epitaph firfromthesoulIn den letzten Jahren war die deutsche Rocklegende recht aktiv. Zwar liegt das letzte Studioalbum „Dancing With Ghosts“ schon einige Jahre zurück, jedoch waren die Herren regelmäßig auf den Bühnen unterwegs. Davon zeugt auch der Mitschnitt „Still Standing Strong – Live At The Capitol“,welcher vor drei Jahren erschien. Dann war da noch die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit in Form von Re-Releases und den „Rockpaplast“-DVD-Veröffentlichungen. Und ganz unkreativ waren EPITAPH auch nicht, denn vor zwei Jahren arrangierten sie viele ihrer Titel im akustischen Gewand um, die als „The Acoustic Sessions“ Fans und Kritiker begeisterten. Nun steht etwas unerwartet der neue Longplayer „Fire From The Soul“ in den Läden. Auf dem spielt übrigens auch wieder Jim McGillivray, ein zurückgekehrtes Originalmitglied mit.

Dass die Vier immer noch Feuer haben beweist schon alleine der druckvolle Opener, der nach einem sphärischen Intro, bei dem Bernie Kolbes Bass im Vordergrund steht, mächtig nach vorne rockt. So gradlinig hat man die Truppe seit der Reunion zu Beginn des Jahrtausends nicht gehört. Das geht viel mehr in Richtung Hard Rock zu „Danger Man“-Zeiten als zum atmosphärischen Prog – und Krautrock der Siebziger. Knackige Riffs und ein hymnischer Chorus zieren diese Nummer, die aber die großen Melodien nicht vermissen lässt.
Ähnlich gelagert und ebenfalls sehr stark präsentiert sich auch der Rausschmeißer „One Of These Days“, der von Heinz Glass´ Mozart-Adaption „Rondo Alla Turca“ eingeleitet wird. Gerade die Klassikkomponente rückt den Track in Richtung RAINBOW, für die Keyboards zeichnet sich wie auf dem gesamten Album Klaus Henatsch von NEKTAR, ein alter Freund der Band verantwortlich. Noch knackiger kommt „Fighting In The Street“ aus den Boxen, dazu brillieren hier Glass und Jackson an den Twin Leads.

Allerdings erinnert der Übergang von Bridge in den Refrain seltsamerweise an den Soul-Klassiker „It´s Raining Men“, was kurz etwas befremdlich wirkt. Befremdlich wirkt auch der Schunkelchorus in „Man Without A Face“, das sonst den angesprochene Titeln ebenbürtig rockt. Hier hört man die Handschrift von Pete Sage heraus, seines Zeichens bei den Schlagerpiraten von SANTIANO an der Violine. Ob es das unbedingt gebraucht hätte, lasse ich mal dahin gestellt, zumindest sind seine Streicherparts gekonnt eingespielt.
Neben ihm trägt auch Tim Reese, der ja schon bei „The Acoustic Sessions“ mitwirkte, ein paar Parts an der Fidel bei. Über den musikalischen Background dieses Mannes hülle ich jetzt aber mal ganz ein Mäntelchen des Schweigens. Die Streicher sind gut in den Gesamtsound integriert, drängen sich nicht so auf, wie bei anderen Produktionen. Da fallen die weiblichen Vocals von Sages Bandkollegin Agnes Haspari schon etwas mehr auf, die wären verzichtbar gewesen, die Harmonien zwischen Kolbe und Jackson können sich auch so sehen lassen.

Auch „The Way It Used To Be“ hört man an, dass der SANTIANO-Geiger mitkomponiert hat. Neben der Violine bringt hier Henatsch ein paar tolle Harmonien aus Keyboard und Piano in die hippeske Nummer mit ein. Ähnliches Flower Power-Flair findet man bei „Sooner Or Later“, welches überzeugender klingt und so richtig den Bogen zu der Frühphase der Band spannt. Hier agieren EPITAPH wieder ätherischer, wie man es von ihnen zu jener Zeit gewohnt war, wobei ihnen beides gut zu Gesicht steht.
Heraus ragt dabei das mit vielen Leadfills ausgestattete „Love Child“, sicherlich der Track mit dem stärksten Siebzigerfeeling. Hier gelingt es den Herren ihren Gitarrenparts richtig Raum zu geben und zwischen den beiden Polen auf der Platte perfekt zu pendeln. Ebenso großartig, der Titeltrack, der längste Song von „Fire From The Soul“, hier wird schön mit der Dynamik gespielt, während die Arrangements fast QUEEN-Gefilde streifen. Damit runden sie ein Werk ab, dass sie weiter ins Geschehen rücken wird, eine würdige Fortführung der eigenen Legende. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 57:17 min
Label: MIG Music
Veröffentlichungstermin: 18.04.2016

 

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