skyclad forwardintothepastAls SKYCLAD-Fan ist man es ja gewohnt, dass man sich in Geduld üben muss. Live macht sich die Band sehr rar und ist in Deutschland eigentlich nur regelmäßig auf dem Dong Open Air zu sehen. Auch an neuen Alben werkeln die Engländer gerne mal etwas länger. Der Vorgänger „In The…All Together“ feiert immerhin auch schon bald seinen achten Geburtstag. Andererseits warte ich lieber 8 Jahre auf ein gutes Album als jedes Jahr ein mittelmäßiges vorgelegt zu bekommen.

Und untätig war die Band nun ja auch nicht. Irgendwo in den dunklen Gassen Newcastles ist man über Dave Pugh gestolpert, der nun nach 20 Jahren Pause wieder mit von der Partie ist. Dass das richtig gut funktioniert und klappt, davon konnte man sich hierzulande schon auf dem letztjährigen Dong Open Air überzeugen. Und das, obwohl man „eigentlich einen guten Gitarristen gesucht hat“ (O-Ton Kevin Ridley).

Doch nun zum Album. Das trägt, wie so oft bei SKYCLAD, ein Wortspiel im Namen, das aber erschreckend genau die heutige Zeit beschreibt. Fassungslos steht man da und sieht zu, wie die Welt in der Geschichte rückwärts rennt. Da kommt das Album des Sechsers zwecks Erweckung aus der Schreckstarre gerade recht.

„Forward Into The Past“ beginnt mit dem Into „Into A Storyteller’s Moon“, in dem der Hörer erst mal gegrüßt wird und man sich für die lange Wartezeit entschuldigt. Mit „State Of The Union Now“ geht es mit für SKYCLAD ungewohnt harten Tönen gleich richtig zur Sache. Paßt aber eben zur Thematik. Ein wenig sperrig kommt der Song daher, aber das stört im Grunde nicht weiter. Und der Folk kommt ja auch noch zu seinem Recht. Und schöne Gitarrensoli gibt es als Bonus noch obendrauf.

Den ersten SKYCLAD-typischen Ohrwurm liefert man dann bereits mit „Change Is Coming“. Ein schöner Naturschutzsong, der aber wohl, wie so ziemlich alle Naturschutzsongs irgendwo in der Versenkung verschwinden wird. Da mache ich mir keine Illusionen. Dafür ist das Thema dann einfach zu unangenehm. Man müsste ja auf was verzichten. Und wenn es nur ist, kein Plastik mehr ins Meer zu schmeißen.

Mit „Starstruck?“ geht man dann wieder eher leicht Richtung Thrash, lässt dem Folkanteil aber dennoch genügend Raum, um sich zu entfalten. Dafür schlägt beim nächsten Song, „A Heavy Price To Pay“ das Pendel wieder deutlich Richtung Folk aus und Georgina Biddle bekommt mal richtig was tun. Ein Song, wie man ihn von SKYCLAD erwartet. Und dann kommt auch schon mein absoluter Lieblingssong auf dem Album. „Words Fail Me“ geht von Anfang an direkt ins Ohr, wundervolle Melodien verbinden sich mit tollen Texten: „[..] Educate your sons, give them real weapons and not just guns!” Habe ich schon mal erwähnt, dass ich die Texte der Band liebe? Auf jeden Fall hoffe ich inständig, dass es das Stück ins Liverepartoire der Band schafft.

Beim Titelsong geht es dann wieder richtig zur Sache, allerdings kämpft der Song stellenweise etwas mit Kassettendecksound. Sicher so gewollt, aber verstehen tue ich es nicht, denn meiner Meinung nach passt es nicht so recht. Das ruhige, akustische Instrumental „Unresolved“ bietet hier den Gegenpol, der überleitet zu „The Queen Of The Moors“, welches wieder ein absolut typischer SKYCLAD-Song ist, wie man ihn von der Band erwartet.

Und „Last Summer’s Rain“ ist dann schon geradezu progressiv und man würde dieses Stück nicht unbedingt auf Anhieb als einen SKYCLAD-Song identifizieren. Trotz grundsätzlicher Eingängigkeit gibt es auch immer mal wieder etwas sperrigere Stellen, gerne auch mit verzerrtem Gesang. Sperrig ist auch „The Measure“, geht aber trotzdem sofort ins Ohr.

„Borderline“ hat einen herrlichen jazzigen, bluesigen Touch, verziert mit einigen A-capella-Parts und ist insgesamt eher ruhig. Klingt der Beschreibung nach, als würde ich das gar nicht mögen. Klingt auf Platte aber trotzdem toll. Und kann im Refrain auch ordentlich abrocken. Mit dem Outro „A Storyteller’s Moon“, das nicht von ungefähr den gleichen Namen wie das Intro hat, endet das Album dann, schließt zugleich aber auch den Kreis, so dass man das Album in Endlosschleife immer wieder hören kann.

Das schafft man auch problemlos, denn SKYCLAD haben mal wieder ein richtig gutes Album rausgehauen, bei dem es eigentlich nichts zu bemängeln gibt. Musikalisch kann man sich nicht beschweren und auch textlich enttäuschen SKYCLAD nicht. Wie immer gibt es lyrisch schön verpackte Kritik auf die Ohren, sei es nun Gesellschaftskritik oder die Umweltthematik. Trotzdem bleibt natürlich auch Raum für die typischen SKYCLAD-Trinklieder. Also im Großen und Ganzen bleibt alles beim Alten. Und im Grunde ist das auch gut so. (Anne)

 

Bewertung:

Anne8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 43:01 min
Label: Listenable Records
Veröffentlichungstermin: 28.04.2017

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