Crematory - Monument

crematory monumentEs hat sich einiges getan im Lager der Rheinhessen, denn erstmals seit mehr als fünfzehn Jahren gab es Wechsel im Line-Up zu vermelden, die dann aber richtig. Zuerst nahm mit Gitarrist und Klarsänger Mathias Hechler einer der wichtigsten Säulen, seinen Hut. Hier entschied man sich mi zwei neuen Axtmännern weiter zu machen. Während Szeneurgestein Rolf Munkes, sonst eher im Hardrock unterwegs, die Leadgitarre übernimmt, kommt Tosse Basler die Rolle des Rhythmusgitarristen und Backgroundsängers zu. In der Besetzung wurde mit "Monument" recht schnell ein neues Studiowerk nachgeschoben, nach Fertigstellung verabschiedete sich Bassist Harald Heine nach mehr als zwanzig Jahren. Bei so viel Neuem darf man auch gespannt sein, ob sich auch musikalisch etwas verändert hat?

Zum Glück hat sich was verändert, zum Glück aber auch nicht zu viel. Will heißen, die 90er-Techno-Ankänge von „Antiserum“ sind wieder verschwunden, vermissen wird sie niemand. Nicht nur, dass sie Jahre zu spät kamen, schon ihrer Zeit hätten sie einfach peinlich gewirkt. Viel mehr geht man zurück zu der rockigeren Attitüde des vorletzten Longplayers „Infinity“, welche der Band damals schon gut zu Gesicht gestanden hat.
Auch der Wechsel an der klaren Gesangsstimme macht sich im Gesamtbild bemerkbar, auch weil Grunzer Felix wieder deutlich mehr Anteil hat. Baslers Stimmlage ist deutlich tiefer und erdiger als die manchmal affektierte seines Vorgängers, die ganz großen Kontraste stellen sich nicht ein, was aber der Zugänglichkeit zugute kommt. Ebenso dass man wieder bei einer Sprache innerhalb eines Songs bleibt, auch da wirkte der Vorläufer zerfahren.

Wenn schon ein Jahrzehnt als Referenz herhalten muss, dann sind das dieses Mal ganz klar die Achtziger. Die Keyboardflächen, welche Katrin Jülich in Titeln wie „Nothing“ oder „Everything“ vom Stapel lässt, sind klar im klassischen Gothic jener Dekade verankert. Hier bringt die Keyboarderin ein fast symphonisches Element mit ein, welches sich deutlich besser in den Gesamtkontext einfügt als besagte Beats. Bestes Beispiel ist die abschließende Halbballade „Save Me“, in der die Grunts überraschenderweise die ruhige Strophe übernehmen.

Doch neben SISTERS OF MERCY-Schwelgen wird auf „Monument“ auch wieder ordentlich gestampft. So drückt der Opener „Misunderstood“ sofort richtig nach vorne und strapaziert die Nackenmuskeln. Hier ist der Gesang von Basler etwas in den Hintergrund gemischt, was dem Effekt deutlich mehr Tiefe verleiht. Selbiges gilt auch für das folgende „Haus Im Garten“, bei dem neben harten Riffs auch atmosphärische Strophen und ein paar Breakdowns für Abwechslung sorgen dürfen.
Die Elektronik zu Beginn von „Eiskalt“ klingt ebenso wie das Riff deutlich nach FEAR FACTORY, während im Refrain die Grunzer recht melodisch ausfallen. Ein ähnliches Wechselspiel aus industriellem Gestampfe und sehr melodischen Hooks gibt es in „Before I Die“ zu hören, während sich diese „My Love Within“ mit recht wütenden und groovigen Attacken paaren. „Die Letzte Schlacht“ bietet dann klare NDH-Anleihen, aber eben in typischer CREMATORY-Manier.

So bleiben sich die Fünf selber treu, um sich dennoch weiter zu entwickeln, wenngleich sie hier ein paar Schritte zur eigenen Vergangenheit zurück gehen. Die angesprochenen rockigen Klänge wie in „Ravens Calling“ oder „Die To Soon“ runden die Scheibe ab, die deutlich besser reinläuft als „Antiserum“. Hier geht es einfach mehr nach vorne, auch wenn dazu der Marschrhythmus noch nicht mal Pflicht sein muss. Gerade auch weil das Manko mit den zu zurückhaltenden Drums ausgebessert wurde, was die Arrangements schmissiger klingen lässt. Sicher eines der besten Alben der Gothic Metaller. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 50:20 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 15.04.2016

 

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