Last In Line - Heavy Crown

lastinline heavy crownDer König ist tot, es lebe der König!" Auch wenn der gute Ronnie James Dio schon ein paar Jahre tot ist, so ist seine Popularität ungebrochen, seine Songs längst Klassiker, die nie vergehen. In den unzähligen Tributbands wie DIO DISCIPLES wird die Legende eines der größten Rockshouter ewig weiterleben. Aus dieser Riege ragen LAST IN LINE heraus, handelt es sich doch um Musiker, die das ebenso betitelte Zweitwerk mit eingespielt haben. Gitarrist Vivian Campbell, Bassist Jimmy Bain und Drummer Vinny Appice fanden im jungen Andrew Freeman einen jungen Sänger, der die Fußstapfen des Übersängers nicht fürchtet. Doch bevor die Formation ihr Debüt heraus bringen konnte, ereilte sie der nächste Schicksalsschlag, Bassist Jimmy Bain starb vor wenigen Wochen mit 68 Jahren, was besonders tragisch ist, da er nach Jahren der Drogenhölle seit einiger Zeit endlich clean war. Wie es mit der Band weitergeht, steht in den Sternen, „Heavy Crown" wird Jimmys Vermächtnis sein.

Und so wie der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, so bewegen sich altgediente Musiker nicht allzu weit von dem weg, was sie einst ausmachte. Denn die gesamte Scheibe klingt wie ein verloren gegangenes Relikt aus dem Schaffen des kleinen Mannes mit der großen Stimme. Was bei anderen Bands als bloße Abkupferei abgetan werden würde, ist hier ein würdevolle Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit.
Schon gleich der Opener „Devil In Me" rockt mit dem selben schwerfälligen Groove wie so viele Stücke, welche diese Besetzung eingespielt hat. Gerade in der Strophe hätte die Nummer auch auf „Dream Evil" Platz finden können, bevor der Refrain hymnisch anzieht. Sogar Campbells Soloeinlage ist genau in dem Sound gehalten, wie damals gefahren wurde. Selbst der junge Frontmann kommt mit seinem Timbre verdächtig nahe an das Original.

Doch gerade zu Beginn lässt „Heavy Crown" etwas auf sich warten, denn es finden sich einige allzu zähe Songs, die sehr nach dem mittelmäßigen „Lock Up The Wolves" klingen. So richtig festsetzen wollen jene sich nicht und auch die Magie wie etwa „Shame On The Night" vermögen sie nicht zu versprühen. Ein paar nette Details gibt es aber schon zu finden, in „Starmaker" ist der gute Jimmy mit einer prägnanten Basslinie zu hören. Und im episch angehauchten „Blame It On Me" geht es streckenweise bluesig zu, während Freeman in „Curse The Day" in Sachen Phrasierungsgewalt an sein Vorbild heran kommt.

Doch am meisten können LAST IN LINE überzeugen, wenn sie das Gaspedal ordentlich durchdrücken. Schon der zweite Song „Martyr" schießt rasant los und flirtet mit der zur Anfangszeiten von DIO gerade abebbenden NWOBHM. Am besten weiß hier das ruppige „I Am Revolution" zu gefallen, welches mit einer fast punkigen Attitüde daher kommt und noch nicht mal drei Minuten geht. Nicht ganz so zur Sache geht es in „Already Dead", welches aber schön nach vorne rockt und mit seinem getragenen, einprägsamen Refrain eher den Bogen zu „Dream Evil" spannt.
Auch wenn sich vieles im schleppenden Bereich abspielt, langsam oder balladesk wird es auf „Heavy Crown" nie, aber das war ja auch bei DIO fast immer der Fall. Natürlich gab es da die unvergessenen, ruhigen, sphärischen Intros wie in „Don´t Talk To Strangers", die aber immer noch diese majestätische Hymnenhaftigkeit besaßen. In diese Richtung geht die Strophe des Titeltracks, bevor dieser im Chorus wie eben bei den alten Klassikern anzieht. Ein ähnliches Spiel mit der Dynamik präsentiert auch das leicht progressiv angehauchte „The Sickness".

Stilistisch ist das für Fans, die den guten Ronnie James vermissen, sicherlich eine lohnenswerte Angelegenheit, doch an die Glanztaten dieser Ära kommt man nicht ganz heran. So sehr sich Andrew Freeman auch streckt, so sehr es stimmliche Parallelen gibt, aber das Ausschmücken jedes einzelnen Tones, diese Phrasierungen, die konnte so nur einer. Dazu können ihm seine Nebenleute nicht ganz die brillanten Kompositionen auf den Leib schneidern, der ganz große Songschreiber war ein Vivian Campbell sowieso nie. Tolle Ansätze gibt es zuhauf, aber kaum ein Song, weiß über die komplette Länge voll zu begeistern, doch seien wir ehrlich, das war bei den letzten DIO-Alben auch nicht mehr der Fall. Die Vergleiche drängen sich auf, muss man auch ziehen, LAST IN LINE ehren ihre verstorbenen Weggefährten trotz mancher Schwächen in ansprechender Weise. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 56:14 min
Label: Frontiers Music
Veröffentlichungstermin: 19.02.2016

 

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