Europe - Walk The Earth

europe walktheearthnb mehrfachwertungMittlerweile haben sie sich endgültig wieder in der Hard Rockszene festgesetzt, was zu Beginn nur ein Traum einiger Achtzigerfetischisten war, ist seit nunmehr vierzehn Jahren Wirklichkeit. Dabei hat man sich längst Relevanz abseits des ewigen Superhits geschaffen, was bereits fünf Alben seit der Reunion belegen. Bis zu "Bag Of Bones" konnten EUROPE sich kontinuierlich steigern, der Nachfolger "War Of Kings" war nur deshalb schwächer, weil Studiomagier Kevin Shirley keine Hand angelegt hatte. Stattdessen übernahm RIVAL SONS-Produzent Dave Cobb den Job und machte die Band etwas mutiger, was viele Kritiker lobten. Mit dem selben Team haben die Schweden nun "Walk The Earth" eingespielt, an Selbstvertrauen mangelt es ihnen ohnehin nicht.

Das ist direkt im titelgebenden Opener zu hören, der nach kurzem Orgelintro los rockt, das schwere, knackige Riff packt einen, bevor es Joey Tempest im Refrain ruhiger angehen lässt. Auffällig ist hier schon die Dominanz des Keyboardspiels von Mic Michaeli, welche sich durch das komplette Album zieht. Was im Bereich des Blueshardrocks, dem die Truppe zuletzt frönte, sicher immer gut kommt, wird hier öfter zum Knackpunkt, oder ist es vielmehr der Sound?
Dieser ist mit vielen Effekten beladen, wie es Cobb ja schon mit seinen kalifornischen Spezies praktiziert, doch wo er hier der Sache etwas gibt, verwässert er sie hier zusehends. Die prägnanten Gangshouts in "Haze" wären sicherlich etwas, dass EUROPE zu Gold machen könnten, doch der vertrackten, schweren Riffs, sowie die permanente orientalische Atmosphäre sind zu viel, zumal alle Stücke recht kurz gehalten sind. Oft ist der Sound so verwaschen, dass die Unterschiede zwischen Orgel, Synths und eben jenem Themen aus dem nahen Osten wie in "The Siege" verschwimmen.

Das selbe gilt für die Riffs, die sich nicht eindeutig zwischen der modernen Direktive nach der Reunion und dem bluesig angehauchten Spätwerk entscheiden können. Das flotte "GTO" ist ein typisches Beispiel dafür, aber auch eben des angesprochene "The Siege". Da kann man gegen Ende sogar ein paar RAINBOW-Querverweise ausmachen, doch genau das nimmt "Walk The Earth" noch mehr die Richtung. Die melancholischen Leads" in "Kingdom United" zeigen den Einfluss von THIN LIZZY auf, wie man ihn schon von "Stormwind" her kennt und "Election Day" geht mit seiner Orgel-Gitarrenharmonie fast als DEEP PURPLE-Klon durch.

Dann sind da noch die Nummern, die sich deutlich an den Siebzigern versuchen, "Wolves" bietet das stärkste Solo und schwebt wunderbar vor sich hin. Die sechs Saiten und die Orgel laufen schön ineinander und vermitteln ein gutes psychedelisches Gespür. "Whenever You´re Ready" schlägt in die gleiche Kerbe, leidet aber wieder unter dem Klangbild, welches sich nicht zwischen Bombast der Marke "Last Look At Eden" und erdiger Attitüde entscheiden kann. Auch die Coda der abschließenden Powerballade "wiest diese Manko auf, zumal diese abrupt für ein Schlussgimmick stoppt. Waren sie bislang Meister der ruhigen Titel, so können weder der Rausschmeißer noch "Pictures" überzeugen.

Dabei sind diese im Gegensatz zu früher deutlich kitschbefreit, doch genau das vermisst der Hörer irgendwo, ebenso wie die knalligen Arrangements für welche EUROPE seit jeher bekannt waren. Auch der dicke Bass des Vorgängers kann sich hier bei weitem nicht so gut in Szene setzen. Ja, die Schweden haben ordentlich Selbstvertrauen getankt, doch mir scheint das ein bischen zu viel, denn irgendwie werfen sie ihre komplette Historie in den Topf und rühren kräftig um.
Vielleicht sollte man mit weniger Erwartungshaltung an "Walk The Earth" heran gehen, denn es ist nicht zu verleugnen, dass die Scheibe mit mehrmaligem Hören wächst, ohne am Ende wirklich schlüssig zu wirken. Und für dieses Genre dauert mir die Eingewöhnungszeit einfach zu lange, hier hätte man sich auf das konzentrieren sollen, was man am besten kann, denn die Songs schälen sich zu spät heraus. Trotz vorhandener Qualitäten irgendwie enttäuschend. (Pfälzer)

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 41:01 min
Label: EAR Music
Veröffentlichungstermin: 20.10.2017

Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Andreas 8,0 8 / 10

Anne4,5 0 / 10

Maik7,0 6 / 10

Matthias8,0 8 / 10

Pascal8,0 8 / 10

Alex26,5 6,5 / 10

Alex26,5 6,5 / 10


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