Wolf Hoffmann - Headbangers Symphony

wolfhoffmann headbangersymphony

Als ACCEPT 1997 ein weiteres Mal zu Grabe getragen wurde, hatte deren Leadgitarrist endlich die Zeit und Muse sich einem lang gehegten Projekt zu widmen. Dass WOLF HOFFMANN ein großer Klassikfan ist, dürfte hinlänglich bekannt sein, zumal er bei den Songs seiner Formation immer wieder klassische Zitate einstreut. Auf „Classical“ ging er noch einen Schritt weiter und vertonte klassischen Kompositionen im Rockgewand. Richtig los ließ ihn dieses Projekt nie, immer wieder sammelte er Ideen für eine Fortsetzung. Durch den großen Erfolg des ACCEPT-Neustarts fand er aber in den letzten Jahren auch sehr wenig Zeit, um weiter daran zu arbeiten, wie er uns auch in einem Interview verriet. Natürlich bringt das neuerliche Interesse an der Teutonenstahllegende viele Nachfragen nach Tourneen und neuem Material mit sich. Nach den letzten Sommerfestivals ergab sich allerdings eine Pause, bevor es ans Songwriting für den „Blind Rage“-Nachfolger und weitere Konzerte ging. Diese nutzte der Sechssaiter, um die „Headbangers Symphony“ zu vollenden.

Als das größte Problem erwies sich erst einmal heraus zu finden, welches Stück denn im Rockgewand funktionieren würde. Gerade im für die Rockmusik typischen 4/4-Takt gibt es kaum Material, das meiste wurde im 3/4 -Takt komponiert. Dann müssen diese abgeändert werden, damit das Rockinstrumentarium eingefügt werden kann. Bei diesem Arrangierprozess half ihm der Italiener Melo Matalia aus, der einen Ansatz ähnlich wie bei der Filmmusik wählte. Dessen Idee war es auch die Prager Orchester hinzu zu ziehen, von deren Engagement Hoffmann sehr begeistert war.

Der Gitarrist achtete auch darauf, dieses Mal nicht die allzu bekannten Stücke zu wählen, sondern auch weniger Bekanntes dem Rockhörer näher zu bringen. Zu Beginn steht mit „Scherzo“ aus der berühmten „9. Symphonie“ von Ludwig Van Beethoven allerdings eines der Referenzwerke der klassischen Musik. Ausschnitte daraus gab es bereits im Intro von „Teutonic Terror“ zu hören. Nach dem wuchtigen Intro reiten die Geigen über die Riffs von WOLF HOFFMANN, was den Bombast der Nummer noch kraftvoller wirken lässt.
Allerdings zeigt sich hier eines der Probleme der Scheibe, denn vor allem bei den aufbrausenden Titeln beschränkt sich der Zampano zu sehr auf die Rhythmusuntermalung und lässt seine sechs Saiten zu wenig Führungsarbeit leisten. Somit bietet „Headbangers Symphony“ eher den Ansatz einer Verquickung von klassischen Stücken mit Rockrhythmus als eine Adaption auf der Gitarre. Dazu liefert auch das Schlagzeug, welches sehr prominent rausgemischt wurde die passende Grundlage.

Das Gleiche gilt auch für die zweite Beethoven-Bearbeitung „Pathétique“, die sich ebenso wuchtig erhebt. Einzig im beschwingten Auszug aus der „Symphony No. 40“ von Wolfgang Amadeus Mozart duelliert sich der Meister mit den Geigen, immer wieder wechseln sie sich bei den Motiven ab. Man muss dem Guten aber zugestehen, dass er seine eigene Note einbringt, so mancher Melodiebogen, so manches Leadfill hört sich deutlich nach ACCEPT an. In Vivaldis „Double Cello Concerto In G Minor“ wechseln sich Geigenstaccato mit entsprechender Axtunterfütterung und ruhige Passagen schön ab und erzeugen eine tolle Dynamik. Wobei hingegen die Streicher in Mussorgskys „Night On Bald Mountain“ fiebriger klingen und immer wieder von treibenden Riffs durchschnitten werden.

Seine ganze Kunst an seinem Instrument offenbart Hoffmann aber vor allem in den ruhigen Stücken, wenn er schöne Leadmelodien vom Stapel lässt. Hier wiederum fallen die Geigen zu eintönig aus, kommen kaum über die atmosphärische Flächen hinaus, was sich mit Fortdauer etwas abnutzt. So kann man am Ende „Meditation“ aus Massenets Oper „Thais“ und „Air On A G String“ aus der Feder von Johann Sebastian Bach nichts Neues mehr abgewinnen. Positiv aus dem Rahmen fällt hier „Le Crois Entendre Encore“ von Bizet, bei dem eher sanfte Bläser den Ton angeben. Und das bekannte „Swan Lake“ von Tschaikowsky lässt er mit Akustikgitarren wie eine Rockballade beginnen, was die Verknüpfung beider Welten sehr gut heraus stellt.

Vom Ansatz her ist „Headbangers Symphony“ ein ganz andere als noch „Classical“, bei dem viel reduzierter und akustischer zu Werke gegangen wurde. Hier werden die klassischen Vorgaben ganz klar auf Metal gebürstet, was sich in der Umsetzung als nicht gerade einfach erwies. Doch das Ergebnis kann Anhänger von symphonischen Metalacts ebenso überzeugen, wie diejenigen, die METALLICAs „S&M“ etwas abgewinnen konnten. Leider ist hier die Produktion ein bisschen zu steril ausgefallen, es fehlt die Tiefe, um noch mehr Wucht hinein zu bringen. Dennoch bleibt ein interessantes Werk, man muss so etwas aber mögen. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:45 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 01.07.2016

 

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