Children Of Bodom - Hexed

ChildrenOfBodom Hexed 200nb mehrfachwertungNach langer Durststrecke fanden die Finnen mit "I Worship Chaos" endlich wieder zurück zur Form ihrer bahnbrechenden ersten vier Alben. Dabei spielte die stilistische Auslegung weniger eine Rolle, seit jeher jonglierte man mit Death -, Black -, Thrash - und traditionellen Heavy Metalelementen, mit unterschiedlicher Gewichtung. Doch irgendwie fanden CHILDREN OF BODOM beim Songwriting den Zug, der ihnen abhanden gekommen zu sein schien. Nachdem zuletzt Antti Wirman, der Bruder von Keyboarder Janne an der zweiten Gitarre ausgeholfen hat, fand die Truppe jetzt mit Daniel Freyberg festen Ersatz. Ob das alleine die lange Pause verursacht hat, glaube ich zwar nicht, aber die Fans mussten dreieinhalb Jahre auf "Hexed" warten.

Und auf dem schlägt das Pendel wieder eindeutig stärker Richtung Thrash aus, was vor allem die alten Fans verunsichern dürfte. In der Tat läuft das neue Material nicht so direkt rein wie es auf dem Vorgänger der Fall war, was daran liegt, dass Chefdenker Alexi Laiho es nicht laufen lässt. Aus seinen sechs Saiten haut er keine feinen Läufe mehr heraus, sondern setzt verstärkt auf fieses Gehacke. Auch diese lodernden Flächen wurden zurück geschraubt, was zu Lasten der Eindringlichkeit geht. Der Achtzigereinschlag mit seinen flüssigen Songstrukturen schimmert zwar hier und da noch durch, aber den "Drive" wie "I Worship Chaos" besitzt die neue Scheibe nicht.

Zum Glück gelingt es der Combo aber, dass die Songs auch so vehement nach vorne preschen, wo man auf Alben wie "Blooddrunk" die Melodiebogen allzu sehr zerhackte, machen hier die Staccato mächtig Dampf. Dazu ballert das Schlagzeug weitaus dominanter als in der Vergangenheit und gerät so zum Motor des Ganzen. Schon beim Opener "This Road" hat das im sehr präzisen Zusammenspiel etwas von ganz frühen FEAR FACTORY.
So herrlich ballerten CHILDREN OF BODOM noch nie, das macht richtig Laune, anstatt gereckter Fäuste kommt jetzt eher der Kopf ins Kreiseln. "Glass Houses" geht derart mächtig los, dabei vergessen sie es nie, Janne Wirman an den Tasten für ein paar Harmonien mit einzubeziehen. Die nehmen das Stück kurz zurück, bevor es dann mit der gleichen Vehemenz weiter geht, nur um ihr noch mehr Wirkung zu verleihen.

Die Riffkaskaden welche beim Eröffnungstrack auf den Hörer niedergingen, hat Laiho auch in "Knuckleduster" und dem herrlich stumpfen "Kick In A Spleen" am Start. Während diese sich bei der Neuaufnahme des "Thrashed, Lost And Strungout"-Songs klasse mit den Synths duellieren, wachsen sie sich beim zweitgenannten in der Mitte zu so etwas wie einem Breakdown aus. Und mit einem gesunden Schuss Schwärze packt man noch mehr Abwechslung in den Refrain hinein.
Der fällt beim Titelsong eher schwerfällig aus, doch die öfter vorkommenden Gangshouts sorgen für einen weiteren Kontrast. Natürlich wird auch da schön gethrasht, ein paar Harmonien inklusive, und am Ende lässt ein Basssolo aufhorchen. Richtig schwer wird es dann im düsteren "Hecate´s Nightmare", in dem sich die Riffs zäh nach vorne walzen, aber ebenso Durchschlagskraft besitzen.

Melodien kommen ebenfalls nicht zu kurz, "Under Grass And Glover" wird von einer Keyfanfare eröffnet, bevor die DoubleBass alles einebnet. Das rockige "Platitudes And Barren Words" könnte mit Cleangesang vielleicht sogar von den Landsleuten STRATOVARIUS stammen, die Hookline ist die einprägsamste des kompletten Drehers. Rockig akzentuiert kommt auch "Relapse (The Nature Of My Crime)" daher, hier spendiert uns Laiho ein paar Läufe und einen weiten Chorus. Weite ist auch das Stichwort des Stampfers "Soon Departed", welches im melodischen Bereich weit ausholt und die ruhigste Nummer abgibt.

Die Finnen haben erneut an vielen Stellschrauben gedreht, und sich damit klar vom Vorgänger distanziert. Es ist immer gut, wenn eine Band ihrem zehnten Album eine eigene Identität geben kann, und dennoch klar erkennbar klingt. Von der Geschwindigkeit oft am Anschlag, Alexi keift und bellt wie eh und je und lässt bei den Soli seine Finger über das Griffbrett flitzen. Wobei sich der gute Janne an seinen Tasten in der Disziplin auch ein paar Mal zu Wort meldet. Hatte ich den letzten Longplayer seinerzeit als eigentlichen Nachfolger von "Hate Crew Deathroll" gekürt, so stellt "Hexed" auch in dem Kontext das gelungene Folgewerk dar. (Pfälzer)

 


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 47:00 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 08.03.2019

Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anne7,0 7 / 10

Maik7,0 7 / 10

Matthias7,5 7,5 / 10

Pascal7,0 7 / 10

Alex27,5 7,5 / 10


ChildrenOfBodom Hexed 700

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden