Kissin' Dynamite - Generation Goodbye

kissindynamite generationgoodbyeKISSIN‘ DYNAMITE habe ich ja in mein Herz geschlossen, auch wenn die Musik jetzt nicht gerade das ist, was ich mir täglich zu Hause anhöre. Auch als Fan würde ich mich nicht bezeichnen. Aber mir gefällt, was die fünf Schwaben da machen und wie sie es machen. Und wie sie es schaffen, das Publikum bei ihren Konzerten mit Leichtigkeit um den Finger zu wickeln und mitzureißen. Beim letzten Album „Megalomania“ habe ich noch bemängelt, dass diese Energie auf der Scheibe noch nicht so ganz rüberkommt. Trotzdem finde ich das Album nach wie vor sehr gut.

In der Zwischenzeit haben sich KISSIN‘ DYNAMTITE von ihrem Management getrennt und haben für das neue Album auch keinen externen Produzenten mehr verpflichtet, sondern wollen, was die Band betrifft, so viel wie möglich selbst organisieren. Was ich grundsätzlich gutheiße, und was bei vielen Bands ja auch sehr gut funktioniert (siehe z.B. BOLT THROWER oder POWERWOLF). Allerdings birgt das auch immer die Gefahr, etwas betriebsblind zu werden. Gerade, wenn man noch so jung ist, wie die Mitglieder der Band. Doch lassen wir das Album erst mal auf uns wirken.

Es hört auf den Namen „Generation Goodbye“ und ist zwar kein Konzeptalbum, behandelt aber doch in fast allen Songs in irgendeiner Form das Thema Abschied und/oder Neuanfang. Mit dem Titletrack steigt man auch sofort ins Album ein und mit den „Hey“-Rufen am Anfang erinnert man ein weniger an die Isländer bei der EM – da war die Band wohl ihrer Zeit voraus. Der Song an sich entwickelt sich zu einer angenehmen Midtemponummer, der – KISSIN‘ DYNAMITE-typisch – zwar einen Ohrwurmrefrain hat, aber gerne auch etwas schneller sein und etwas mehr Power haben dürfte.

Mein textlicher Favorit ist ja „Hashtag Your Life“ in dem es um das zunehmend immer mehr digital stattfindende Leben geht. Und als Handyverweigerer, der kein Smartphone besitzt, steht man in der Tat immer öfter etwas bedröppelt in der Gegend, weil man der einzige ist, der nicht gebannt auf ein kleines Stück Elektronik starrt, sondern versucht, sich zu unterhalten. Oder der einzige ist, der die Songs einer Band beim Konzert mitsingt, während alle anderen konzentriert mitfilmen oder gelangweilt im Internet surfen. Da fuck???

Aber ansonsten muss ich sagen, dass ich von dem Album doch ein kleines bißchen enttäuscht bin. Gut, vielleicht bin ich nach den vielen guten Alben der Band mit einer zu hohen Erwartungshaltung herangegangen. Vielleicht kann ich die leichte Veränderung im Sound der Band nicht nachvollziehen. Ich weiß es nicht. Es ist ja kein schlechtes Album. Aber mir fehlt da etwas der Wums dahinter. Die meisten Songs sind dann doch eher ruhig ausgefallen (wobei das ja nicht schlecht sein muss. „If Clocks Were Running Backwards“ ist eine großartige Powerballade, in die jeder mal reinhören sollte). Und auf Dauer ist mir das bei einer Band wie KISSIN‘ DYNAMITE dann einfach zu ruhig, zu gleichförmig, zu langweilig.

Und dabei ist die Platte noch nicht mal mit Balladen gespickt, sondern die meisten Songs sind schon etwas flotter. Aber das wäre dann vermutlich der Punkt gewesen, an dem man einen (guten!) externen Produzenten gebraucht hätte, der noch das letzte Quäntchen herauskitzelt. Während ich die Songs des letzten Albums immer noch im Ohr habe, sind die Stücke dieses Albums mehr von der Sorte „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Es rockt schön, es macht Spaß zu hören, die Refrains kann man nach dem ersten Hören schon mitsingen – aber im Gedächtnis bleiben die meisten Stücke leider nicht. Schade.

Gerne hätte ich der Band wieder eine Lobeshymne als Review geschrieben. Naja. Ich picke dann mal noch die Songs raus, die mir am besten gefallen haben. Das wäre einmal der schöne Rocker „Somebody To Hate“, der so richtig Spaß macht, auch „Highlight Zone“ macht ordentlich Laune und begeistert mit tollen Gitarrenläufen. Bei „Masterpiece“ liefert sich Sänger Hannes dann ein tolles Duett mit leider unbekannter Dame, insgesamt ist mir der Song dann aber doch wieder zu ruhig geraten.

Ein weiteres tolles Stück ist auch „Under Friendly Fire“. Endlich wieder ein Song mit ordentlich Schmackes (wie der Saarländer sagt), mit etwas Tempo und vielen jaulenden Gitarren, der sich gut mitsingen lässt und der durch einige ruhigere, dramatische Passagen aufgelockert wird. Und auch der letzte Song „Utopia“ ist im Grunde ein wirklich guter Song, der sein Potential aus einer gewissen Tragik zieht und bei dem das getragene Tempo wirklich passt.

Und ja, ich gebe es zu, was ich da mache, ist Jammern auf hohem Niveau. Es gibt Massen an Bands, die froh wären auch nur einen solchen Song zu schreiben, wie sie hier zuhauf auf dem Album stehen. Aber für KISSIN‘ DYNAMITE ist mir das irgendwie zu wenig. Das liest sich jetzt wahrscheinlich auch negativer als es gemeint ist. Und eigentlich ist es auch ein wirklich gutes Album geworden. Aber eben eigentlich. Denn irgendwie fehlt diesem Album das gewisse Etwas, das es zu einem richtig geilen Album machen würde. Is aber auch egal. Einfach das Album kaufen, diese tolle junge Band unterstützen und selber entscheiden. (Anne)


Bewertung:

Anne7,0 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 47:46 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 08.07.2016

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