Tesla - Shock

tesla shocknb mehrfachwertungNachdem es die Herren aus Sacramento auf ihrem Reunionsalbum "Into The Now" mit einem modernen Ausflug versucht haben, ging es im Anschluss wieder zurück zu den Wurzeln. Dabei stand das "Great American Songbook" ebenso im Fokus wie auch die knalligen Arrangements der Achtziger. Lässig lassen es TESLA ohnehin angehen, seit "Simplicity" sind wieder fünf Jahre ins Land gezogen, in denen die Revival-Tour mit ihrem genialen Debüt leider an Europa vorbei ging. Eigentlich kann man bei der Arbeitsweise keine großen Überraschungen mehr von der altgedienten Band erwarten. Doch genau davon hält "Shock" ein paar bereit, wobei der Titel das Ganze jetzt doch ein wenig dramatisiert.

Zu Beginn geht es nach dem druckvollen Vorgänger eher luftig zu, auch wenn bei "You Won´t Take Me Alive" der Groove vorherrscht. Der Refrain kommt denn ebenso überraschend, dieses Mal aber fällt jener eher poppig aus, da kommt so etwas wie Sixties-Feeling auf. Die knalligen Arrangements schielen genauso wie beim folgenden "Taste Like" zwar eher in Richtung Achtziger, dennoch kommt am Ende keine Weiterverwertung der Vorlagen ähnlich der Hair Metal-Ära heraus. Gerade der zweite Song weilt, wie TESLA so oft, in der urwüchsigen Variante und tönt nach Siebziger-Glam der Marke SLADE.

Als vage Richtung bietet sich da DEF LEPPARDs Coveralbum "Yeah!" an, auf dem die Briten auch tief in die Wurzeln eintauchten. Beim Blick auf die Produzenten-Credits wird dem Hörer natürlich so einiges klar, denn hier hat deren Gitarrist Phil Collen die Hand an die Regler gelegt. Und so verknüpfen die Fünf ihren an den alten Legenden geschulten Sound mit dem Glanz eingängiger Melodien. Vor allem im rhythmischen "I Want Everything" scheint die Handschrift ihres Klanggestalters durch, diese Harmonien kommen einem sattsam bekannt vor.

Dazu gesellt sich noch eine Prise Riffrock, der die Nummer ordentlich nach vorne treibt. Im abschließenden "Comfort Zone" drängt sich der Vergleich durch die Basslinie noch mehr auf, hier muss man wirklich zweimal schauen, wer hier am Werk ist, glücklicherweise unterscheiden sich beide Sänger stark. Selbst wenn sie es moderner angehen lassen wie im Titeltrack können sie das nicht vollständig hinter sich lassen. Auch wenn der krachende Refrain nach der zurückhaltenden Strophe auf den Vorgängerwerken hätte stehen können.

Wo wir schon bei den Sixties sind, im "California Summer Song" wähnt man sich tatsächlich im Sommer der Liebe, das Stück versprüht ein unglaublich lässiges Feeling. Wahlweise darf sich der Hörer natürlich auch im Urlaub wähnen, ein paar Reggae-Anleihen verstärken den Eindruck zusätzlich. Damit rückt die Nummer an "Games People Play" von "Bust A Nut", der Coverversion eines der schlimmsten Gräueltaten der Neunziger, auch wenn das Lied in den Sechzigern komponiert wurde. Verglichen damit gewinnen TESLA hier aber eindeutig, zumal man die Atmosphäre authentisch rüber bringt.

So richtig in den Kitschtopf greift die Band aber bei ein paar Balladen, in "We Can Rule The World" und "Forever Loving You" regnet der Schmalz aus dem geigenverhangenen Himmel. Vor allem Ersteres ist eine Spur zu seicht geraten und nimmt nach dem tollen Eröffnungsduo viel Fahrt heraus, dann doch lieber noch einmal Hippie-Flair wie in "Love Is A Fire". Was jene Titel rettet sind die tollen Soli auf der Akustischen, die man so nur selten gehört hat, selbst von den ansonsten gerne damit hantierenden Kaliforniern. Das zeigt die Spontaneität, mit der sie nach all den Jahren immer noch agieren, das Bauchgefühl ist trotz aller Pop-Anwandlungen immer noch da, da wirkt nichts konstruiert.

Das scheint auch bei "The Mission" durch, dem wohl besten Stück der Scheibe, das mit flirrenden Leads beginnt, sich dann zurück nimmt, um im Chorus hymnisch aufzudrehen. Auch hier packen TESLA die Klampfe aus, was einen sehr interessanten Kontrast bietet. Dennoch ist alles sehr kompakt gehalten, kaum ein Track überstiegt die Vier-Minuten-Marke. Und für Fans der frühen Tage servieren sie auf "Shock" noch den deftigen Bluesrocker "Tied To The Tracks", der die AEROSMITH-Wurzeln offen legt. Doch die Überraschungen überwiegen, und sie stehen der Formation richtig gut, endlich mal nicht nur Nummer sicher. (Pfälzer)


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 44:18 min
Label: T-Boy/Universal
Veröffentlichungstermin: 08.03.2019

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Jenny 7,0 7 / 10

David7,5 7,5 / 10

Maik8,0 8 / 10

Pascal7,5 7,5 / 10

Alex27,5 7,5 / 10


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