Wie hoch es die japanische Bevölkerung AEROSMITH anrechnet, dass sie trotz der Fukushima-Katastrophe vor zwei Jahren ihre Tournee durchzogen, ist nur schwer nachvollziehbar. Mit der neuen Blu-Ray- / DVD-Veröffentlichung „Rock For The Rising Sun" liegt nun auch ein visueller Eindruck dieser Tournee vor, und nachdem man diese gesehen hat, kann man sich das Ganze schon etwas besser vorstellen. Denn scheinbar ist nicht nur auf die guten Shows von AEROSMITH Verlass.

 

„Rock For The Rising Sun" ist kein typischer Konzertmitschnitt, vielmehr wurden von der gesamten Tour Songs mitgeschnitten und mit passenden Zwischensequenzen von Day-Offs oder Backstageaufnahmen ergänzt. Insgesamt passt das alles sehr gut zusammen und bietet an einigen Stellen sehr interessante Einblicke hinter die Kulissen. Doch zuerst zu den Konzertmitschnitten.

Denn diese haben es, wie nicht anders zu erwarten, in sich. An keiner Stelle ist etwas von der angeblichen Feindseligkeit zwischen Steven Tyler und Joe Perry zu sehen, viel eher scheinen die beiden noch genauso gut zusammenzuarbeiten wie früher. Oder sagen wir besser, sie arbeiten zusammen, aufgrund verschiedener Substanzen war das ja nicht immer so. Des Weiteren wirkt die gesamte Band nach wie vor sehr jung. Natürlich sehen hierbei Mr. Perry und Mr. Tyler etwas jünger aus als Gitarrist Brad Whitford, Basser Tom Hamilton oder Schlagzeuger Joey Kramer. Dies wird aber mit Sicherheit auch an einigen anderen Dingen liegen, auf die ich hier nun nicht weiter eingehen will. Tyler und Perry zeigen von allen am meisten Bewegung, schließlich sind sie nach wie vor die Aushängeschilder der Band, obwohl diese Aussage eigentlich nicht ganz fair ist. Bei „Sweet Emotion" darf auch Tom Hamilton mal auf den Laufsteg, und auch Joey Kramer bekommt sein Schlagzeugsolo. Selbst wenn dieses kurz von Steven Tyler unterbrochen wird, Joey lässt sich nicht beirren und spielt sogar mit Kopf und seinen bloßen Händen. Die Band strahlt einen sehr großen Zusammenhalt aus, was in der Presse nicht unbedingt so transportiert wird. Die gebotene Show ist nach wie vor sehr spektakulär mit Videoleinwänden, Laufsteg und einem „rauchenden" Verstärker von Joe Perry. Herr Perry ist übrigens sehr oft beim Gesang zu hören, was ich von früher nicht unbedingt in Erinnerung habe.

Dies dürfte aber auch zur Unterstützung von Steven Tyler sein, dessen Stimme nach wie vor unfassbar klingt. An einigen Stellen holpert es zwar etwas, gerade bei älteren Songs wie „Mama Kin" trifft er nicht mehr ganz die Töne wie auf der Studioversion. Aber alle anderen, zum Teil auch recht komplizierten Songs, sitzen geradezu perfekt. Bei „Living On The Edge" gibt es den typischen Gänsehautmoment und auch „Sweet Emotion" ist nach wie vor einer der bemerkenswertesten Songs, die ich kenne. Selbst „Walk This Way" ist trotz „Totspielfaktor" nach wie vor ein Highlight. Auch wenn einige Teleprompter auf der Bühne zu sehen sind, zeigt sich Steven Tyler textsicher. Womöglich dienen diese nur als Sicherheit, falls mal was daneben gehen sollte. Die Setlist ist gut gewählt und stellt eine gute Mischung aus alten, und neuen Hits der Band dar. Die Zugabe ist wie sonst auch „Train Kept Rollin'", welche AEROSMITH auf der Blu-Ray einem Fan widmen, der mittels Video zu den Credits eingeblendet wird. Insgesamt sehr sehenswerte Aufnahmen, die hoffen lassen, dass die Band noch einmal einen Abstecher nach Europa unternehmen wird.

Nun zu den Zwischensequenzen, normalerweise bin ich mittlerweile skeptisch, da viele Bands gerne sogenannte „Konzertfilme" veröffentlichen, um diese dann etwas interessanter zu gestalten. In manchen Fällen kommt dabei nicht viel raus, bei „Rock For The Rising Sun" ist das zum Glück nicht der Fall. Hier werden zum Teil lustige Momente gezeigt, wie zum Beispiel eine Achterbahnfahrt von Joey Kramer, der übrigens ein sehr ansteckendes Lachen hat. Oder zwei Marines, die Steven Tyler mit Sir anreden, auch Backstageaufnahmen vor dem Konzert oder kurze Songabsprachen sind enthalten. In kleineren Interviews mit den einzelnen Mitgliedern wird entweder über Fans, oder über Konzerte gesprochen. Die jeweiligen Musiker stellen sich dabei als sehr sympathische Zeitgenossen heraus. Es handelt sich also keinesfalls um störende und unnötige Einblendungen, sondern viel mehr um interessante Dinge, die einen als Fan wirklich ermuntern.

Die Bild- und Soundqualität der Blu-Ray sind sehr gut geworden. Viel cooler sind aber die Kameraführung und die Effekte, die nachträglich in der Postproduktion eingefügt wurden. So sind ruhige Songs in Schwarz/Weiß gehalten und erzeugen damit noch etwas mehr Gänsehautfeeling. Auch die Zwischensequenzen haben eine gute Qualität und wurden nicht einfach mit dem Handy gefilmt. Außerdem gibt es zu allen deutsche Untertitel. Soundtechnisch ist ebenfalls einiges drin, und es kommt richtiges Konzertfeeling auf.

Was soll man nun zu einer solch umfangreichen und gelungenen Veröffentlichung noch sagen? Absoluter Pflichtkauf, nicht nur für Fans. Ich habe selten ein so interessantes und gutes Livedokument in den Händen gehalten. Als einziges Manko könnte man fehlendes Bonusmaterial nennen, hier gibt es lediglich zwei Bonustracks. Die vielen Zwischensequenzen und auch die Gesamtspieldauer von immerhin 116 Minuten gleichen das aber aus. Und somit bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich AEROSMITH nach wie vor für eine der Bands mit dem coolsten Bühnenoutfit halte. (Pascal)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 17
Spielzeit: 116 min
Label: Edel
Veröffentlichungstermin: 19.07.2013

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