Helmet dead to the worldEs war in der goldenen Mitte der Neunziger, wo man in kaum eine Disco gehen konnte, in der nicht "In The Meantime" gelaufen ist. Auch in den gängigen Musikkneipen für die jüngere Generation lief der Song rauf und runter. Mit diesem Lied machten sich HELMET damals unsterblich. Man kannte den Song nicht nur, man liebte ihn sogar. Zwischen all dem Grunge und modern produziertem Groove-Thrash zwängte sich damals eine Band, die mit simplen Riffs und Methoden den Alltag erträglicher machte.

Das Debüt "Strap It On" interessierte davor kaum jemanden, und der Nachfolger "Betty" ließ auch nur noch vereinzelt für Begeisterung sorgen. Auch wenn noch vier weitere Alben folgten, schrumpfte sich die Fanschar und gesunf, und HELMET verließen zusehends das Rampenlicht.

Nach längerer Pause - richtig aufgelöst hatte sich die Band um Chefkoch Page Hamilton eigentlich nie - kehren die New Yorker mit einem neuen Album zurück. Von "Band" kann allerdings schon länger nicht mehr die Rede sein, denn Hamilton schart in regelmäßigen Abständen neue Leute um sich. So ist auch anno 2016 kein Verdächtiger sonst mehr am Start. Und auch wenn Hamilton der Bandkopf ist und war - zu alter Größe finden HELMET meiner Meinung nach nie mehr zurück. Die Zeiten, die die Band durchlebte, waren bestimmt nicht die besten und einfachsten, aber dennoch ist irgendwann der Zeitpunkt gekommen, aufzuhören. Aber HELMET wollen es nochmal wissen und schicken nach sechs Jahren "Dead To The World" in die Plattenläden.

Meiner Meinung nach hätten sie es auch einfach lassen können. Was sich hier knapp 40 Minuten aus den Boxen quält, hätte man besser im Proberaum ruhen lassen sollen, eventuell noch aufmotzen und überarbeiten, aber nicht veröffentlichen sollen. Selten habe ich was Halbgareres gehört, deren Werdegang ich zwar nie eifrig mitverfolgte, aber dennoch wohlwollend guthieß.
Doch "Dead To The World" macht seinem Namen alle Ehre, denn diese elf Songs sind mehr tot als lebendig. Abgesehen davon, dass man vergebens die wuchtig klingenden Gitarren und hämmernden Riffs sucht, ist Hamiltons Stimme so unbedeutend geworden, dass man schon trübsinnig werden kann, auch wenn man kein beinharter HELMET Fan ist oder war.
Alles klingt gewollt und nicht gekonnt, unfertig und zwanghaft aufgesetzt. Parallelen zu früheren Zeiten sind nur noch spärlich vorhanden, und eine latente Wut in den Songs findet man kaum noch, da nützen auch keine "Fuck" Einwürfe in den Liedern. "Red Scare" und "Drunk In The Afternoon" sind die einzigen seidenen Fäden, die das Album vor dem Totalabsturz bewahren und noch etwas HELMET-Charme versprühen. Dafür hauen die Halbballade "Look Alive" oder die "Slow"-Version des Anfangsstücks "Life Or Death" doch zu tief in die Kerbe des Unverständnisses.

Vielleicht kann der ein oder andere mit "Dead To The World" mehr anfangen als ich, aber ich rate vor dem Kauf wirklich ernsthaft auf einen Probedurchlauf, denn auch wenn Zeiten wie "Meantime" eigentlich nie mehr so wirklich im Repertoire auftauchten, so ist das pop-rockige Neuwerk doch eher enttäuschend. Aber lassen wir das letztendlich mal den Geschmack entscheiden. Wenn es vielleicht auch kein HELMET mehr ist, so kann es ja dennoch den einen oder anderen überzeugen. (Jochen)

 

Bewertung:

Jochen5,0 5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 37:13 min
Label: EarMusic
Veröffentlichungstermin: 28.10.2016

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