fearfactory genexusZuletzt lief es für die Industrial Metal-Pioniere nicht so gut wie gewünscht. Trotz der Reunion mit dem früheren Gitarristen Dino Cazares blieben die letzten beiden Alben unter ihren Möglichkeit zurück, sowohl künstlerisch als auch kommerziell. Vor allem die Drumcomputer auf "The Industrialist" wurden heftig kritisiert, doch auch das Songwriting hatte nicht mehr die Qualität, weswegen viele Fans der Rückkehr des Axtmannes mittlerweile skeptisch gegenüber stehen. Trotz nachlassendem Interesse gelang es FEAR FACTORY nun einen Deal beim Branchenführer Nuclear Blast zu ergattern, von dem sich beide Seiten viel erhoffen. Wenn man sieht, dass der frühere A&R von Roadrunner, Monte Connor mittlerweile für die Schwaben arbeitet, verwundert diese Verpflichtung weniger. Doch zuerst mal das erste Album seit mehr als drei Jahren überzeugen, was kann "Genexus"?

Vor allem kann es echte Drums, denn mit Tourschlagzeuger Mike Heller hat die Truppe wieder einen etatmäßigen Schlagwerker, der auch im Studio ran durfte. Ebenfalls neu ist der ehemalige STATIC X-Bassist Tony Campos, der Matt DeVries nach dessen kurzem Gastspiel ersetzte. Er kommt aber nicht so zur Geltung wie der Mann an den Kesseln, denn mit weiteren neuen Helfern im Studio wurden die organischen Drums weiter heraus gearbeitet. Rhys Fulber gab einen Teil seiner Arbeit an den Produzentenaufsteiger Drew Falk ab, und für den Mix verpflichtete man mit Andy Sneap eine weitere Legende. Sie schufen ein Klanggewand, welches deutlich erdiger als bei den letzten Werken ausfällt, sich mehr an "Obsolete" oder "Transgression" orientiert.
So gibt es vom Schlagzeug nicht nur das durchgängige maschinelle Geratter, welches bislang typisch für die Band war. Doch zuletzt wurde dieses Stilmittel arg überstrapaziert. Was jetzt keineswegs heißen soll, dass FEAR FACTORY neue Wege gehen, das bedrohlich düstere Artwork bestätigt ebenso die Grundmerkmale der Formation wie auch die Übertechnologisierung der Menschheit anprangernde Texte. Immer noch bringt die Verbindung von stahlkalten Industrialklängen mit den dystopischen Texten fast eine Abscheu vor gewissen Zukunftsmodellen.

Zu Beginn bietet "Autonomous Combat System" noch genau den Stoff, den man erwarten durfte, dem man sofort anhört, dass hier diejenigen am Werk sind, die uns einst "Demanufacture" schenkten. Die Staccatos zerlegen alles und Burton C. Bell wütet mit seinem heiseren Organ. Ähnlich derbe geht es beim räudigen Titelsong und "Church Of Execution" zu. Auf der anderen Seite sind die Melodien in Titeln wie "Andonized" oder "Promotech" nicht mehr so sakral entrückt wie einst, sondern viel geradliniger, fast schon poppig, was durchaus die Eingängigkeit fördert. Anscheinend wollen die Vier es markttechnisch noch einmal richtig wissen und schrauben die Extreme etwas zurück.
Genauso trägt die groovigere, erdige Ausrichtung dazu bei, die arg distanzierte, maschinelle Atmosphäre ein Stück weit abzubauen. In Nummern wie "Soul Hacker" und "Dielectric" demonstriert man, warum viele New Metalbands FEAR FACTORY als Einfluss nannten. Einen Schwenk über PANTERA hin zu KORN kann man Cazares hier nicht absprechen. Bisher waren auch die Synthesizer ein wichtiger Baustein jener kalten Ästhetik, doch durch den geringeren Input von Fulber haben sie auch nicht mehr die Gewichtung der Vergangenheit. Lediglich in "Regenerate" kommen sie prominent zur Geltung, wenn sie sich mit den punkigen Attacken duellieren. Und mit "Expiration Date" versuchen sie sich an einer Art Ballade, was den gewohnt epischen Ausklang der Scheibe gibt.

Mit songdienlicher lässt sich "Genexus" am besten umschreiben, doch auch eine gewisse Rückbesinnung auf ihre erfolgreichste Phase ist heraus zu hören. Wobei es allerdings nicht gelingt, erneut solche Hits wie "Replica" oder "Resurrection" zu schreiben, dieser Qualität rennt die Truppe schon lange hinterher. Ob es mit den neuen Geschäftspartnern gelingt an diese Zeiten anzuknüpfen, bezweifle ich, obwohl man mit dem besten Post-Reunionalbum etwas verlorenen Boden gutmachen sollte. Zum großen Wurf hätte es noch ein wenig mehr Klasse oder auch Mut bedurft, denn trotz ein paar Ansätzen bleibt man sich weitestgehend treu, so dass die Überraschungsmomente ausbleiben. Die Fans wird aber gerade dies freuen. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 48:14 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 07.08.2015

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