Ihsahn - Arktis.

ihsahn arkits200pxIch muss zugeben, dass ich mir das letzte Album, „Das Seelenbrechen“, nicht ausführlich angehört habe. Jedoch stellte ich bei Nachforschungen fest, dass dies ganz gut so war, denn ich hatte „Eremita“ noch in guter Erinnerung. „Das Seelenbrechen“ ist ein fast unzugänglicher Brocken progressiven Extrem-Metals. Eine Klangkulisse reiht sich an die nächste und erinnert noch stärker als „Eremita“ an einen Soundtrack zu einem Film. Gut drei Jahre später, hat IHSAHN wieder Lust auf „richtige“ Songs, in denen sich auch mal eine Passage wiederholt. Interessante Einstellung zur eigenen Kunst, sag ich da mal.

Überraschenderweise vermute ich fast ein „Eremita II“, gerade wegen der fast gleichen Gastmusiker, die für das neue Album mit Verantwortung tragen.
Tatsächlich finden sich ähnlich klingende Lieder auf „Arktis“, welches nicht ganz so kalt klingt wie der Name vermuten lässt. IHSAHNs Trademark, der unverwechselbare Keifgesang, ist in fast jedem Song vorherrschend. Der Cleangesang wird von Einar Solberg (Leprous) und Matt Heafy (Trivium) beigesteuert sowie von dem norwegischen Autor Hans Herbjornsrud, der den eigenen Text im letzten Song, „Til Tor Ulven (Søppelsolen)“, spricht. Es könnte also durchaus möglich sein, dass die Titel von „Arktis“ aus der Aufnahmesession von „Eremita“ stammen. Jedoch klingt das Album dennoch leicht anders. In vielen Liedpassagen sind Riffs und Strukturen wie in klassischen Heavy-Metal Songs („Mass Darkness“, „In The Vaults“), nur mit dem Unterschied, dass immer eine ordentliche Prise EMPEROR mitschwingt.
Mir gefällt das überaus gut, denn ich mag diese Mischung! Es klingt immer interessant. Selbst die fast süßlich („Frail“) und mit Saxophon nach Smoothjazz klingenden Songs („Crooked Red Line“) sind so etwas wie ein Extrem. Diese Titel sind ein krasser Gegensatz zu dem sonstigen Prog-Gemetzel. Lediglich der letzte Song „Til Tor Ulven (Søppelsolen)“ lässt die Spannungskurve steil abfallen, da er schon sehr befremdlich wirkt.
Da die Produktion von OPETH-Produzent Jens Bogren stammt, wundere ich mich nicht, dass die Klangfärbung und Anmutung von „Arktis“ öfters an die letzten OPETH-Alben erinnert.
Diese erneute Glanzleistung ist ein weiterer Beitrag von IHSAHN zur Musikgeschichte. Er schwimmt nicht einfach mit dem Strom und dreht sein Fähnchen im Wind, sondern gestaltet und reißt bestehende Strukturen ein, um sie dann neu zusammengesetzt in spannenden Songs verpackt zu präsentieren. Eventuell benötigt man einen gewissen akademischen Grad oder viel Erfahrung und Wissen, um die Arbeit von IHSAHN gebührend zu würdigen. Alle anderen lassen sich einfach von der morbiden und hoffnungslos wirkenden Atmosphäre berauschen – melancholisch ist anders!
Ich lege das neue Album allen ans Herz, die die Mischung aus IHSAHNs Black-Metal-Gekeife und progressivem Metal mit einer Prise Selbstverliebtheit lieben. Man könnte es auch einfach als eine extreme Version von OPETH bezeichnen oder als Hochintelligenz-Extrem-Metal? Einfach genial! (Andreas)


Bewertung:

Andreas9,5 9,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 57:20
Label: Candelight Records
Veröffentlichungstermin: 08.04.2016

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden