J.B.O. - 11

jbo 11Und es geht immer weiter in der Erlanger Rosastahlschmiede. Mittlerweile geht man auf die dreißig Betriebsjahre zu und wird kein bisschen müde, das Volk mit Musik und Späßen gleichermaßen zu unterhalten. Ihrer Rolle als ewiger Zankapfel sind sie sich bewusst und thematisieren das immer wieder gerne. Dabei ließ allerdings in den letzten Jahren das Interesse etwas nach, was auch daran lag, dass die Qualität der Alben sank. Live habe ich J.B.O. schon länger nicht mehr gesehen, kann mir da also kein Urteil erlauben. Allerdings konnte mich die letzte Scheibe „Nur Die Besten Werden Alt“ nicht überzeugen, dennoch gab ich „11“ eine Chance.

Nach dem „Einzähler“ gibt es mit „Wir Lassen Uns Das Blödeln Nicht Verbieten“ die obligatorische Hymne an das eigene Schaffen, mit der sie wie immer mit ihren Gegnern abrechnen. Verpackt wurde das Ganze in eine Up-Tempo-Nummer zwischen MANOWAR-Pathos und Onkelscher Selbstbeweihräucherung. Was bereits auffällt ist, dass auch hier die Riffs zu zahm, zu verhalten ausfallen, ein Problem, welches der Vorgänger hatte. Von den kompositorischen Strukturen zwar durchaus im Hardrock angesiedelt, fehlt hier einfach der Biss, der für dieses Genre nötig ist.

Da können die Vier noch so sehr von ihrer Liebe zum Heavy Metal fabulieren, irgendwie nehme ich es ihnen immer weniger ab. Das Bekenntnis „Metaller“ ist eine Coverversion des ganz schlimmen Neunziger-Hits „Mädchen“ von LUCILECTRIC, der auch keine richtige Attitüde einbringen kann. Dafür gelang es der Truppe, längst verdrängt schienene Traumata beim Rezensenten wieder hervor zu kramen, danke auch.
Noch deutlicher wird das immer stärkere Abdriften in Schlagergefilde beim Cover des Mallorca-Gassenhauers „Malle Ist Nur Einmal Im Jahr“, welches hier in „Wacken Ist Nur Einmal Im Jahr“ umgedichtet wird. Zwar kann man mit ein paar Gesangsarrangements glänzen, bleibt aber ansonsten flach. Und eine weitere Hymne auf die Vergangenheit, „Jetzt Ist Halt Heut“, klingt mehr nach der HERMES HOUSE BAND, welche sich dem Thema auch mal angenommen hat.
Noch bedenklicher ist allerdings der leichte Hang zum Hip-Hop, der zwar in den Texten immer verteufelt wird, doch musikalisch recht präsent ist auf dem elften Langeisen. „Söderla“, der Abgesang auf Markus Söder, Schulkollege von Bassist Ralph Bach, ist völlig daneben geraten, da hilft auch kein Humor. Witziger ist dann schon das immer wiederkehrende Thema von der Schraube, die auch Deine Mutter, ähm ran nimmt. Und mit „M.F.N For J.B.O.“ können sie ganz ordentlich Rap und Metal verquicken und in der Neunzigerdisziplin punkten.

Mit den anderen Eigenkompositionen können sie da nicht ganz heran reichen, speziell wenn es sich um das Thema Liebe dreht wie in „Verliebt“ oder „Fünf Minuten“. Musikalisch unspektakulär und mit flachen Texten, plätschern die Titel so vor sich hin. Da können die Cover schon mehr überzeugen, „Har Har Har“, ist eine Adaption von ZZ TOPs „La Grange“, behandelt das Original trotz der Verballhornung mit Respekt. Und der stadionkompatible „Nürnberg Groove“, im Original natürlich der Glam Rockhit „New York Groove“ passt gut zum Text über das Fußballstadion.

Richtig drauf hauen sie allerdings beim „Panzer Dance“, zu dem sie der „Burger Dance“ von DJ ÖTZI inspiriert hat. Nach eigener Aussage muss man ein Kinderlied, bei dem einfach nur Fast Food-Ketten besungen werden parodieren. Um das noch zu steigern, reihen sie einfach nur Namen von Waffenherstellern aneinander und beweisen für ihre Verhältnisse schwarzen Humor. Das ist allerdings nicht die einzige Nummer, die man nach wenigen Durchläufen als Ohrwurm mit sich herum trägt. Bei aller Kritik muss man J.B.O. zugestehen, dass sie auch auf Platte immer noch Spaß machen können, man darf nur nicht allzu viel darüber nachdenken. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 17
Spielzeit: 45:56 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 01.07.2016

 

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