Huntress - Static

Huntress Static200pxNach den aufsehenerregenden Anfängen der Band mit dem Album „Spell Eater", das eher Speedmetal-lastig anmutet und für viele wegen Jills eher schmerzhaften Banshee-Gesangs grenzwertig ist, über das zerstörerische, aber kontrollierter wirkende „Starbound Beast", schließt sich letztlich die angekündigte Trilogie mit dem neuen Output „Static".
Trilogie deshalb, weil HUNTRESS Mastermind Jill Janus in Interviews von einer Jungfer-Phase zu Beginn ihrer Karriere sprach, in dieser Sie nicht mit Reizen geizte, um den Zug ins Rollen zu bringen bzw. ihre angestrebte Rolle im Metal-Business. Danach folgte die Mutter-Phase: alles wirkte gereifter, züchtiger und weniger wild. Die letzte und dritte Phase ist laut Jill die Vettel-Phase. Dazu muss man kurz in das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm abtauchen. Eine (alte) Vettel ist, laut Überlieferung, eine alte Frau mit verdorbenem Charakter: liederlich, unzüchtig und hexenhaft aussehend.

Nun, das scheint Jill optisch jedenfalls gut gelungen zu sein. Musikalisch geht es unzüchtig nach vorne los. Direkt in die Fresse startet das Album „Static" mit „Sorrow", einer reinrassigen Thrash-Nummer, die Spaß macht. Ich kann nicht behaupten, dass die Band rund um den mitverantwortlichen Songschreiber und Riffmaster Blake Meahl den Stil des Albums nochmals angepasst haben, aber es tönt schon etwas anders. Es klingt und fühlt sich nach mehr Heavy-Metal der frühen 80er Jahre an. Ich mag es sehr, wenn ein Album nicht überproduziert ist und man die Instrumente klar erkennen kann. Auch der Klangcharakter - gerade bei Solos - ist so authentisch, dass man sich erst wieder daran gewöhnen muss. Kein High-Gain-Terror, sondern klassisch satt bratende Amps. Auch das Schlagzeug wurde dabei nicht vergessen, ehrlich und ungetriggert bildet es eine verlässliche Basis ohne Ausfälle. Jill Janus Gesangsstimme deckt nach wie vor problemlos vier Oktaven ab, jedoch sieht sie diesmal komplett vom Banshee-Gesang ab und klingt oft böse und hässlich, statt betörend, wie im Song „Mania", wobei gerade dieser mit seiner Dauer von acht Minuten, in den Grenzen des Genres, einige interessante Variationen bereithält. „Static" verleiht dieser Vielfalt eine ganz andere Stimmung und unterscheidet sich dadurch deutlich von den Vorgängeralben.
Jeder Track hat eine böse und raue Grundstimmung und nur in den Gesangslinien gibt es so etwas wie Melodie und Variationen, meist nur leichte Phrasierungen, welche Verletzlichkeit oder Wut vermitteln. Bei der Lyrik sollte man nichts hochtrabendes erwarten, jedoch ist die Peinlichkeitsgrenze noch außer Sicht. Was will man bei einem Heavy-Metal-Album mit kompakten und in sich stimmigen Tracks auch groß erwarten: Sex, Drugs and Rock 'n' Roll und eventuell ein wenig Weltschmerz reichen immer für großartige Mitgrölnummern.
HUNTRESS schaffen es auf „Static" zwar nicht große Hymnen zu schreiben, aber halten ihr Niveau und bieten ein rundes interessantes Album für den geneigten Fan. Wenn die Trilogie nun tatsächlich abgeschlossen ist, kann man gespannt sein, ob die kreative Energie auch für wirklich Neues ausreicht oder ob die Band ihren Zenit schon überschritten hat und in der Beliebigkeit des ausufernden Metal-Universums versinkt. (Andreas)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 47:23 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 25.09.2015

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