lord vigo blackborne souls Patrick Fuchs hat in seinem Leben schon so manches Projekt an den Start gebracht, leider scheint seine Heimat Kaiserslautern auf der schwermetallischen Landkarte ebenso wenig zu existieren wie in absehbarer Zeit auf der Fußballlandkarte. So war seine Zusammenarbeit mit ROSS THE BOSS die Erfahrung, mit der er am meisten Relevanz erreichen konnte. Ross Friedman wurde wegen der Coverband MEN OF WAR, bei der Fuchs das Mikro schwang, auf die Jungs aufmerksam und verpflichtet sie einige Jahre als seine Begleitband. Warum es also nicht mal mit etwas abgefahrenen versuchen, dachte er sich, nannte sich von nun an Tony Scoleri und scharte mit Volguus Zildrohar und Vinz Clorthro weitere Mitstreiter um sich. Bei Letzterem steht neben Schlagzeug und Gesang auch noch Helm in den Credits, den der Mann stets trägt. Dass man sich nach dem Fürsten aus „Ghostbusters“ LORD VIGO nennt und die erste EP „Under Carpathian Sun“ zuerst nur auf Tape veröffentlichte setzt der Skurrilität die Krone auf. Old School ist bei den Epic Doomern also Trumpf, die live von Bassit Zuul und Drummer Murray The Mantis verstärkt werden und nun ihr Longplay-Debüt „Blackborne Souls“ veröffentlichen.

Was als erstes ins Auge fällt ist das okkult angehauchte Cover, welches WITCHFYNDE, ANGELWITCH oder HELLHAMMER zu Ehren gereicht. Soundtechnisch kann man dem Trio eine gewisse Affinität zum direkten Klang der NWOBHM auch nicht absprechen. Musikalisch suhlt man sich beim zähen Opener „Oh Mother Earth“ im Weltschmerz schwarzer Samstage. Der flehende Refrain hingegen stößt aus der majestätischen Tristesse flehend hervor und zeigt ob seiner Eingängigkeit den Weg zur machtmetallischen Vergangenheit der Protagonisten.
Dies gelingt im weiteren Verlauf öfter, ohne den Charakter der Kompositionen zu zerstören, den Songs aber Wiedererkennungswert verleiht. Beim folgenden schwerfällig treibenden „When The Bloodlust Draws In Me“ macht sich diese Schlagseite noch stärker bemerkbar. Thematisch bei Blutsaugern aus Siebenbürgen beheimatet lässt sich die geographische Nähe der Pfälzer zu POWERWOLF auch aufgrund der Orgel nicht verleugnen. Mit dem epischen Refrain gelingt ihnen eine Hymne, ja fast schon Hit, was bei der doomigen Basis ganz große Kunst ist.

So hymnisch aufbrausend präsentieren sich LORD VIGO nur noch in „Ishtar II- Hail Me, Fire In The Night“, das im Chorus mit ungeheurer Inbrunst klagt. Hier nimmt man auch mehr Tempo auf, der Grundriff groovt flott, ist aber dennoch nicht geradlinig. Die Herren erinnern sich da gerne daran, dass die Urväter nicht nur Lava verströmten, sondern auch mal in jazzigen Gefilden wilderten. Von den Riffstrukturen ähnlich gelagert verfügt der Rausschmeißer „Eternal Saviour“ über noch ein bisschen mehr Druck. Das typische tonnenschwere Riff-Sperrfeuer gibt es vor allem in „Blasphemy“, bei dem auch die Drums sehr akzentuiert zur Stimmung beitragen.

Die richtigen nur schleppend vorwärts kriechenden Elemente findet man vor allem im Titelsong, der eine unheilschwangere Stimmung herauf beschwört. Dazu bedient er sich Stilmitteln, die man auch auf der gesamten Scheibe wieder findet, und diese dadurch sehr homogen wirken lassen. Natürlich dürfen Samples von Regen, Gewittern und Kirchenglocken da nicht fehlen, aber es sind vor allem die vielen Leadfills, welche „Blackborne Souls“ prägen. LORD VIGO setzen trotz langer Songs weniger auf Soloausflüge, sondern bauen immer wieder sphärische Passagen ein.
Dabei nutzen sie auch mal gregorianische Chöre und vor allem immer wieder die bedrohlich wabbernde Orgel. Die erinnert stark an „Psalms For The Dead“, die letzte Full-Length von CANDLEMASS, eine sehr gute Referenz. Die Pfälzer schaffen es sogar, trotz der Kauzigkeit ihren Stücken noch ein bisschen mehr Weite und Erhabenheit zu verpassen. Vinz Clorthro liefert mit seinem gleichsam melodischen wie schaurigen Organ die idealen Melodielinien für ein Werk, an dem sich alles in Doom in diesem Jahr jetzt schon messen lassen muss. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 56:20 min
Label: No Remorse Records
Veröffentlichungstermin: 13.01.2017

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