Styx - One With Everything Die Miterfinder des „Pomp Rock“ – oder freundlicher formuliert: des „Symphonic Rock“, die seinerzeit vier Alben in Folge mit „dreifach Platin“ veredeln konnten, haben sich auch 2006 wieder etwas Besonderes ausgedacht.
Nachdem STYX im vergangenen Jahr mit „Big Bang Theory“ an einer (durchwachsenen) Hommage einiger Rockgrößen der 60er und 70er versucht hatten, kam es am 25. Mai 2006 zu einem ganz Live-Auftritt mit Seltenheitswert.

Die STYX-Heroen um Sänger Tommy Shaw machten dem Begriff „Symphonic“ alle Ehre, indem sie sich das schlappe 115 Musiker umfassende Contemporary Youth Orchestra zur Unterstützung holten. Neben der stattlichen Anzahl an Instrumentalisten ist die Besonderheit am CYO, dass hier nur Jugendliche zwischen 13 und 19 mitspielen.
Aber das allein war noch nicht genug – hinzu gesellte sich noch ein sechzig Personen starker Background Chor.

Mit diesen „Massen“ im Rücken performten STYX dann ein „Best Of“, Teile ihrer Hommage sowie ein paar brandneue Tracks und schicken sich nun an, all die geneigten Ohren mit stolzen 74 Minuten Spielzeit daran teilhaben zu lassen, die seinerzeit nicht vor Ort sein konnten. So durchwachsen das „Big Bang Theory“-Album war – so durchwachsen präsentiert sich das vorliegende Werk – beginnt man mit dem „Blue Collar Man“ noch sehr knackig und lässt dem Orchester dennoch hinreichend Aktionsspielraum – so ist bereits mit dem namensgebenden „One With Everything“ als zweitem Track die Luft merklich raus.
Zudem muss festgehalten werden, dass der Soundmann, der am Konzertabend die Finger am Mischpult hatte, wohl blutiger Anfänger war – oder aber das Blossom Music Center in Cleveland hat einfach eine grausige Akustik; die Zeiten so dünner und undifferenzierter Platten waren eigentlich längst vergessen.

Das vom letzten Album bekannte „It Don´t Make Sense“ entpuppt sich in dieser Version als erfreulich bluesige Rocknummer und „Everything All The Time“ pendelt ebenfalls in guten rockigen Gefilden, dafür fällt das BEATLES-Cover „I Am The Walrus“ wieder deutlich zurück – auch wenn sich hier freilich das große Orchester deutlich bemerkbar machen kann.

Die stimmlichen Darbietungen sind äußerst abwechslungsreich – so wird man zwar oft dem Rockgenre völlig gerecht, sülzt aber bei „I Am The Walrus“ – oder auch bei dem ohnehin sehr seichten „Just Be“ einfach zu piepsig vor sich her.

„Fooling Yourself“ beginnt mit einem gelungenen Streicherintro und spielt dann ausgiebig (sieben Minuten) mit orchestralen Parts, Akustikgitarre und Choreinlagen – wirkt aber in sich etwas unausgeglichen, so dass sich das anschließende (leider viel zu kurze) „Boat On The River“ mit seinem durchdringenden Gänsehautfeeling zur wahren Killernummer aufschwingen kann.
Als wäre ein Knoten geplatzt, können STYX plötzlich auftrumpfen - auch die alte HUMBLE PIE-Nummer „I Don´t Need No Doctor“ kann in dem neuen Gewand voll und ganz überzeugen – insbesondere die Vocals sind hier erstklassig dreckig – und auch das wieder gemäßigtere „Crystal Ball“ spielt sich durch die gelungenen Gitarrenparts nach ganz vorne.

„Too Much Time On My Hands“ gerät dann etwas zu weit in die Mainstream-Ecke, verleitet aber dennoch zum gemütlichen „mitwippen“, bevor „Miss America“ noch mal alles aus den 60-Chorkehlen und den Stromgitarren herausholt.

Mit dem fast elfminütigen bisweilen sehr chorlastigen und ohnehin äußerst progressiv ausgefallenen Epos „Renegade“ beschließen STYX dann dieses Werk.

Vieles auf „One With Everything“ ist hervorragende Musik – so dass man über die etwas frickeligen oder dünnen Stellen sicher hinweg sehen könnte – leider dämpft die Produktion, bzw. der Sound den Hörgenuss der guten Passagen dann aber zu großen Teilen auch wieder auf ein Mittelmaß zurück. In der Konstellation mit einem solchen Orchester und einem so großen Chor hätte man deutlich mehr herausholen können, ja herausholen müssen, vor allem, weil auch das Orchester zu großen Teilen so weit im Hintergrund bleibt, dass man es eigentlich gar nicht mehr bemerkt...

Aber bevor STYX das Ganze jetzt eventuell noch mal versuchen – bitte lieber wieder ein reguläres Album…

Note: -- / 10

Anspieltipps: „Blue Collar Man”, „I Don´t Need No Doctor”, „Miss America”

VÖ: 10.11.2006

Spielzeit: 74:00 min.
Titel: 13
Label: Frontiers Records

(Naglagor)
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