Led Zeppelin In Through The-Out-DoorAuch wenn Re-Releases bei mir meistens einen faden Nachgeschmack hinterlassen, so kann man dennoch als Opfer der späten Geburt damit noch im Nachhinein einige Perlen ergattern. Mein Kollege Pascal hat ja schon von der hohen Wertigkeit der LED ZEPPELIN Re-Releases berichtet. Ich habe nun die Ehre, das vorletzte Machwerk der Ausnahmeband um Robert Plant zu begutachten. Als Fan der ersten Stunden dieser Kapelle bin ich jedoch etwas skeptisch, was dieses achte Werk mir sagen möchte, aber allein das Paket auspacken hat mir schon den Tag verschönert.

Aus Erfahrung weiß ich ja, dass die Neuauflagen von Jimmy Page nicht ohne eine deutlich Aufwertung daherkommen. So war ich begeistert, eine doppelte Vinyledition von „In Through The Out Door" zu bekommen, zusammen in nostalgisches Packpapier eingeschlagen, und das auch noch mit einem amtlichen Gewicht. Die zwei Scheiben, mit identischem, jedoch farblich abweichendem Artwork, aus jeweils 180 Gramm feinsten Vinyls inklusive Beigabe und Cover liegen gut in der Hand, und so muss gleich mal der Teller angeschmissen werden. Feinste analoge Aufnahmen erfreuen meine nostalgischen Ohren, und der nocht von der Hand zu weisende Komfort einer CD wird in diesem Moment redundant. Hier klingt die Musik noch organisch, selbst gespielt, ohne Sampler, Overdubs oder sonstige gar digitale Tricks und Effekte. Und das hat nichts mit der aktuellen Ausgabe zu tun, nur kommt es in der remasterten Version nochmal einen Ticken besser zur Geltung.

Was 1979 gut klang, kann heutzutage eigentlich nicht schlecht klingen, zumal Mister Page schon mehrfach bewiesen hat, dass er sein Handwerk an den Reglern durchaus noch sehr gut beherrscht. Allerdings kann man die Songs auf „In Through The Out Door" nicht unbedingt als zeitgemäß bezeichnen, denn trotz einigen stilistischen Änderungen klingen LED ZEPPELIN immer noch nicht nach der ruhmreichen Rockband, für die sie zumindest in den Sechzigern jeder gehalten hat. Sie klingen eigenwillig, experimentell, aber weniger von der bewusstseinserweiternden Art, sondern eher von der künstlerischen und musikalisch talentierten Seite.
Dabei unterscheiden sich die beiden Seiten des Albums doch ziemlich. Während auf der A-Seite noch mehr der Rock und die Klaviertöne dominieren, geht es auf der B-Seite schon eher modern und Richtung Synthie-Sound-Dominierung zu. Ich meine sogar, Blaupausen für die neuzeitlichen FAITH NO MORE herauszuhören, wenn auch die Songs an sich recht unterschiedlich sind. Von Samba-Rhythmen und Countryklängen schafft man sich doch bis zu einer progressiven und für Ende der Siebziger modernen Melange durch. LED ZEPPELIN zeigen sich mit einem frischen modernen Sound und beweisen mit dem zweitletzten Werk, dass es sich um eine ernstzunehmende, hochwertige und talentierte Band handelt, der eigentlich kaum was dazwischen kommen kann. Dass das Schicksal dann kurze Zeit später so hart zuschlägt, ahnte zu dem Zeitpunkt keiner, auch wenn man es eigentlich doch hätte prophezeien können auf Grund des exzessiven Lebensstils der Musiker.

Als Zusatzbonbon gibt es dann die Studioversionen des gesamten Albums, die sich nicht nur klanglich etwas von den Endversionen unterscheiden, sondern auch in der Titelgebung. So sind auf der B-Seite alle Songs mit Arbeitstiteln versehen, die erst nach dem Roughmix ihren endgültige Benennung bekamen.

Ich bin auf jeden Fall froh, nun doch noch ein solches Stück Musikgeschichte erhalten zu haben, zumal in einer solch edlen Aufmachung. Da macht der Name „Deluxe-Set" schon den richtigen Eindruck. (Jochen)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 42:25 min (Album)
Label: Atlantic Records
Veröffentlichungstermin: 31.07.2015

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