Moonsorrow - Jumalten Aika

moonsorrow jumaltenaika2005 standen die Finnen nach mehreren überragenden Alben mit dem Manifest "Verisäkeet" auf dem Sprung in die Oberliga des Pagan Metal. Doch zu geringe Touraktivitäten und allzu überambitionierte Scheiben mit riesigen Mammuttracks verhinderten höhere Weihen. Nach dem letzten Longplayer "Varjoina Kulljeme Kuolleiden Massa" ist es in den letzten fünf Jahren still um MOONSORROW geworden. Was umso verwunderlicher ist, da FINNTROLL, die Hauptband von Songwriter Henri "Trolhorn" Sorvali, seit "Blodsvept" 2013 auch bei weitem nicht mehr so präsent waren wie in den Jahren zuvor. Während diese ein paar Festivaltermine für Sommer angekündigt haben, hat die epischere Variante in Kürze eine Tour mit KORPIKLAANI am Start, zuvor erscheint noch das neue Album mit dem Titel "Jumalten Aika". Können die Sechs damit verlorenen Boden gutmachen oder ist der Zug in dem Genre ohnehin schon abgefahren?

Nachdem man zuletzt einen etwas räudigeren und grimmigeren Kurs fuhr, geht man nun zu Beginn ein wenig zurück zu den opulenteren Werken. Henri Sorvali hatte ja im Vorfeld angekündigt, dass die Folkeinflüsse deutlicher zu Tage treten bei den neuen Kompositionen. Doch insgesamt muss man festhalten, dass sich die Marschroute nur unwesentlich geändert hat. Die neue Scheibe ist durchweg als MOONSORROW zu identifizieren, die typischen Merkmal e haben alle ihre Spuren hinterlassen. Einzig der grundlegende Charakter des kompletten Werkes fehlt ein wenig.

Im Titelsong herrscht die Wucht, die weit ausladenden Harmonien aus Keyboard und Gitarre vor, welche die früheren Alben prägten. Auch die Drums donnern darin richtig satt und lassen das Stück sehr kraftvoll wirken, auch wenn sich die Gitarre kaum einmal alleine in Szene setzen kann. Selbst wenn sie aus dem getragenen Tempo ein wenig zu einem leichten Galopp anziehen, werden sie von Lord Eurens Tasten flankiert.
Noch gesetzter von der Geschwindigkeit her folgt dann „Ruttolehto incl. Päivättömän Päivän Kansa“, welches mit mehreren ruhigen Passagen aufwartet, die erste direkt nach dem swingenden Eingangsriff. Neben dem Gekrächze von Trollhorns Cousin Ville sorgen hier vor allem die dicken Chöre für die entsprechende Mächtigkeit. Die waren seit jeher ein Bestandteil im Klangkosmos der Finnen und werden auch sehr abwechslungsreich eingesetzt.
Im weiteren Verlauf des Songs findet man ein paar doomige Elemente, wie sie auf dem Vorgänger häufiger zu finden waren. Den dort vorherrschenden Tendenzen wurden heuer viele dieser zuletzt vermissten lodernden Passagen entgegen gesetzt. Immer wieder wird der Song von akustischen Parts durchsetzt, die aber nicht nur im Folk, sondern auch im Ethno-Bereich beheimatet sind, ein Stück weit erinnert das an die Esten von METSATÖLL.

Noch mehr mit den beiden Gegensätzen spielt „Suden Tunti“, mit sieben Minuten der kürzeste Titel seit langem, was die Band dazu veranlasste ein Video dazu zu drehen. Ein paar rauere, sperrige Momente treffen auch etwas härter vorgetragene Chöre sowie dezenten Fideleinsatz. Beim fanfarenhaften Abschluss in Form von „Ihmisen Aika (Kumarrus Pimeyteen)“ überrascht die Formation am Ende mit einem fast reinrassigen Black Metalpart, den man so ebenfalls schon länger nicht mehr von ihr vernehmen konnte.

MOONSORROW gelingt es wieder wie kaum einem anderen Act, die Schönheit der nordischen Landschaft musikalisch einzufangen. Dazu öffnen sie ihre Arrangements, die eben diese endlose Weite verströmen. Mühelos gelingt es ihnen, sehr geschickt mit der Dynamik zu spielen, die einzelnen Passagen laufen schön ineinander. Wenn die DoubleBass einmal von der Kette gelassen wird, wie in „Mimisbrunn“, bedeutet das nicht unbedingt Rasanz, hier untermalen sie vielmehr feine Keyboardschwaden.

Auch wenn „Jumalten Aika“ nur wenig Neues bietet sind die Jungs stets bemüht, ihre Musik mit vielen kleinen Details frisch zu halten. Gut, die Maultrommel war seit jeher ein gern benutztes Instrument, aber es ist auch die Art wie sie arrangieren, ab und an driftet man sogar ins Dramatische ab. Ob sie damit in der heutigen Musiklandschaft große Sprünge machen können, darf bezweifelt werden, dazu benötigt das Werk zu viel Aufmerksamkeit. Doch würde mehr solcher Stoff in die Läden kommen, wäre es um den Ruf dieser Spielart besser bestellt. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: 5
Spielzeit: 67:12 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 01.04.2016

 

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