Within Temptation - Resist

Withintemptation Resistnb mehrfachwertungStilistische Wandel und auch qualitative Schwankungen haben seit jeher das Bild der Niederländer bestimmt. Zuletzt schien Konstanz in die Gruppe gekommen zu sein, das Line-Up war auch ohne den im Hintergrund agierenden Robert Westerholt stabil und mit "Hydra" stellte man dem Hammeralbum "The Unforgiven" einen fast ebenbürtigen Nachfolger an die Seite. Doch das ist fünf Jahre her, fünf Jahre, in denen Sängerin Sharon den Adel auf Solopfaden wandelte und sich WITHIN TEMPTATION stark zurückzogen. Schon in den Vorankündigungen wurde von Veränderungen gesprochen, wie diese ausfallen, wie stark "My Indigo" auf das Material von "Resist" abfärbt, lest ihr hier.

Man könnte fast meinen, dass die Formation jetzt plötzlich im Mittelalter-Genre gelandet wäre, zumal sie auch in dem Bereich Fans hat, denn das Intro von "The Reckoning" tönt verdächtig danach. Dann auch wieder nicht, weil diese Trötentöne, welche den Opener einleiten so etwas völlig entrückt künstliches an sich haben. Und eben jener Eindruck setzt sich auf der Scheibe einfach fort, denn klangtechnisch wurde da im Studio viel nachbearbeitet, so dass der Grundklang vieler Elemente kaum noch nachzuvollziehen ist. Sicher ist das modern, im Hinblick auf das komplette Erscheinungsbild mutet das sogar futuristisch an, doch nun bin ich mal als Fortschrittsskeptiker bekannt und habe damit so meine Probleme.

Dabei mag ich ja Keyboards eigentlich sehr gerne, aber sie sollten gespielt sein und nicht programmiert, was hier oft der Fall ist. Auch in Sachen Eigenklang hinkt die Sache bei so manchen Fanfaren, die wie der Gesamtsound eben etwas verwaschen klingen. Wobei verwaschen vielleicht der falsche Ausdruck ist, da die Produktion recht sauber ist, aber hier ist eben diese starke Verfärbung der originären Sounds. Hier wurde sehr zeitgemäß arrangiert und viel zu komprimiert gemischt und gemastert, leider verlangt das Radioformat heute nach solchen Produktionen. Da hämmert mal ein Piano wie in "Holy Ground", doch es klingt irgendwie unnatürlich, und wenn dann auch mal die sechs Saiten Alarm machen wie im finalen "Trophy Hunter", dann hat man denselben Eindruck.

Es war ja im Vorfeld angekündigt, dass WITHIN TEMPTATION poppiger werden wollen, "My Indigo" also durchaus prägend sei, ob man da allerdings das Ziel erreicht hat, lasse ich mal dahin gestellt. Poppig war man ja schon oft, da aber eher im Sinne klarer, nachvollziehbarer Melodielinien wie auf dem großartigen "The Unforgiving", hier setzt man zusätzlich noch auf viele Beats. Im bereits erwähnten "Holy Ground" oder dem atmosphärischen "Firelight" dringt die Formation sogar in Hip Hop-Sphären vor, zumindest von der Rhythmik. Mit zu prominenter Rhythmusführung hatte ich schon immer meine Vorbehalte, solche Spuren unterbinden den Fluss der Melodien, lassen den rockigen Drive nicht zur Entfaltung kommen, ebenso die Emotionen.

Zu einem schwachen Album machen diese Makel "Resist" zum Glück nicht ganz, auch wenn Vorsicht geboten ist. Die Band agiert sehr tight und zeigt sich nach Jahren auf Tour sehr gut eingespielt, dazu weiß auch das Songwriting mit Melodiegespür zu überzeugen. Obendrein hat man mit Sharon Den Adel eine Sängerin, die sich mit ihrer Stimmgewalt gegen diese überfrachtete Klangwand durchzusetzen vermag wie in der schönen Pianoballade "Mercy Mirror". Dennoch sucht man Hits wie "Shot In The Dark" oder "Iron" vergeblich, eben weil es nicht so unwiderstehlich nach vorne treibt. In die Nähe kommt höchstens "Mad World", bei welchem die Beats auch mal nach vorne schieben wie weiland in "Sinéad".

Dabei ist man stilistisch so weit nicht weg von den letzten beiden Arbeiten, die eröffnende erste Single  fällt hymnisch aus und gewinnt mit den Beiträgen von PAPA ROACH-Sänger Jacoby Shaddix. Darüber hinaus kann auch die Elektronik in diesem Stampfer mit einem coolen FEAR FACTORY-Break überzeugen. Rockig akzentuiert ist auch "Raise Your Banner", in dem Anders Fridén von IN FLAMES die Weite mit seinen Schreien aufbricht. Zudem dürfen hier die Gitarristen mal solotechnisch ran und gegen das Orchester anspielen.
Gerade die orchestralen Momente spannen den Bogen zu früheren Werken, im schwelgerisch flirrenden "Supernova" verstärken Chöre diesen Bezugspunkt. Immer wieder tauchen auch ein paar Streicher auf, die sich auf die mittlere Schaffensphase beziehen, das melodisch getragene "Endless War" geht sogar in Richtung "Mother Earth". Am Ende ist es das Album, welches man je nach Gusto erwarten oder befürchten durfte. WITHIN TEMPTATION gehen ihren Weg, was man anerkennen muss, doch ob die Entwicklung in die richtige Richtung geht, bleibt abzuwarten. (Pfälzer)

 

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 47:39 min
Label: Vertigo Berlin/Universal
Veröffentlichungstermin: 01.02.2019

Bewertung:

Pfaelzer6,0 6 / 10


Klaus7,0 7 / 10

Maik7,5 7,5 / 10

Matthias6,0 6 / 10

Alex27,0 7 / 10

Anna7,5 7,5 / 10


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