karirueslatten tothenorthIm Laufe einer Dekade erscheinen nur ganz, ganz wenige Alben, bei denen ich ernsthaft in Erwägung ziehen würde, eine wie auch immer geartete Maximalpunktezahl zu geben, denn wer das Höchste der Gefühle haben will, muss auch das Höchste für die Gefühlswelt liefern. Das passiert wirklich nur in ganz speziellen Ausnahmefällen, das letztjährige Comeback Album „Time To Tell" der einstigen THE 3RD AND THE MORTAL Mitbegründerin KARI RUESLATTEN ist ein solcher Spezialfall, jede einzelne Sekunde dieser knapp vierzig Minuten bewegt sich an der Grenze zur Perfektion und Songs wie „Paint The Rainbow Grey", „Why So Lonely" (mit Tuomas Holopainen) und „Vintersong" werden immer etwas Besonders bleiben.

Umso schöner ist es nun, dass KARI RUESLATTEN ihre Fans nicht erneut viele Jahre warten lässt, sondern mit „To The North" bereits einen Nachfolger komponiert und aufgenommen hat, der nicht nur von der Farbgebung des Coverartworks logisch auf „Time To Tell" folgt. KARI RUESLATTEN mag vor 20 Jahren einen Metal Background gehabt haben, auf „Pilot" und „Other Peoples Stories" experimentierte sie, inspiriert von TORI AMOS, stellenweise mit elektronischen Sounds, doch die wahre Kraft der KARI RUESLATTEN liegt in der Ruhe.

„Time To Tell" war bereits ein überwiegend ruhig und akustisch gehaltenes Album, das gekonnt zwischen Hoffnung und Melancholie pendelte. Gleiches tut auch „To The North", wobei die skandinavischen Einflüsse der Norwegerin wieder etwas mehr in den Vordergrund rücken, auch fällt „To The North" nicht mehr ganz so nachdenklich aus. Insgesamt ist alles eine Spur dynamischer. Verglichen mit dem übrigen Material geht KARI RUESLATTEN bei „Letting Go" sogar „krachig" zu Werke, das lange, mystische Titelstück hat wiederum etwas Experimentelles, also so etwas wie ein Rückblick auf „Other Peoples Stories".

Letzten Endes sind aber auch das nur Kleinigkeiten, denn KARI RUESLATTEN ist dann am besten, wenn sie einfach nur mit Piano oder sorgfältig ausgewählten Gitarrenklängen ihre Geschichten erzählt, und dabei kann ich machen was ich will, ich habe mich durch „Time To Tell" in die Stimme dieser Norwegerin verliebt, die auf den erste Blick unscheinbar und zurückhaltend wirken mag, aber über so viel Gefühl und Tiefe verfügt, dass man hier wirklich komplett der Musik verfallen kann.

„To The North" besitzt insgesamt nicht ganz so viel Tiefgang wie sein unmittelbarer Vorgänger, hat aber immer noch eine überragende Klasse und keiner der neun enthaltenen Songs bietet auch nur ansatzweise Anlass zur kritischen Darstellung. Eigentlich hat KARI RUESLATTEN bereits mit den ersten Klängen des Openers „Battle Forevermore" gewonnen, die größte Überraschung ist sicherlich die eigene, freie Interpretation des THE BYRDS Songs „Turn, Turn, Turn", wer unvoreingenommen in die Welt der KARI RUESLATTEN eintauchen möchte, tut das am besten mit „Mary's Song" und „Dance With The King".

Am Ende ist es dann auch gleichgültig, ob hier acht, neun oder zehn Punkte drunter stehen, auch „To The North" ist ein wunderbares Tondokument und das sollte jeder wissen und schätzen. (Maik)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 39:40 min
Label: Despotz Records
Veröffentlichungstermin: 23.10.2015

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