Nordic Union - Nordic Union

nordicunion nordicunionDie Karriere der PRETTY MAIDS dümpelt mittlerweile mehr schlecht als recht vor sich hin, die besten Zeiten habe die Dänen schon lange hinter sich. In den Achtzigern als große Hoffnung gefeiert, bringen sie seit langem nur noch Durchschnitt auf den übersättigten Markt. So dachte sich Frontmann Ronnie Atkins, dass er sich mal nach anderen Projekten umschauen könnte. Neben seinem Engagement bei AVANTASIA wurde er auch bei Erik Martensson fündig, der von der Überfüllung des Marktes auch sein Liedchen singen kann. Mit seiner Band ECLIPSED kann er sich trotz guter Qualität kaum durchsetzen, da muss schon die Extraklasse seines zweiten Standbeins W.E.T. her, um auf sich aufmerksam zu machen. Da die nur alle Jubeljahre ein Album veröffentlichen, machten er und Atkins einfach gemeinsame Sache und spielten unter dem Banner NORDIC UNION ihr selbstbetiteltes Debüt ein.

Wer nun annimmt, dass es sich hier um die Summe der beiden Einzelteile handelt, liegt gar nicht so falsch, denn die Merkmale der bisherigen Arbeiten sind deutlich heraus zu hören. Da ging die Rechnung der südeuropäischen Projektschmiede auf, wer Frontiers kennt, weiß, dass sie bei dieser nordischen Vereinigung sicher ein wenig Starthilfe gegeben haben. Was sofort auffällt, ist wie charakteristisch Atkins Stimme ist, das fiel bei seiner Stammcombo nie so auf, man verband sie einfach mit deren Sound. Doch hier sticht sie doch deutlich unter vielen heraus, was der Band einen gewissen Wiedererkennungswert verleiht.

Dass es sich hier nicht um eine weitere PRETTY MAIDS-Kopie handelt, liegt am Songwriting und der Produktion von Martensson, der wiederum seine Eigenheiten mitbringt. Die Melodien stehen hier mehr im Vordergrund, während die metallischen Wurzeln zurück gefahren wurden. Da der Schwede bis auf die Drums alle Instrumente selbst eingespielt hat, gibt er den Songs noch deutlicher seine eigene Note. Musikalisch ist noch "Point Of No Return" am ehesten bei Atkins Band verortet, bei welchem sehr typische Harmonien zwischen Keyboard und Gitarren den Song bestimmen.

Auch klangtechnisch geht er den Weg einer zeitgemäßeren Abmischung wie bei ECLIPSE weiter, was den Songs aber nur bedingt gut tut, auch die letzten Alben der PRETTY MAIDS litten ein wenig unter den allzu modernen Anleihen. So sind die eigentlich treibenden Drums in "Hypocrisy" ein wenig zu Tanzflächenmäßig angehaucht. Der Spagat mit der Verwendung von ein paar elektronischen Zutaten funktioniert in der Ballade "Every Heartbeat" deutlich besser, wenn diese sich dezent zwischen die Synthieschleier und die Akustikgitarren schleichen.
Doch hier wird das Manko der Scheibe sichtbar, denn vieles ist zu glatt, zu poliert und dem Soundgewand fehlt es an Tiefe. Gerade die Drums klingen sehr steril, das ursprüngliche im Hardrock bleibt vollkommen auf der Strecke. Auch die Emotionen können sich nicht so richtig entfalten, das Kopfkino, welches so manch atmosphärischer Rocksong auslösen kann, findet nicht statt. Das liegt aber auch daran, dass das Mastering die wenigen Feinheiten unter der Komprimierung begräbt.

Dabei kann sich "Nordic Union" kompositorisch sehen lassen, die Songs machen richtig Laune. Alles sind auf das Wesentliche reduziert, gehen bei vier Minuten ins Ziel, auf feine Soli wird zum Glück aber nicht verzichtet. Schon das eröffnende "The War Has Begun" knallt mit seinem hymnischen Refrain, der nach getragener Strophe explodiert ordentlich. Stark sind die zwei immer dann, wenn sie es richtig rocken lassen wie etwa im coolen "The Other Side" oder dem kraftvollen Schlusspunkt "Go".
Meist setzen NORDIC UNION jedoch auf die reduzierte Strophe, wie sie viele Mainstreamrockacts zelebrieren. Das gelingt in "Falling" am besten, weil der Refrain, zu dem Martensson ein par Harmonievocals beisteuert, wunderbar schmissig ausfällt. Höhepunkt ist allerdings "When Death Is Calling", das ebenfalls bedächtig beginnt, bevor die Riffs richtig knackig reinschneiden, bevor dann im Chorus die Funken sprühen. Trotz der genannten Schwächen dürfte das Debüt keinen Melodic Rockfan kalt lassen, die Vorschusslorbeeren können aber nicht ganz bestätigt werden. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 41:20 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 29.01.2016

 

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