Angra - Aurora Consurgens

Angra - Aurora Consurgens Zum fünfzehnjährigen Bandjubiläum kann man zu den Brasilianern von ANGRA zwar noch nicht ganz sagen „endlich erwachsen“ – aber den Kinderschuhen soll der Sound auf „Aurora Consurgens“ mit großen Schritten entwachsen.

Das Label-Info feiert das Werk von Saitenhexer Kiko Loureiro und seiner Truppe im Vorfeld als „Meilenstein“ und „Meisterwerk“ – große Worte, die entsprechend große Erwartungen wecken. Da das Album erneut von PINK CREAM 69-Mastermind Dennis Ward gemastert wurde erwartet man zunächst kaum große Veränderungen, doch wer ein Ohr riskiert, wird schnell eines Besseren belehrt… Beginnt „The Course Of Nature“ noch gemäßigt, entfaltet sich alsbald eine für ANGRA ungewohnte Härte und Aggressivität – der Sound fällt sehr zeitgemäß aus und ist bisweilen mit progressiven Elementen ausgiebig durchsetzt – ein wenig BRAINSTORM, ein wenig ROYAL HUNT, ein wenig IRON MAIDEN und was den Gesang von Edu Falschi angeht eben auch ein wenig ANGRA.

Songs wie das rasante „The Voice Commanding You“ werden von der technischen Virtuosität der beiden Gitarristen Kiko Loureiro und Rafael Bittencourt getragen – ohne Edus Gesangsleistung in Frage stellen zu wollen, ist es erfreulich, dass das ganze Album hindurch der Schwerpunkt auf Instrumentalpassagen liegt – so dauert nicht nur hier das Intro eine Minute, auch beim majestätisch getragenen „Ego Painted Grey“ lässt man sich ähnlich viel Zeit.

Einen kleinen Rückfall in alte ANGRA-Dimensionen stellt „Breaking Ties“ dar – hier dümpelt man doch in Relation zu den übrigen Tracks ein wenig zu sehr vor sich hin – und zu allem Überfluss bleibt Edus Stimmgewalt hier deutlich hinter seinen Möglichkeiten.

Als wollten ANGRA wieder etwas ausbügeln, dreht „Salvation: Suicide“ instrumentell richtig auf – Drummer Aqualis Priester wächst förmlich über sich hinaus und auch Edu hat die Stimmbänder wieder bestens im Griff.
Auf ähnlich hochkarätigem Niveau bewegt sich das sechsminütige Epos „Window To Nowhere“, das sich längentechnisch und vom Abwechslungsreichtum des Arrangements nur „So Near, So Far“ unterordnen braucht. Mit dieser (ruhigen) Nummer liefern ANGRA eine kleine siebenminütige Rockoper ab, die insebsondere durch das variantenreiche Gitarrenspiel aufhorchen lässt.

„Passing By“ braucht ein wenig Anlauf, um sich zum passablen Rocker zu entwickeln und „Scream Your Heart“ ist ein wenig zu experimentell geraten, um wirklich mitreißen zu können – da entschädigt dann das mit Akustik-Gitarre eingespielte „Abandoned Fate“ zum Ende noch mal in alter ANGRA-Manier.

Auch wenn ANGRA auf „Aurora Consurgens“ ihre persönliche Bestleistung in Sachen Härtegrad aufstellen, balladeske Parts kommen nach wie vor nicht zu kurz, sind aber ins Gesamtkonzept würdig eingebettet. Die Kombination aus kompositorischer Klasse und spieltechnischer Brillanz spricht zudem für ANGRA – abgesehen vom dürftigen Cover-Artwork spricht hier nichts dagegen, sich das Scheibchen zuzulegen.

Note: 7,0 / 10

Anspieltipps: „The Voice Commanding You”, „Salvation: Suicide”, „So Near, So Far”

VÖ: 27.10.2006

Spielzeit: 50:47 min
Titel: 10
Label: SPV / Steamhammer

(Naglagor)
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