inflames soundsfromtheheartofgothenburgNach mehr als 10 Jahren ist es für IN FLAMES dann doch mal wieder an der Zeit, ein Livedokument zu veröffentlichen. Was liegt da näher, als die Aufnahmen dazu in der Heimat zu tätigen? Die Filmarbeiten fanden bereits im November 2014 beim Konzert im Göteborger Scandinavium statt. Das ist jetzt schon fast 2 Jahre her, aber immerhin kommt man so noch in den Genuss die Band noch mit Daniel Svensson zu sehen – und Peter Iwers hat auch noch lange Haare. Ausgezeichnet.

Das ganze gibt es nicht nur als DVD, sondern auch als CD. Dabei fällt auf, dass die Ansagen auf der CD gegenüber der DVD zum Teil gekürzt wurden. Was jetzt aber wirklich nicht schlimm ist, da die Ansagen sowieso auf Schwedisch sind und deshalb von einem Großteil der Fans ohnehin nicht verstanden werden. Auf der DVD sind die Ansagen dann englisch untertitelt (leider fehlt die Übersetzung auch manchmal), wobei ich finde, dass die Untertitelung oft zu weit ins Bild hineinragt und man dann doch lieber nur die Bilder sehen würde. Allerdings macht Anders Fridén für seine Verhältnisse doch eher wenige Ansagen. Und lustigere hat er auch schon mal gemacht. Aber gut, vielleicht hatte er von den Bandkollegen Ewige-Ansagen-Verbot.

Was auch etwas enttäuscht ist das quasi Nichtvorhandensein von Pyros. Lediglich zur Eröffnung (auf der CD auch zu hören) und zu „Take This Life“, dem letzten Song, gibt es Pyros. Das war früher auch mal anders. Man sollte doch annehmen, dass eine Band wie IN FLAMES die Kohle für ein paar Effekte hat und das Scandinavium ist ja auch groß genug, dass man nicht befürchten muss, die Bude gleich anzustecken. Grundsätzlich habe ich ja nichts dagegen, den Auftritt hauptsächlich auf die Musik zu konzentrieren, aber gerade wenn ich eine DVD aufnehme, dürfte doch auch gerne mal was fürs Auge geboten werden.

Fürs Ohr wird auf jeden Fall etwas geboten. Die schwedischen Fans sind auffallend laut und textsicher – daran können sich die deutschen noch eine Scheibe abschneiden. Da hat man doch stellenweise Gänsehaut, wenn man 10.000 Fans singen hört. Der Sound ist auch sehr gut geraten, da kann man nicht meckern. Wo man schon eher meckern kann, das ist Anders‘ Gesang. Der liegt gerade in den ruhigeren Parts wie z.B. in „With Eyes Wide Open“, „Cloud Connected“ oder „Paralyzed“ oft ziemlich daneben. Das tut stellenweise schon weh. Andererseits weiß man als Fan halt schon, dass Anders nicht gerade der beste Livesänger ist. Wenn man selber dabei ist, fällt das auch gar nicht so sehr auf, da überwiegen andere Eindrücke. Aber so auf DVD schmerzt es dann manchmal doch. Andererseits spricht es aber auch für die Band, dass da nachträglich nicht nachgebessert wurde.

Der ein oder andere Song hat dann aber doch noch kleine Schmankerl zu bieten. Seien es jetzt mal die allgemein oft eher ungewöhnlichen und ziemlich coolen Kameraeinstellungen oder die geniale Lightshows bei „The Chosen Pessimist“ oder „The Quiet Place“. Bei „When The World Explodes“ kommt Emilia Feldt auf die Bühne, die den Song schon auf dem Album eingesungen hat und singt mit Anders im Duett. Ich muss sagen, der Song gefällt mir live besser als auf Platte. Aber Emilia Feldt sieht aus, als hätte die Band sie zufällig beim Einkaufen getroffen und spontan mitgebracht. Etwas verloren wirkt sie auch vor den ganzen Metalfans. Singt dafür aber umso genialer und bekommt zu Recht Szenenapplaus.

So textsicher das Publikum ist, so zurückhaltend ist es ansonsten. Zum Crowdsurfen muss die Menge gleich mehrfach aufgefordert werden (und es ist immer noch kein Vergleich zum Auftritt auf dem Graspop 2015). Erst bei „Ropes“ kommt Bewegung ins Publikum und erst bei „Delight And Angers“ und natürlich „Only For The Weak“ geht es richtig ab. Den größten Circle Pit Skandinaviens schafft man aber wohl doch nicht.

Insgesamt ist „Sounds From The Heart Of Gothenburg“ eine schöne DVD geworden, eine Hommage an die Heimat, qualitativ hochwertig, aber leider fehlen sonstige Kaufanreize, z.B. Interviews, Backstageaufnahmen oder wie auch immer geartete Extras. So ist die DVD eine bloße Dokumentation des Auftritts. Daran hat man sich nach ein bis drei Durchläufen eigentlich sattgesehen (wenn man nicht gerade selber dabei war). So eine DVD ersetzt eben doch kein Livekonzert.

Etwas anders sieht es mit der CD-Version aus. Da die Aufnahmen doch sehr hochwertig sind und es bis auf Anders‘ Gesang an manchen Stellen eigentlich nichts zu bemängeln gibt, geht die Platte doch fast schon als Best Of durch. Schade nur, dass die Frühphase der Band nur mit „Resin“ abgedeckt wird. Da denkt man doch wehmütig an die Zeiten zurück als „Episode 666“ bei keinem Auftritt der Schweden fehlen durfte. Andererseits hat die Band so viele tolle Songs, dass man einfach nicht alle bei einem Konzert spielen kann.

Als Fan kann man hier bedenkenlos zugreifen, die CD lohnt auf jeden Fall. Ob man auch die DVD braucht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe gemerkt, dass ich mir Live-DVDs eigentlich sehr, sehr selten öfter als ein einziges Mal ansehe. Die CD läuft aber seit Erscheinen bei mir im Auto. Da bekommt man direkt Lust, auch endlich wieder ein Konzert der Band zu besuchen. Aber ist ja nur eine Frage der Zeit, wann die nächste Tour kommt, jetzt, wo das neue Album in den Startlöchern steht. (Anne)


Bewertung:

Anne7,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 20
Spielzeit: 89:13 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 23.09.2016

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