Headspace - All That You Fear Is Gone

headspace allthatyoufearisgoneWenn man sich so das Lineup von HEADSPACE ansieht, könnte man die Truppe auch gut für ein Projekt halten. Die fünf betonen jedoch stets, eine richtige Band zu sein. Da aber jeder auch noch in anderen Bands tätig ist, gestaltet sich das Songwriting und die Aufnahmen etwas schwieriger, so dass das gesamte Album von jedem einzeln aufgenommen wurde. Etwas umständlich, aber was muss, das muss. Und auch schon das Debüt „I Am Anonymous“ wurde auf diese Art und Weise aufgenommen. Es funktioniert also.

Mit „I Am Anonymous“ konnte die Band gute Kritiken einfahren, dürfte außerhalb des Proggenres aber trotzdem größtenteils unbekannt sein. Im Gegensatz zu den Bandgründern Damian Wilson (THRESHOLD) und Adam Wakeman (OZZY OSBOURNE), letzterer übrigens ein Sohn von YES-Keyboarder RICK WAKEMAN. Die Erwartungen an das neue Album sind also entsprechend hoch.

Wie schon der Vorgänger ist es wieder ein Konzeptalbum geworden und dabei der zweite Teil einer geplanten Trilogie. Entsprechend komplex sind auch die einzelnen Songs. Und das nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch. Ich muss gestehen, dass ich nach dem ersten Hören doch etwas enttäuscht war. Ein Album von Musikern für Musiker, sehr progressiv, gefühlte 1000 Tempowechsel und oft unzusammenhängend klingend.

Doch das ist der Komplexität dieses Albums geschuldet. Zugegeben, es ist kein leichter Hörgenuss, kein Album, das man mal eben so nebenbei hören kann. Man muss hier schon genau hinhören, um sich in diesem Werk zurechtzufinden. Und wenn das einmal geschafft ist, dann entdeckt man auch die feinen Melodiebögen, kann sich auch mal auf die Texte konzentrieren – und dann wirkt es auf einmal gar nicht mehr so wirr.

Und wenn man sich „All That You Fear Is Gone“ so anhört, dann hat man das Gefühl, dass Damian Wilson bei THRESHOLD permanent unterfordert ist und eine Band wie HEADSPACE einfach braucht. Auffallend ist, dass er hier doch deutlich höher singt als bei THRESHOLD, oft wird auch seine Stimme verfremdet oder es gibt Spoken Word Parts. Hauptsächlich aber sind die Gesangslinien sehr kompliziert und Damian kann sich hier mal so richtig austoben. Was er mit Bravour macht, aber anderes ist von einem Weltklassesänger wie ihm auch nicht zu erwarten.

Musikalisch unternimmt man gerne auch mal Ausflüge in andere Welten, wie z.B. bei „Polluted Alcohol“ das einen netten Westerncharme versprüht. Man kann aber auch durchaus mal an die Stammbands der einzelnen Mitglieder erinnern, z.B. hat „Kill You With Kindness“ doch eine deutliche THRESHOLD-Schlagseite. Und das liegt nicht nur am Titel, der einem irgendwie schon von „Return Of The Thought Police“ bekannt vorkommt. Ab und an setzt man auch mal nur auf Akustikgitarre und beschwört etwas Singer/Songwriter-Atmosphäre herauf.

Aber teilweise ist die Scheibe auch wirklich anstrengend. Insbesondere in den beiden langen Songs „The Science Within Us“ und Secular Souls“, hier wird es teilweise sehr frickelig. Aber es gibt auch immer wieder sehr schöne, sehr melodische Parts dazwischen. Sehr schön auch der QUEEN-Touch gegen Ende von „Secular Souls“. Man kann aber auch richtig schön rocken, wie man mit „Semaphore“ beweist (auch wenn das gegen Ende auch eine arg frickelige Angelegenheit wird) oder sogar einen leichten BEATLES-60er-Vibe („The Death Bell“) einbringen.

Und ganz überraschend kann man mit „The Day You Return“ einen tollen Song mit einem richtigen Ohrwurm präsentieren, den man auch mal einfach so genießen kann. Ein großartiges Stück Musik. Im Titelsong „All That You Fear Is Gone“ zeigt sich Damian Wilson so sanft, wie man ihn sonst nur bei seinen Solostücken kennt. Auch hier setzt man wieder über weite Strecken auf akustische Instrumente und die Kraft von Damians toller Stimme.

Insgesamt ist „All That You Fear Is Gone“ alles andere als easy listening. Aber das sollte sowieso jedem potentiellen Hörer klar sein. Das Album ist anstrengend, bei den ersten Hördurchgängen wirkt es gar etwas wirr. Aber wenn man sich erst mal alles auseinander sortiert hat, ist es ein tolles Album. Allerdings eines, das man bewusst hören muss, sonst geht einfach zu viel verloren. Hier passiert immer wahnsinnig viel, die einzelnen Songs gehen mehr oder weniger fließend ineinander über und es fällt schwer, Schritt zu halten, wenn man sich nebenbei noch mit anderen Dingen beschäftigt. Es ist einfach ein Album von anspruchsvollen Musikern für anspruchsvolle Hörer. (Anne)

 

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 72:52 min
Label: Inside Out Music
Veröffentlichungstermin: 26.02.2016

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden