Albums pendeln dann zwischen solide bis gut („Call My Name“, „I, The Mask“, „All The Pain“) sowie verzichtbar („In This Life“, „Deep Inside“). Vor allem bei einer Nummern wie „In This Life“ wird ganz deutlich, dass die Band einfach mal wieder einen Tritt in den Hintern benötigt, verglichen mit der ähnlich lautenden Nummer „Take This Life“ (vom „Come Clarity“ Album) ist das Ding echt ein Langweiler und ein Paradebeispiel dafür, warum so viele Menschen inzwischen IN FLAMES so kritisch sehen.

Und dann gibt es da noch dieses „(This Is Our) House“, ein Song, der locker das Potential dazu hat, ein genreübergreifender Riesen-Hit zu werden, bei dem man sich aber auch gleichzeitig fragt, ob es nicht bereits beim „Battles“ Album genug dieser Kinderchöre gegeben hat. Mit diesem Arrangement macht man sich das Leben also wieder selber schwer und man droht in die "peinlich"-Ecke hineinzugeraten.

Die Zusammenfassung dieses Albums gestaltet sich dann auch recht einfach, wer „Battles“ geil fand, wird mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch „I, The Mask“ geil finden und wer „Battles“ scheiße fand, der hat vermutlich sowieso IN FLAMES gedanklich bereits beerdigt. Für sich betrachtet ist „I, The Mask“ ein gutes Album, vielleicht nicht so stark wie erhofft, aber definitiv deutlich besser als befürchtet. (Maik)

 

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 51:00 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 01.03.2019

Bewertung:

Maik8,0 8 / 10


Anne7,5 7,5 / 10

Matthias7,0 7 / 10

Pascal7,5 7,5 / 10

Pfaelzer7,5 7,5 / 10

Alex28,5 8,5 / 10


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