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warrant louderharderfasterNach eher enttäuschendem Start konnte die Formation aus L.A. mit dem Zweitwerk „Cherry Pie“ ihre ganzen Stärken ausspielen und sahnte reihenweise Doppelplatin ab. Doch schon das folgende „Dog Eat Dog“ litt unter den Grunge-Wehen und verkaufte sich deutlich schlechter, auch wenn oder gerade weil man härtetechnisch noch einmal nachlegte. Nach Jahren der Irrungen war der Jubel in der Hair Metalszene groß, als man sich 2008 im Original-Line-Up wieder vereinte. Doch die Freude währte nur kurz, da sich, der mittlerweile verstorbene Sänger Jani Lane schnell wieder verabschiedete. Doch nachdem man einmal Fahrt aufgenommen hatte, wollten sich WARRANT so schnell nicht mehr ausbremsen lassen und verpflichteten den früheren LYNCH MOB-Frontmann Robert Mason. Mit ihm nahm man 2011 das starke „Rockaholic“ auf, nun will man noch einen Zahn zulegen, wie der „Louder Harder Faster“ unmissverständlich ausdrückt.

Als wollte man den Worten Taten folgen lassen, schießt der Titelsong direkt nach vorne. Feinster Up-Tempo-Sleaze, wie er auch von RATT oder MOETLEY CRÜE stammen könnte, dazwischen noch ein paar kleine Rockabilly-Zeilen zum Auflockern. In dieselbe Kerbe schlägt auch „New Rebellion“, in diesem Tempo fand man auf dem Vorgänger keinen Track. Es scheint als wolle man immer noch die Kommerzvorwürfe nach Hits wie „I Saw Red“ ausräumen, die damals so viele Bands trafen. Dabei fand ich diese Diskussion schon immer albern, wie man seinerzeit ständig Bands anhielt härter zu werden. Es kommt nur auf das Songwriting an, der Rest ist zweitrangig, und das passt hier auf alle Fälle.

Die härteren Ausrichtung steht aber im Vordergrund, denn bei den Balladen schwächelt man ein bisschen und kann „Found Forever“ von „Rockaholic“ nicht übertreffen. „U In My Life“ ist zwar eine nette Pianoballade, aber da fehlen vielleicht ein paar Chöre, um das ganz eingängiger zu gestalten. Diese typischen mehrstimmigen Shouts sind ohnehin deutlich zurückgefahren worden, und eigentlich nur noch im eher poppigen, von coolen Leads eingeleiteten „Faded“ zu vernehmen. Mit der erdigeren Herangehensweise im Vergleich zur Scheibe davor, verhalten sich diese beiden Einspielungen wie seinerzeit „Dog Eat Dog“ und „Cherry Pie“ zueinander, da hat die direktere Produktion von Jeff Pilson auch Anteil daran.

Da ergeben sich auch neue Wege, die man zuletzt ignoriert hatte, wie der starke Zug zu den Wurzeln. In „Music Man“ lassen WARRANT den Blues so richtig aufleben, für ihre Verhältnisse agieren sie hier sehr schwermütig. Die Akustikgitarre leitet toll ein, bevor das Riff von der elektrischen übernommen wird und das Ganze deutlich in Richtung Sümpfe bewegt. Ebenfalls deutlich in der ursprünglichsten Form des Rock zuhause ist der Bonustrack „I Think I´ll Just Stay Here And Drink“, der jedoch wesentlich beschwingter daher kommt. Diese Attitüde trifft auch auf den Partygroover „Big Sandy“ zu, der ebenfalls an die ganz frühen Werke erinnert.

Wieder stärker in Richtung des dritten Albums tendieren das lockere riffrockende „Perfect“, sowie der schwere Groove und drückende Bass in „Devil Dancer“. Das Stück ist ein guter Beweis dafür, dass sich diese Gangart nicht unbedingt mit knalligen Arrangements beißen muss. Die beinhaltet auch „Let It Go“, das mit einer leichten THIN LIZZY-Schlagseite daher kommt. Noch deutlicher an Phil Lynotts Erbe hält sich „Only Broken Heart“, in dem Erik Turner und Joey Allen auch im Twinlead glänzen . Damit weiten die Jungs ihr Feld etwas aus, erreichen aber nicht die Zugänglichkeit von „Rockaholic“. Mit beiden Platten können sie aber ihre Fans zufrieden stellen, wenn auch die ersten unerreicht bleiben. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 46:01 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 12.05.2017

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