Saint Vitus Live2Im Grunde genommen gibt es nur zwei Arten, sogenannte kultige Musik zu hören. Entweder trägt man zu dem Kult bei, in dem man alles, was die Musik hergibt, faszinierend und großartig findet, oder man erkennt einfach nur den Status der Interpreten als wegweisend an und hört sie, hart ausgedrückt, zwangsläufig, einfach nur, um mitreden zu können. In den seltensten Fällen treffen beide Alternativen bei einem Musikhörer zusammen.

So jedoch bei SAINT VITUS, denn diese Band spaltet die Szene mehrheitlich in Verehrer und Akzeptierer. Stark abgekupfert bei BLACK SABBATH beschränkten sich die Doomster auf die trägen Elemente, nicht ohne auch mal schwer rockende Passagen durchzulassen. Der musikalische Anspruch dagegen spricht da schon eine andere Sprache. Bei aller „Spezialität“ ist Dave Chandlers Stil nicht im Geringsten mit dem des Riffmasters Iommi zu messen.

Also was macht diese Band aus, außer dass sie dem Doom die Wege verbreitert hat und eine der vielen SABBATH-beeinflussten Bands darstellt? Live wird das wohl am Ehesten deutlich, und so hat man sich dann auch endlich wieder nach 16 Jahren an eine zweite Livescheibe gemacht. „Live Vol. 2“ spiegelt gut das Naturell der Band wider, denn hier wurde nichts nachträglich geschraubt und getrickst, hier ist, zumindest laut Bandinfo, alles im Rohzustand geblieben. So klingt es denn auch, roh, aber auch robust und wild. Nach dem letzten Studioalbum kam man auch wieder mit der kultigen Stimme von Wino zusammen, der einen Scott Reagers meiner Meinung nach immer noch um Längen schlägt, und das nicht nur stimmlich, sondern schon allein von seiner Präsenz her.

Man kann über Dave Chandler sagen, was man will, man hört ihn immer und überall raus. Aber ob das auch gut ist, sei mal dahingestellt. Auf Platte sind die Soli ja noch ganz nett und passend platziert, live ist da jedoch außer jaulende Wahwah-Fuzz-Gedudel nichts mehr davon übrig, und das eigentlich bei jedem Song. Auch der Rest zeugt eigentlich nicht von größtem musikalischen Anspruch oder der Einzigartigkeit ihrer gottgleichen Vorbilder.
Wäre da nicht Winos Ausnahmestimme und die oft zitierten Hits, wäre das ganze Unterfangen eigentlich belanglos. Scott Weinrich rettet sowieso die damalige Tour von 2013 durch Europa, wo sie ihr Comeback gefeiert haben und im nahegelegenen Luxemburg auch den Aufnahmeknopf drückten. Schade, dass er kurz darauf mal wieder wegen illegaler Substanzen auf weiteres Touren vorerst verzichten musste.

Ich bin nur froh, dass ich ihn damals noch am Mikro erleben durfte, wenn er auch schon mal besser bei Stimme war, sonst wäre der Abend bestimmt weitaus weniger zufriedenstellend verlaufen.
Wer die Tour revue passieren lassen will oder sogar verpasst hat, der soll sich „Live Vol. 2“ gerne zulegen, und den ewigen VITUS-Jüngern brauche ich da eh keinen Kauftipp auszusprechen. (Jochen)

 
Bewertung:

Jochen7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 59:18 min
Label: Season Of Mist
Veröffentlichungstermin: 23.09.2016

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